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Bericht Arthur Nothombs an die Weltpresse.

Kein härteres Ding, als augenblicklich in Luxor ein Bett zu finden! Die Ladies übernachten in Badewannen und reihenweise auf dem Bodenteppich des Drawing-Rooms, die Gentlemen auf Matratzenlagern auf den flachen Dächern. Manche schlafen sitzend in Automobilen, andere auf mondscheinbeschienenen Bänken in den Hotelparks. Man erwarte höchstens einen Stehplatz in dem Luxusexpress von Kairo! Ich möchte den Apfel sehen, der auf dem Deck der Nildampfer noch zur Erde fallen kann, wenn sie sich Luxor nähern!

Das alles Herrn Konrad Sanders zu Ehren, der den Pharao Scheschonk aus seinem vieltausendjährigen Schlaf aufrütteln will!

Wer in den kleinen und auserwählten Kreisen, die mit ihrem Geld zu ihrem Teil die Welt kontrollieren, kennt Herrn Sanders nicht, diesen vorbildlichen Gentleman zweier Erdhälften? Vor wenigen Jahren leuchtete plötzlich sein Name wie ein Meteor am Gesellschaftshimmel Amerikas und Europas auf, und man weiss nicht, was man an diesem Löwen der Salons als erstes erwähnen soll: seine glänzende Erscheinung, seinen Ruf als Sportsmann, seine Liebenswürdigkeit, sein Glück in allen Dingen, die er anfasst.

Herr Sanders ist kein Mann der grossen Menge. Aber er wird es jetzt, als der Grüftesprenger der Totenstadt von Theben, werden.

Kirchenmänner mahnen: Lasset die Toten ruhen! Hausväter meinen: Mögen die Toten die Toten begraben! Geschäftsleute fragen: Lohnt es sich, in diese Katakomben einzudringen?

Ja. Es lohnt sich. Denn dies sind keine einfachen Keller, voll von Särgen und moderndem Gebein. Dies sind unterirdische, tausendjährige Museen. Dies sind Schatzkammern aus Tausendundeiner Nacht. Dies sind märchenhafte Fundgruben für die Wissenschaft, in die Aladins Wunderlampe in der Hand des Herrn Konrad Sanders hineinleuchten will.

Der tote Pharao brauchte diesen Prunk. Denn er starb nicht. Von seinem Tod ab begann er erst zu leben. Er und seine Untertanen am Nil.

Dass dem so ist und warum dem so ist — darüber hat mich mein gelehrter hiesiger Freund, der deutsche Professor Philipp Bechtold, aufgeklärt. Er hatte die Güte, in den wenigen noch zur Verfügung stehenden Stunden diese ernstliche Frage an der Hand meiner vorläufigen Aufzeichnungen mit mir durchzusprechen, ohne sich freilich, wie er ausdrücklich bemerken möchte, mit meinen Schlussfolgerungen einverstanden zu erklären. Das ist begreiflich. Denn er ist strenger Fachmann, und wir sind Gott sei Dank leichtgläubige Kinder der Welt. Wo kämen wir hin, wenn wir al das beweisen müssten, was wir für wahr halten?

Wir hören also in meinen nun folgenden Worten eines auf Motor, Morseapparat und Schalltrichter eingestellten Globetrotters der Druckerschwärze die Stimme der vorurteilslosen Wissenschaft, die sich die Geheimnisse Ägyptens zum Ziel gesetzt hat.

Ich kenne Ägypten zu allen Jahreszeiten. Ägypten ist ein glühendes Sonnenland. Man kann Monate dort zubringen, ohne dass ein Wölkchen das flammende Blau des Himmels trübt. In einem satten Blaugrün gleissen zu beiden Seiten die fruchtbaren Niederungen. In violettem Dunst umrahmen kahle Steingerippe die riesige grüne Oasenschlange mit dem Nil als Rückgrat, die Ägypten heisst, oder brennend schwefelgelb wie sonst in dem Innern der Sahara schlägt gleich einem erstarrten Meer der Wellenschlag der Sanddünen. Alles ist ein Rausch von Farben und Feuer.

