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3.6.2 Risiken

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Gruppen entfalten Ihre Potenziale nicht automatisch, sondern nur wenn es gelingt, ihren typischen Risiken zu begegnen. Dazu müssen diese bewusst sein. Unbedenkliches Experimentieren führt am Ende zwar zu der Erfahrung, klüger geworden zu sein, vielleicht aber auch zur Abneigung gegen zukünftige Gruppenarbeit. Die typischen Risiken der Gruppenarbeit liegen zum einen in der Nichtbeachtung grundlegender Regeln, zum anderen aber auch in menschlichen Faktoren:

• Es fehlt an klaren und verbindlichen Absprachen darüber: Was ist das Ziel der Gruppe und wie wollen wir unser Ziel verfolgen?

• Es besteht nur eine vordergründige Übereinstimmung darüber, dass es sich um eine Lern- bzw. Arbeitsgruppe handelt. Einige Teilnehmer*innen sehen die Gruppe eher als persönliches Meeting, bei dem man gemütlich beieinandersitzt und »ratscht und tratscht«. Ein ergebnisorientiertes Arbeiten ist so nicht möglich.

• Es gibt keine verbindliche Absprache, welche Aufgaben beim nächsten Treffen der Gruppe erledigt werden sollen und was hierfür an Vorbereitungsarbeit von wem zu leisten ist.

• Gruppenmitglieder bereiten sich nicht oder unzureichend auf die Sitzungen vor. Es gelingt deshalb nicht, den verabredeten Text zu besprechen oder die Gliederung für den → Seminarvortrag abzustimmen. Beim nächsten Mal haben sich auch die ehedem Fleißigen nur noch halbherzig vorbereitet. Schließlich sieht man nicht ein, seine »Hausaufgaben« zu machen, während andere nur ein minimales Bemühen zeigen. Erklärungen wie »Ich hab’ es nicht geschafft« haben ihren Grund oft nicht in tatsächlichen Sachzwängen, sondern in fehlender Arbeitsplanung und fehlender Arbeitsdisziplin.

• Gruppenmitglieder erscheinen nicht regelmäßig, nicht pünktlich oder müssen immer wieder »früher weg«. Dies demotiviert, eine kontinuierliche Arbeit ist nicht möglich.

• Einzelne Mitglieder verhalten sich dominant, konkurrieren miteinander oder missbrauchen die Gruppe zur Selbstdarstellung. Es gelingt der Gruppe nicht, korrigierend einzugreifen (ggf. durch Ausschluss des Mitglieds). Nach kurzer Zeit zeigt die Gruppe Auflösungserscheinungen. Auch persönliche Abneigungen oder das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden, können die Sacharbeit überlagern.

• Einzelne Gruppenmitglieder versuchen von der Arbeit der anderen zu profitieren, bringen selbst aber nichts in die Gruppe ein (»Trittbrettfahrer«).

• Die Gruppe ist zu groß. Mit der Größe sinkt das Gefühl des Einzelnen, für das Arbeitsergebnis persönlich (mit)verantwortlich zu sein. Mangels Verbindlichkeit gilt es als lässliche Sünde, »heute nicht zu können«.

• Die Gruppenmitglieder sind in ihrem Lernstand und Leistungsvermögen zu unterschiedlich, sodass einige von der Gruppe profitieren, andere nicht.

• Sachliche Auffassungsunterschiede werden als persönliche Differenzen erlebt. Konflikte sind die unvermeidliche Folge.

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