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Alles Wesentliche beginnt bei uns selbst – auch die Liebe

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Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das »gesunden Egoismus«, aber heute weiß ich, das ist »Selbstliebe«.

CHARLIE CHAPLIN

In aller Regel begannen wir unser Leben allein im Mutterleib, hatten die meisten doch keinen Zwilling zur Seite. Von allen Seiten von unserer Mutter umgeben und in ihr geborgen, mussten wir dann allein den Kopfsprung ins Leben wagen, und das gilt selbst für Zwillinge. Auch am Ende des Lebens sind wir letztendlich allein, wenn uns Gevatter Tod abholt. Und zwischen unserem ersten Atemzug nach der Geburt und dem letzten vor dem Tod liegen eine Menge Situationen, wo wir ganz allein und nur auf uns selbst gestellt sind. Die Frage ist, ob und wie wir uns dem stellen.

Bei entscheidenden Momenten wie etwa Lebensübergängen sind wir letztlich und wesentlich ebenfalls allein. Die Peergroup mag Pubertierende hilfreich unterstützen, aber am Ende ist Erwachsen-Werden ein nur allein zu schaffender Schritt. Das gilt ebenso für die Um- und Einkehr in der Lebensmitte und die Akzeptanz des Geschenks des Alter(n)s.

Alles Wesentliche beginnt immer also bei uns selbst. »Nur du allein kannst es schaffen. Aber du kannst es nicht allein schaffen«, lehrte mich der große Nervenarzt Walther Lechler. Ein Kernsatz, der sich aus seiner Arbeit mit Suchtpatienten ergab. Und so wahr – auch für viele Situationen darüber hinaus! Wenn ein Süchtiger nicht von sich aus will, führt kein Weg aus der Sucht. Auch die beste Ärztin kann keinen Patienten zu seinem Gesundheits-Glück zwingen. Gern variiere ich den zweiten Satz inzwischen in: »Aber du musst es nicht allein schaffen.« Denn häufig ist Hilfe da und wäre nur anzunehmen. Das ist es, was Walther Lechler wohl auch meinte: Süchtige – aber nicht nur sie, sondern viele Menschen im Zustand akuter Bedürftigkeit – brauchen eine Gruppe, die sie stützt und, wo notwendig, immer wieder auffängt. Aber ich habe sogar auch Süchtige kennenlernen dürfen, die es ganz allein schafften, sich aus der Abhängigkeit – selbst von Heroin – zu befreien. Noch nie aber erlebte ich, wie ein Partner oder eine Gruppe jemanden aus einer Sucht befreite, der nicht selbst dazu entschlossen und bereit war. Bei Co-Abhängigen hat das manchmal den Anschein, aber in Wirklichkeit geht es nie ohne eigenen Impuls der Betroffenen.

Letztlich verweist auch der erste der Metasätze des Christentums auf uns selbst – und ohne des Egoismus verdächtig zu sein: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.« Das ist eine direkte Aufforderung zur Selbst- oder Eigenliebe! Mehr als mich selbst kann ich sowieso niemanden lieben. Wer so tut, als ob er andere mehr liebe als sich selbst, ist nicht noch besser, sondern hat ein Problem mit Selbst-Akzeptanz und Selbstliebe und/oder ein naives anthropomorphes Gottesbild, wie Religionswissenschaftler es nennen, wenn man sich Gott nach seinem eigenen (Ideal-)Bilde vorstellt. Wenn – wie Christus sagt – das Himmelreich Gottes in uns liegt, können wir auch Gott nicht mehr als uns selbst lieben. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, zwischen Ego und Selbst zu unterscheiden.

Aber so wie mich selbst könnte ich im Ideal- oder besten Fall auch andere lieben. Das ist das höchste der Gefühle, das Bestmögliche, was ich meinen Nächsten bieten kann. Mehr geht nicht, wie zwei Jahrtausende christlichen Bemühens, da noch eins draufzusetzen, dramatisch belegen. Die Verfolgung Andersgläubiger, die zeitweise brutale Mission, die Mordorgien der Inquisition und der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bis in unsere Zeit erfolgten garantiert durch Menschen, die sich selbst nicht liebten und oft genug vorgaben, Gott mehr zu lieben als sich selbst. Aber in Wirklichkeit wurden sie nur zu Verbrechern oder gar Mördern in Gottes Namen.

Wenn ich mich selbst nicht liebe, klappt es mit den anderen garantiert nicht. Wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben und für sie da sein, aber natürlich auch gut mit sich allein und für sich allein da sein.

Glücklich mit mir selbst

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