Man sollte meinen, dass unter dieser ewig heiteren Himmelswölbung ein unbeschwertes Geschlecht sich seines Lebens freuen würde, sorglose Söhne der Sonne, eins mit blauem Himmel, Spiel der Nilwogen, fächelnder Brise, wie der Lazzarone in Neapel. Nein. So lange wir um die Ägypter wissen — und wir wissen von ihnen länger in die Urzeit hinauf als von irgendeinem Volk der Weltgeschichte —, haben sie sich auf dieser schönen Gotteswelt nie recht zu Hause gefühlt. Ihre Koffer waren immer gepackt zur Reise ins Jenseits.

Sie waren ein Geschlecht gigantischer Ameisen, in ihrem praktischen Verstand, ihrer kribbelnden Geschäftigkeit, ihrer Freude an Mammutbauten die Amerikaner ihrer Zeit. Und zugleich so bigott, so weltabgewandt, so daseinsverneinend wie heute etwa noch der Dalai - Lama von Tibet und sein Land voll Mönche und Gebetsmühlen.

Sie errichteten Bauwerke, gegen die unsere Zentralbahnhöfe, Talsperren, Schwimmdocks nur Babyklappern sind. Aber diese Quadergebirge der Pyramiden waren Grabmale über einem einzigen winzigen Königssarg, und in dem Karnaktempel bei Luxor, wahrscheinlich dem grössten Bauwerk, das Menschen je auf Erden geschaffen haben, grüsst überall, wie in einem ungeheuren Vorhof zu einem andern Leben, mit seinem Schakalskopf Anubis, der Tutengott, und raunen die Hieroglyphen: „Er öffnet dir die Strasse, wenn du dich zur Unterwelt begibst!“

Die Unterwelt. Die eigentliche Welt.

Denn nach der düsteren altägyptischen Glaubenslehre ist das Menschenleben nur ein flüssiges Flackerpünktchen zwischen zwei schwarzen Unendlichkeiten. Das Erdendasein ist nur ein kurzer Traum. Man erwacht aus ihm im Sterben. Der Tod ist die Wirklichkeit. Darum heissen in den Rätselstellen der Hieroglyphen die Verstorbenen „die Lebenden“, die Häuser „Herbergen auf der Wanderschaft“, die Gräber „Ewige Wohnungen“, die Särge „Schreine des ewigen Lebens“.

Jenseits des breiten fruchtbaren Überschwemmungsgeländes des linken Flussufers lag damals und liegt heute noch in furchtbarer Einsamkeit einer wildzerklüfteten, baum- und strauchlosen, viele Hunderte von Fuss hohen Berg- und Steinwildnis die Totenstadt Theben. Nicht nur die Pharaonen fanden da ihr neues Heim. Sie hatten nur ihr eigenes „Tal der Könige“ oder eigentlich zwei in den Felsschlünden sich gabelnde, schauerlich öde Wüstenschluchten. Ziemlich entfernt davon besitzen die Königinnen ihr eigenes Schattenreich. Überall im Umkreis gähnen aus gelbem Gestein die schwarzen Pforten zu den in den Felsen gehauenen Gräbern: Massengrüfte thebanischer Priesterfamilien, Friedhöfe der hohen ägyptischen Bürokratie, Grabkammern ehrbarer Bürger, von Bestattungsgesellschaften angelegte Massenkatakomben, mit Reihenstätten rechts und links des Bergtunnels für die weniger bemittelten Mumien. Dazwischen Kapellen, zerfallene Mauern, in den Tälern und in die Ebene hinausgebaute riesige Tempel — das war Theben. Das ist heute noch Theben. Denn seine Totenkammern haben viele Jahrtausende der Lebenden, der Völker Kommen und Gehen, die Schicksale der Weltteile, Kriege, Thronkämpfe, Entdeckungen — alle die Nichtigkeiten des Erdendaseins überdauert.

Die Toten von Theben und ihre Könige.

Konnte man die Königskatakomben, die unermessliche Schätze bargen, in weltverlorener Einsamkeit vor den Hyänen der Grüfte bewahren? Man vermochte es, solange der Staat stark genug war, sie mit seinen Polizeimitteln zu schützen. In der Blüte des Pharaonenreichs war die Totenstadt links des Nils auch von vielen Tausenden von Lebenden bewohnt — von Priestern, Wandmalern, Friedhofbeamten, Aufsehern, Einbalsamierern, Steinmetzen — allem, was zum Betrieb des ungeheuren Bergfriedhofs gehörte.

