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Paare und Solisten – in Glück und Unglück

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Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich-Sein ist der Weg.

BUDDHA

Als Arzt und Berater frage ich mich seit 40 Jahren: Warum wollen so viele Menschen, die in Partnerschaften leben, im Grunde nichts lieber als hinaus, zurück in die »Freiheit«? Und warum sind so viele, die allein leben, oft einsam und sehnen sich nach nichts stärker als nach glücklicher Partnerschaft? Da muss es zwischen den Extremen doch eine Zwischenzone geben, in der Paare und Solisten gleichermaßen glücklich sein und ihr Leben genießen können.

Allerdings hatte ich auch eine sehr spezielle Einweisung in Sachen Paar- und Ehe-Therapie. In der Psychiatrie für eine geschlossene Männerstation angemeldet, um so richtig die Härtefälle des Fachs zu erleben, landete ich einmal pro Woche in der Eheberatung. Ich gestattete mir den Hinweis, keinerlei diesbezügliche Ausbildung im Studium genossen zu haben und selbst unverheiratet zu sein. Dies aus für mich gutem Grund, nämlich wegen zwei gescheiterter Ehen meiner Mutter. Es half nichts. Vielmehr stellte die rein auf Pharmakologie ausgerichtete Klinik einen nicht gerade sehr angesehenen älteren Psychiater und Psychoanalytiker extra für meine Einführung in die Ehe-Beratung ab. Eine für mich unvergessliche Erfahrung …

Der ältere Kollege erklärte ungerührt: Alles halb so schlimm, es kämen praktischerweise nur Frauen. Die würden sich sowieso immer nur darüber beschweren, dass ihre Männer nicht mehr so funktionierten wie zu Beginn der Ehe. Sie kümmerten sich nicht mehr, weder brächten sie noch Blumen mit noch Pralinen, geschweige denn Schmuck. Und sonst … ja, da seien sie schon gar nicht mehr zu gebrauchen. Ich hätte also nur dafür zu sorgen, dass die Männer wieder zum Anfangsprogramm zurückkehrten. Fertig, aus. Lektion erteilt.

Verblüfft fragte ich, wie ich das bewerkstelligen sollte, wo doch angeblich gar keine Männer in die Sprechstunde kämen. Ganz einfach, meinte der erfahrene Kollege: Rate den Frauen, sich all das selbst zu besorgen, wofür früher die Männer sorgten. Also sich selbst Blumen zu bestellen – am einfachsten vom Lieferservice. Fragte der Mann dann nach, wo der Rosenstrauß her sei, könnte sie ja auch ganz ehrlich sagen, sie wüsste es selbst nicht – schließlich sagt Fleurop nicht, wer sie dort besorgt. Manche Männer würden dann umgehend wieder dazu zurückkehren, selbst Blumen mitzubringen, größere Sträuße sogar, um den geheimen Verehrer auszustechen. Ja, und wenn das nichts brächte, dann könnten ja noch Dessous herumliegen, und jeder Ehemann werde den diskreten Hinweis verstehen, dass diese sonst ja auch ihm unbekannt bleibendem Einsatz zugeführt werden könnten.

Das sollte nicht etwa ein schlechter Witz sein! Protest nützte nichts, er bestand mit der ganzen Autorität eines universitären Lehrkörpers auf Umsetzung der Lektion. Verblüffung! Es funktionierte tatsächlich. So wurde ich im Schnellverfahren zwar kein guter, aber ein »erfolgreicher« Eheberater, zumal der ältere Kollege noch weitere Tricks aus seinem unerschöpflichen Praxis-Repertoire preisgab. Die Krönung aber war die Theorie dazu, die er in einem einzigen Satz zusammenfasste: »Männer sind so leicht zu dressieren, nur bei Frauen ist es noch leichter.«

Das konnte nun wirklich nicht alles sein. Es war aber alles, was die Psychiatrie, wie ich sie damals kennenlernte, dazu hergab.

Das ist nun vierzig Jahre her. Auch die Psychiatrie ist heute eine andere, und zur Eheberatung gehen heutige Menschen zum Psychotherapeuten. Die grundsätzliche und schwerwiegende Frage aber bleibt: Warum zerbrechen so viele Beziehungen? Und warum scheint es immer schneller zu gehen? Festzustellen ist in der Beratungspraxis heute aber auch: Längst nicht alle aus Partnerschaften gefallene oder ausgestiegene PatientInnen fühlten sich verlassen, einsam und beladen.

Glücklich mit mir selbst

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