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Vorbericht des Privatgelehrten Dr. Philipp Bechtold

Ich habe diesen letzten Winter wieder einmal, mit meinen Forschungen beschäftigt, in Ägypten verbracht. Ich tue es alle drei Jahre. Ich kann es tun. Ich bin Privatgelehrter. Ich bin Herr meiner Zeit und meiner Tätigkeit, an keinen Lehrstuhl in Deutschland und an keinen Lehrauftrag gebunden. Ich hätte mich seinerzeit, vor einem Vierteljahrhundert — jetzt zähle ich schon an die Fünfzig —, gern an einer Universität habilitiert. Aber ich fühlte selbst zu gut: ich besitze nicht die Gabe und die Geduld, vom Katheder zu dozieren. Ich bin für die Erforschung des Wissens, nicht für die Weitergabe des Wissens veranlagt und geniesse in ersterer Hinsicht Gott sei Dank einen guten Ruf in der internationalen Gelehrtenwelt.

So habe ich mit meiner getreuen Gehilfin und Begleiterin auf so mancher Reise in das Pharaonenland, meiner lieben Frau Wilburg, und mit meinem langjährigen Faktotum Emil Krause aus Berlin für diesmal mein Hauptquartier in Luxor aufgeschlagen und mich ungesäumt an die Arbeit gemacht.

Freilich: meine privaten Mittel sind bescheiden. Ich kann keine grossen Sprünge machen wie der Lord Carnavon. Ich kann nicht im Tal der Könige das Unterste zuoberst kehren, so gerne ich es auch täte. Ich kann nur einen winzigen Bruchteil des unermesslichen Totenfeldes beackern, das das Pharaonenland heisst, und habe mich für meinen nunmehrigen Aufenthalt auf die Aufhellung einiger dunkler Stellen aus dem siebzehnten Kapitel des altägyptischen Totenbuchs beschränkt und daneben an meinem grossen Lebenswerk: „Der Sinn des Seins“, weitergearbeitet.

So wäre also über meine eigene Tätigkeit am Nil für Nichtfachgelehrte nichts Bemerkenswertes zu berichten. Aber ich war Augenzeuge der die ganze Kulturwelt bewegenden Tragödie, die sich in diesem Winter im Totental von Theben abspielte. Ich war Vertrauensmann der Beteiligten. Ich fühle die Pflicht in mir, als der einzige, der in die ganzen Ereignisse eingeweiht war, Licht auf das unheimliche Dunkel zu werfen, das über der Sprengung des Grabs des Pharao Scheschonk und dessen wirklichem, wie die einen glauben, oder vermeintlichem, wie die andern wollen, Fluch wider die Störer seiner Ruhe lastet.

Ich selber habe in diesem Streit keine Partei ergriffen, um die Darstellung der Ereignisse durch die Beteiligten nicht zu beeinflussen. Ich habe mich damit begnügt, meine eigenen Beobachtungen und die von mir erbetenen schriftlichen und mündlichen Beurkundungen vieler anderer zu einem einheitlichen Bericht zu gestalten. Ich habe — ich betone das nochmals — meine eigenen Zweifel als Mann der Wissenschaft zurückgestellt.

Mögen also in den folgenden Blättern in bunter Folge die junge Deutsche, deren Schicksal für mich und meine Frau im Mittelpunkt des menschlichen Erlebens stand — möge der fahrende Krösus mit Frau und Tross — mögen britische Theosophinnen und schottische Gardeoffiziere, ägyptische Grosse, deutsche Fabrikanten und Schweizer Zimmermädchen, Hoteliers, Missionare und Fellachen, Altertumsfälscher, Dragomane, Schlangenbeschwörer, Geldwechsler — möge der dunkle Gast aus Indien selber uns offenbaren, was sie zu sagen haben oder was über sie zu sagen ist.

Der Fluch des Pharao

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