Aber dann verödete im Verfall des Reiches das lebende Theben, die Hauptstadt am anderen Ufer des Nils, an deren Stelle heute nur noch, mit Ausnahme der Tempel, armselige Dörfer und Weiler stehen. Nur noch die Schatzale winselten nächtens drüben im Tal der Könige! Unbehütet standen die viereckigen, schmalen, vermauerten Pforten, von denen aus Treppenstufen und Gänge mit Seitenkammern und Zwischentoren tief in das Innere des Berges bis zur Mumiengruft führten. Wohl waren diese Tore mit Baststricken versiegelt. Aber was half das gegen Gottlose und Gierige in stundenweiter Wildnis?

So sind diese sechzig und mehr Grüfte im Tal der Könige, in denen an die dreissig Pharaonen ihre ewige Ruhe zu finden wähnten, grösstenteils schon zur Zeit der alten Ägypter selbst erbrochen und ausgeraubt worden. In Theben bestand bereits um das Jahr 1000 vor Christus eine organisierte Gangstergesellschaft, deren sich Chicago nicht zu schämen brauchte, zur Ausplünderung der Königsgrüfte unter Führung des Oberpriesters, zweier Stadtmeister und dreier königlicher Räte. Ganze Bündel von Königsmumien wurden, da man keinen andern Rat mehr wusste, von Getreuen in Felsspalten vor den Grabräubern versteckt und schliesslich doch nach vielen Jahrhunderten 1875 von Fellachen aufgestöbert, denen man sechs Jahre später ihren Raub abnahm. So liegt jetzt der einstige Herr der Welt, Ramses der Grosse, der siebenundsechzig Jahre über Ägypten geherrscht hat, als schwärzliches Bündel im Schaukasten des Salon Septentrional, des grossen Nordsaals, als Nr. 3874 unter Glas und Rahmen im Ägyptischen Museum zu Kairo. Neben ihm drei weitere numerierte Pharaonen, viele einstige Prinzessinnen und Grosse. Man verarge mir meinen Freimut nicht — aber ich habe manchmal den Eindruck, als ob es unserer Zeit ein ganz klein wenig an Feingefühl mangelt.

Was im Tal der Könige zu stehlen war, das wurde fast restlos im Lauf der Zeiten gestohlen. Der Grieche Strabo kannte schon vierzig geöffnete Königsgräber. Die Schlussarbeit besorgte dann der Islam bis gegen das Ende der Kreuzzüge hin. Es schienen von da ab alle die Totenkammern der Herrscher von Räuberfüssen entweiht, von Räuberfäusten kahl ausgebeutelt zu sein.

Von da ab schwieg das Tal der Toten und gab seine Geheimnisse nicht mehr preis. Seit Menschengedenken hatte man keine neue Königsgruft mehr aufgefunden, geschweige denn betreten.

Bis um die Jahrhundertwende Lord Carnavon kam, erst seiner Gesundheit wegen, dann unter dem Zauber des ewigen Nils. Isis und Osiris nahmen den steinreichen Peer von Grossbritannien an der Hand und geleiteten ihn in ihre geheimnisvolle Welt.

Lord Carnavon begann zu graben. Durch Jahrzehnte haben er und Mr. Howard Carter, ein britischer Ägyptologe, samt einem Stab von Mitarbeitern und Scharen von Fellachen das Totental der Pharaonen mit der Geschäftigkeit des zwanzigsten Jahrhunderts erfüllt.

Wenn man in diesem Gespenstertal zwischen niederen, senkrechten Felsmauern wie in einem Kanalschacht durch die trostlose, gelb glühende Bergwildnis reitet und sich nach links wendet, so gab es da eine Stelle, wo hohes Steingeröll aus einem dereinst in halber Berghöhe ausgeschachteten Grab die Talsohle füllte. Die braunen Werkleute der Pharaonenzeit hatten die Massen der Felsbrocken einfach da hinuntergeworfen, ohne sich viel darum zu kümmern, ob sie mit ihnen nicht vielleicht einen schon vorhandenen, tiefer gelegenen Grufteingang für immer verschütteten.

