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Die Spielregeln des Lebens

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Wenn auf Erden die Liebe herrschte, wären alle Gesetze zu entbehren.

ARISTOTELES

Die Spielregeln des Lebens ergeben sich für mich aus drei Schicksalsgesetzen und zwölf Lebensprinzipien. Beginnen wir mit den Schicksalsgesetzen.

Partnerschaft beginnt heute in der Regel mit beglückender Verliebtheit, einer Phase der Exaltiertheit, gemäß dem berühmten Satz Hermann Hesses: »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« Das entspricht dem drittwichtigsten der Schicksalsgesetze, welches besagt, schon im Anfang liege alles, so wie im Samen der Baum.

Früher nahmen auch noch in unserer eigenen Kultur die Eltern auf Eheschließungen großen Einfluss. So nach dem Motto: Wir haben ein Baugeschäft und die haben ein Baugeschäft, also baut etwas Schönes miteinander (auf). Damit folgten alle dem zweitwichtigsten der Schicksalsgesetze, dem der Resonanz. Im Anfang der Verbindung lag da meist kein übermäßiges Glück, dafür erwies sich das langfristige Konzept als Bürge für Haltbarkeit und Dauer und zumeist auch ein nicht so herbes Ende. Im Idealfall ist die heute so hoch geschätzte Resonanz-Phase eine wundervolle Zeit, die beide genießen, wenn sie dieselben Gedanken denken, dasselbe Essen mögen und sich am Selben und aneinander freuen. Im Stehen stoßen sie an, ohne anstößig zu sein, im Sitzen genießen sie das gemeinsame Mahl, bei dem sie sich schon nacheinander verzehren, was sie in der Horizontale dann vollenden oder auch nicht. Sobald diese Phase vorbei ist, etwa weil er gleich und sie gar nicht kommt oder sich eine anstrengende horizontale Bastelei ergibt, geben insbesondere die Jungen heute oft gleich wieder auf.

Wo die Resonanz sich aber wundervoll fügt, sie miteinander schwingen und entschweben in gemeinsame Glücks- und sogar orgiastische Einheitsgefühle, liegt eine genussreiche, aber begrenzte Zeit vor ihnen. Nicht wenige deuten sie als höchste Zeit zur HochZeit und trauen sich vor den Traualtar. Das aber ist eine Rechnung, die sie ohne das erste Schicksalsgesetz gemacht haben.

Dieses erste und wichtigste Gesetz, das der Polarität, entfaltet seine Wirksamkeit, sobald der Hormonrausch der Resonanz-Phase vorüber ist und der Alltag mit seiner Routine einkehrt. Dann erleben die beiden, wie sie sich gegenseitig ihre jeweiligen Schatten(seiten) zu spiegeln beginnen. Die allermeisten stürzen jetzt in die Konflikte der Schattenprojektion ab. Was mit himmlischen Orgasmen und/ oder mit Anrufung himmlischer Kräfte Himmel-hoch-jauchzend vor dem Trau-Altar begann, endet häufig – in unseren Großstädten schon zu 80 Prozent – zu Tode betrübt vor dem Scheidungsrichter. Anschließend sind beide allein, oder einer ist es, ganz selten aber keiner, weil beide schon heimlich oder offen für Ersatz (vor-)gesorgt haben. Nun zu den Solisten des Lebens.

Das neudeutsche »Single« gehört inzwischen zum selbstverständlichen Sprachgebrauch, der herkömmliche Begriff »alleinstehend« dagegen nur noch ins Personenstandsregister. Gut so. Ihm haftet seit je etwas Defizitäres an. »Allein stehen« zu können ist dabei doch alles andere als ein Defizit, und das ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch wesenhaft so. Solisten in der Kunst des Lebens genießen in Bezug auf alle drei Schicksalsgesetze sogar einige Startvorteile auf dem Weg zu nachhaltigem Glück.

>Allererst so in Bezug auf das Gesetz der Polarität. Sie müssen davon ausgehen, dass auftretende Probleme ausschließlich mit ihnen selbst zu tun haben, denn da ist schlicht kein Partner, auf den sie projizieren könnten: Sie sind sich selbst und nur sich selbst immer und ausnahmslos verantwortlich. Es wird davon zu reden sein, welche Herausforderungen das mit sich bringt.

>Auch beim Resonanz- oder Spiegelgesetz sind sie – rein prinzipiell gedacht – im Vorteil. Sie können sicher sein, dass ihre Schwachstellen nicht vom Partner ausgeglichen werden. Wer niemanden hat, der seine Schwächen kompensiert, muss sie allerdings auch selbst sehen können und allein bearbeiten, um sich in puncto Lebensqualität letztlich nichts vorzumachen.

>Das Gesetz des Anfangs offeriert in unserer entwickelten, offenen Gesellschaft, die sich – bis zum Corona-Koma – die Freiheit des Individuums auf die Fahnen geschrieben hatte, für fast jede Art von Alleingang nachgerade verführerische Möglichkeiten. Ob als Chance oder Falle, hängt davon ab, welche inneren und äußeren Voraussetzungen der einzelne Mensch mitbringt und welche Vorstellungen von seinem Glück er sich gönnt.

Glücklich mit mir selbst

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