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Aufzeichnung des Dr. Philipp Bechtold

Ich hatte Mr. Arthur Nothomb den Gefallen getan, seinen Artikel über das Pharaonengrab zu überfliegen, den er jetzt wohl schon als Sturmschwalbe unerhörter kommender Sensationen in drei Erdteile flattern lässt. Ich hatte hinterher Zweifel, ob ich recht getan, ich, der Mann der Wissenschaft, der da, wenn auch unter entschiedener Verwahrung, in den Spuk der Gräber hineingezogen wird.

Aber es ist schwer, diesem beweglichen, redesprudelnden, elektrisch geladenen kleinen Napoleon der Presse zu widerstehen. Seine gebieterische Liebenswürdigkeit entwaffnet. Er hat eine ganz sonderbare Art, nicht die Dinge an sich zu sehen, sondern nur ihre Wirkung auf die Menschen.

„Wenn es keine Gespenster gäbe, müsste man sie erfinden!“ sagte er. „Wenn es keine unerklärlichen Dinge in Ägypten gäbe — ja: um Cook und Sohn zu besichtigen, fährt niemand an den Nil! Halloh — alter Freund — wir brauchen die Gänsehaut den Rücken ’runter! Dann ist uns wohl!“

„Das ist nicht Aufgabe der Wissenschaft!“ sagte ich.

„Wissenschaft ist schädlich!“ entschied Arthur Nothomb. „Das heisst: das sage ich jetzt, weil es mir in meinen Kram passt. Morgen bin ich vielleicht entgegengesetzter Ansicht. Augenblicklich behaupte ich: Nichts macht das Leben langweiliger als die Erkenntnis. Wenn Sie ein Silbenrätsel gelöst haben, werfen Sie das Blatt weg. Es interessiert Sie nicht mehr!“

„Nein — der normale Mensch strebt nach Nichtwissen, um das grosse Geheimnis des Lebens nicht zu entweihen!“ Mr. Nothomb stand schon, die Uhr in der Hand, auf der Schwelle. „Darum rückt er Tische und sieht Zweite Gesichte und glaubt an die Geheimnisse Ägyptens. Und wenn er an sie glaubt — dann sind sie! Der Wille erzeugt die Vorstellung — hat einer Ihrer Philosophen gesagt — oder umgekehrt? Na — so ähnlich! Ich muss auf das Telegraphenamt! Guten Abend, Professor!“

Ich setzte mich wieder an die Arbeit. Aus dem Totenbuch von Theben stieg das Grauen der Unterwelt. Die vierbeinigen Schlangen, die wandelnden Leichen, der Triumphmarsch der Krokodile, die Riesenschlangen — sie alle schienen mir fremde Fratzen. Es war, als riefen die Toten: Rührt nicht an die letzten Dinge! Es sind nie die letzten! Es kommen immer neue nach! Wer mit der Fackel der Erkenntnis durch das tiefe Dunkel schreitet, der erhellt nur so weit vor sich die Finsternis, als sie hinter ihm zusammenschlägt.“

„Ich habe eigentlich ein bisschen Reue“, sagte ich zu meiner Frau, „dass ich dem Humbug des Mr. Nothomb meinen Segen gegeben habe!“

„Wer weiss denn, ob es ein Humbug ist? Die Todesfälle stehen fest!“

„Du bist auch schon angekränkelt, Wilburg!“ versetzte ich. „Du sagst auch: Was wäre das Leben ohne das Unerklärliche?“

„Vielleicht . . . .“

„Und jedenfalls muss, gerade vom Standpunkt der Wissenschaft, alles unterstützt werden, was den Laienplänen dieses Herrn Sanders dient“, schloss ich. „Und darum habe ich es getan. Gelänge es ihm durch ein Wunder des Himmels, den Pharao zu finden, so wäre der Gewinst für uns Fachleute unberechenbar!“

Unser Berliner Faktotum Emil Krause trat ein. Aus einem der Nilhotels habe eine alte Dame geschickt, ob ich nicht wüsste, wo Fräulein Sabine Ritter sei.

„Sabine Ritter?“ frug ich. „Wer ist das?“

„Herr Doktor hätten vor drei oder vier Stunden hier auf der Strasse vor dem Haus mit ihr gesprochen!“

„Sabine Ritter — das ist offenbar das grosse, hübsche, sonnenverbrannte Mädchen, dem du vorhin den Weg nach dem Karnaktempel gewiesen hast, du alter Schwerenöter!“ sagte meine Frau.

„Die alte Dame ist etwas in Unruhe, indem es sachteken dunkel wird!“

„Ja — bitte — ich lasse Mrs. Adams bestellen, das Fräulein fei vor die Stadt hinaus zu Fuss in der Hitze nach dem Karnaktempel abmarschiert!“ versetzte ich. „Hier vorbeigekommen ist sie seitdem nicht wieder. Also muss sie wohl noch draussen sein!“

Der Fluch des Pharao

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