An dieser Stelle, im Tal der Toten, scharrte und schürfte der Gelehrte. Carter unermüdlich sechs Winter hindurch mit seinen Fellachen und war schliesslich doch schon nahe daran, das Rennen aufzugeben. Da stiess am 4. November 1922 der Spaten eines Arbeiters auf eine in den Fels gemeisselte Steinstufe: das Grab des Pharao Tutanchamen war entdeckt. Die Welt hallte davon wider.

Tutanchamen war dabei durchaus keiner der grossen Pharaonen. Er sass nur etwa sechs Jahre auf dem Thron. Er starb, kaum achtzehnjährig, wahrscheinlich eines gewaltsamen Endes. Die allmächtigen Hohenpriester hatten etwas gegen ihn — den Nachfolger des grossen Ketzerkönigs Amenophis.

Und doch: was hat man alles mit seiner Mumie dreifach im Tal der Könige eingemauert! Sein Sarg aus massivem Gold hat allein einen Wert von 300 000 Dollar. Eine goldene Maske deckt sein Angesicht. Die Augen sind aus Lapislazuli. Über und über vergoldete Thronsessel aus Ebenholz. Goldene Diademe und Halskragen, goldene Fingerringe, Sandalen, Fächer und Zepter. Elfenbeinkästen, Alabasterlampen, vergoldete Streitwagen und Pferdegeschirre, Stöcke aus Elfenbein, Truhen aus Zedernholz, Dolchknaufe aus Bergkristall, Skarabäen, Kinderstühle, Amulette, Leuchter, Vasen, Salbenbüchsen, Bogen, Götterfiguren. Die Sammlung umfasst jetzt im Museum von Bulak bei Kairo allein mehr als fünfzig Glasschränke.

Und nun tritt unheimlich das Schicksal in Erscheinung. Die Mumie Tutanchamens wehrt sich mit Mitteln über Menschenmacht gegen ihre Bezwinger des zwanzigsten Jahrhunderts.

Es heisst, dass schon 1914 der Forscher Theodor Davis an derselben Stelle ganz nahe dem grossen Fund gewesen, aber am selben Tag plötzlich gestorben sei. Jedenfalls waren Lord Carnavon und Carter die ersten, die am 26. November 1922 die Gruft öffneten. Nur langsam drang man im Lauf der Wochen durch die mit unermesslichen, nie geahnten Schätzen an Königsgerät gefüllten Räume vor. Dabei steckte der Earl von Carnavon, wie als Augenzeuge der amerikanische Altertumsforscher Tom Terris schildert, seine Hand in eine Alabastervase und zog sie mit einem kleinen blutigen Stich wieder heraus. Aus dem Krug summte, wie der Geist des toten Pharao, eine kleine grüngoldene Fliege. Lord Carnavon starb nach kurzem an Blutvergiftung.

Er hatte fünfzehn Begleiter, die mit ihm zusammen als die ersten Menschen nach Jahrtausenden die Totenkammer des Pharao betraten. Von diesen insgesamt 16 Wissenschaftlern — nach andern wären es sogar 19 gewesen — weilen jetzt, nach wenig mehr als elf Jahren, nur noch zwei unter den Lebenden. Beide von schwerer Krankheit genesen: Carter und Terris.

Laut Terris äusserte Lord Carnavons Halbbruder vor dem Betreten der Gruft: „Ich wünschte, er hätte dieses Grab niemals entdeckt.“ Er starb im Laufe des Jahres. Der bei den Ausgrabungen beteiligte Prinz Ali Bey von Ägypten wurde im Londoner Savon-Hotel ermordet. Der ägyptische Gelehrte Hallah Bey entleibte sich einige Tage darauf. Der Sekretär Howard Carters, Mr. Bethell, ein rüstiger Sportsmann von dreissig Jahren, starb rasch an einer unbekannten Krankheit. Sir Archibald Douglas, aus dem berühmten schottischen Geschlecht, machte im Innern des Grabes, wenige Monate nach der Entdeckung, photographische Aufnahmen und starb ganz plötzlich. Der Ägyptologe Evelyn Whyte, der zugleich mit ihm das Grab betreten, verübte im gleichen Jahr Selbstmord. Als Vertreter der amerikanischen Wissenschaft stand der Professor Lafleur von der McGill-Universität in der Gruft und verschied nach wenigen Tagen in Luxor. Der Konservator der in dem Grab gefundenen Altertümer, Arthur Weigall, wurde in London vor kurzem von einer schleichenden Krankheit dahingerafft. Als letztes Opfer endlich starb jetzt in Boston der berühmte amerikanische Ägyptologe Lythgon, der bei der Öffnung des Grabes hervorragend mittätig gewesen war.

