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Wie wir sprechen, so denken wir auch

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Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.

ALBERT EINSTEIN

Auch unter Menschen kann man einsam sein, zutiefst einsam sogar, und sich von Gott und der Welt verlassen fühlen. Wer sich niemandem zugehörig fühlt und glaubt, nicht dazuzugehören, dem nutzt die Gemeinschaft der Dazu-Gehörigen absolut nichts. Im Gegenteil. Wer anders als die anderen empfindet, fühlt sich isoliert. Und wer sich isoliert fühlt, leidet darunter. Damit ist eine innere Abwärtsspirale in Gang gesetzt, denn Einsamkeit wird ungern eingestanden. In einer Gesellschaft, die der Geselligkeit einen so hohen Stellenwert einräumt, ist Einsamkeit schambesetzt. Allein-Stehende werden immer sagen: »Ich lebe allein«, aber sicher niemals: »Ich lebe einsam.«Wer glaubt, das sei immer so gewesen, irrt gewaltig. Meister Eckhart oder Hildegard von Bingen hätten sich gewiss nichts daraus gemacht, so zu formulieren: »Ich habe bewusst die Einsamkeit gewählt.« Solange bewusst gewähltem Allein-Sein ein hoher, spirituell gesehen sogar der höchste Wert beigemessen wurde, schämte sich niemand dafür.

Vorurteilslos betrachtet, gab und gibt es auch keinen Grund dafür. Auch ein heutiger Kartäusermönch kann schon seit Jahr(zehnt) en in seiner Kartause mit sich völlig allein sein, ohne sich einsam fühlen zu müssen, denn ihm wird nicht eingeredet, Allein-Sein habe zwangsläufig negative Empfindungen und ein scheußliches Selbstbild zur Folge. Möglicherweise ist er dank seines Allein-Seins schon in den wundervollen Zustand des Alles-in-Einem-Seins eingetreten und geht, Gott in sich wissend, im Glücksgefühl der Allverbundenheit auf.

Es ist ein großer Kulturverlust, dass Allein-Sein heute generell als unerwünscht betrachtet wird. Ohne die Erwartung, mit fortschreitendem Lebensalter nicht mehr integriert, sondern ausgeschlossen zu sein, gefühlt »nicht mehr dazuzugehören«, wäre die Angst vor Einsamkeit im Alter sicher nicht so verbreitet. Offenbar liefert auch die sogenannte Seelsorge da weder befriedigende Antworten noch gangbare Auswege.

Der Ausdruck »mutterseelenallein« ist sehr aufschlussreich: Da fehlt offenbar die Mutter-Seele, und damit etwas ganz Tiefes und Wichtiges. Andererseits ist es gerade die Mutter-Seele, die spricht: »Ich würde so gern einmal für mich allein sein.« Das geht bei dem zunehmenden Stress allüberall immer mehr Menschen so. Wer also sagt, er habe Angst davor, allein zu sein, meint damit eigentlich Angst vor Einsamkeit. Und wer sich einsam fühlt und sagt: »Ich fühle mich allein«, meint: »Ich fühle mich einsam.« Einsamkeit ist eben ein Gefühl, Allein-Sein dagegen ein Zustand, der an sich nicht fühlbar ist, wohl aber sein Resultat: eben glücklich zu sein mit sich selbst.

Es gibt deshalb keinen Grund zu einem fröstelnden Gefühl, wenn in diesem Buch von der »Leere« als erlöstem Gegenpol von »innerer Leere« gesprochen wird. Vielleicht sollten wir uns auf der Reise in unsere Innenwelt daran gewöhnen, dass es dort nicht um »Etwas« und »Dieses« oder »Jenes« geht. Bewusstheit benötigt keinen Gegenstand, kein Gegenüber, denn Bewusstsein ist überall, wir sind uns dessen nur nicht bewusst.

Auch Einsamkeit und Allein-Sein sind Gegenpole. Erstere steht für Abhängigkeit und Mangel, Letzteres für innere Erfüllung. Bewusstes Allein-Sein zu erlernen ist das beste Mittel gegen Einsamkeit und sogar, wie wir sehen werden, eine Voraussetzung für gelingende Partnerschaft.

Glücklich mit mir selbst

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