Diese Totenliste, die wiederholt und unwidersprochen durch die Weltpresse ging, zeigt die Unglückszahl dreizehn. Der vierzehnte Eindringling ist spurlos verschollen. Zwei, wie gesagt, genasen nach langem Siechtum.

„Die Göttin der Wolken“, sprechen die Hieroglyphen auf des Pharao Tutanchamen Totenschrein, „breite ihre Flügel über mich, dass ich still ruhe wie unter den unvergänglichen Sternen.“

Und wehe dem, der die Ruhe stört!

Und die Frage ging durch die Welt: Wohnte in dieser Gruft der tausendjährige Tod und harrte — sei es durch unsichtbares Gift, durch mystische Wirkung — der ersten Eindringlinge?

Stand nur als leere Drohung über den Königsgräbern der Fluch eingemeisselt: „Tod wird auf raschen Schwingen den ereilen, der den Grabfrieden des Pharao stört!“?

Oberflächliche Menschen werden vielleicht aus ihrem Klubsessel heraus antworten: „Die früheren Gräber wurden ja auch ausgeplündert!“ Ja: von Nilbauern und Wüstenhirten! Wer hat sich darum gekümmert, was aus ihnen nach der Entdeckung wurde? Das Dasein eines Beduinen wog nicht mehr als das eines Schakals. Sein oder Nichtsein eines Fellachen war dem einer Fliege gleich. Es ist sehr leicht möglich, dass diese ersten Entdecker alle bald darauf gestorben sind. Man hat sie in ihrem Dorf oder im Wüstenfand verscharrt und am nächsten Tag vergessen.

Wer ernstlich an diese vertrackten Dinge herantritt, der sieht der Sphinx und ihren Rätseln ins steinerne Antlitz. Die Ägypter konnten wahrhaftig mehr als Brot essen. Sie galten von alters her als Zauberer. Sie hatten unzweifelhaft geheimes Wissen, das sie mit sich ins Grab nahmen. Ist es wirklich weise, zu glauben, dass einem Volk, das so im Tod lebte, das so am Tod wahrhaft hing, dem nichts zu heilig und zu kostbar für seine Abgeschiedenen war — dass diesem Volk für seinen toten König ein paar Mauern aus Nilschlammziegeln, ein Tor aus Palmenholz, ein versiegelter Kokosstrick als genügender Schutz für die Ewigkeiten schien?

Wir wissen es nicht. Vielleicht werden wir es bald wissen — dank Herrn Sanders. Wir werden sehen, ob er am Leben bleibt.

Noch träumt, irgendwo im schauerlichen Tal der Könige, der Pharao den Traum des Todes oder des Lebens.

Eine starke Faust pocht an die Grabpforte.

„Halloh! Hier die Neue Welt!“

Es ist Herrn Konrads Sanders’ frische, jugendstarke Stimme. Er begehrt Einlass in den unterirdischen Hofhalt. Tutanchamen ist tot! Es lebe Scheschonk!

Ja. Er lebe — lebe wieder mit uns, in dem hellen Tageslicht. Schenke uns seine Schätze! Wir wollen sie nicht stehlen und einschmelzen und heimlich verhökern! Wir wollen sie nur haben!

Wir wollen sie in Glaskästen zur Schau stellen und dicke Bücher darüber schreiben. Wir wollen wissen! Immer mehr wissen, obwohl wir unter der Bürde jahrtausendealten Wissens schon fast zusammenbrechen. Wir können keine Rücksicht auf den Frieden der Gräber nehmen. Wir Söhne Adams halten uns an den Baum der Erkenntnis.

Noch hat uns Herr Sanders nicht verraten, wie er als Laie sein Werk anzugreifen gedenkt. Wer werden sehen, wer stärker ist — er oder der Pharao!

Der Fluch des Pharao

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