Читать книгу Zeit, mich zu finden - Sabeth Ackermann - Страница 13

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Neue Räume

Ich blicke auf und sehe direkt vor mir das Treppenhaus meiner alten Schule.

Oh Gott, ich bin draußen; raus aus der Zeitblase!

Ich hab’s vermasselt!

Meine Vergangenheit hat mich eingeholt, und ich habe mich nicht gewehrt – wie immer einfach nicht gewehrt! Ich will weinen, aber etwas regt sich in mir – ein Hauch von Widerstand.

Nein, ich mag nicht mehr traurig sein. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Aber wenn das hier, so unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, wirklich existiert, wenn die Zeitblase real ist, dann könnte ich jetzt einiges von dem nachholen, was ich in meinem bisherigen Leben versäumt habe. Deswegen passiert mir das alles jetzt hier; deswegen habe ich meine einstige große Liebe wiedergetroffen!

Ich muss es nur wollen. Ja, ich will. Ich will!

Ich schließe meine Augen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, denke ich. Jans Beschreibungen nach bildet das Treppenhaus den Vorraum zur Zeitblase; vielleicht bin ich ja doch noch nicht „richtig“ draußen!

Aus Angst davor, eine falsche Bewegung zu machen, gehe ich langsam zwei Schritte zurück. Ich taste nach der Tür, die noch immer offen ist, bekomme sie zu fassen und schließe sie. Erst dann gestatte ich mir, meine Augen wieder zu öffnen und mich umzudrehen.

Jan sitzt auf dem Sofa. Ich kann ihn klar und deutlich sehen! Er lacht mich an; dennoch habe ich das Gefühl, auch so etwas wie große Erleichterung in seinem Gesicht wahrzunehmen.

„Musst du immer lachen?“, herrsche ich ihn mit zitternder Stimme an, „Kannst du niemals ernst sein?“

„Du hast genügend Ernst für uns beide“, kontert er.

Aber für solche Spitzfindigkeiten habe ich jetzt gerade keinen Nerv – ich muss wissen, was soeben geschehen ist! „Jan, was ist passiert, als ich die ganze Zeit draußen war“, frage ich atemlos vor Aufregung, „wäre ich aus der Blase rausgeflogen?“

Und wieder ist da dieser kurze, ernste Blick von ihm, der so sehr im Gegensatz zu seiner sonstigen, nahezu überheblichen Selbstsicherheit und scheinbar unerschütterlichen Fröhlichkeit steht. Doch schon lächelt er mich wieder an.

„Du bist lediglich aufgestanden und hast die Tür zu gemacht; das waren nur ein paar Sekunden“, gibt er zur Antwort.

Ich bin perplex. „Ich war gar nicht draußen?“, hake ich noch einmal nach, weil ich kaum glauben kann, was er sagt, und mir die Begegnungen von eben mit meiner Mutter und meinem Vater wie in Echtzeit vorgekommen sind.

„Zeit und Raum spielen in der Blase keine Rolle“, entgegnet er. „sie dienen lediglich Dir zur Orientierung.“ „Wie meinst Du das?“, frage ich verwirrt.

„Du bist als Mensch in diese Welt hineingeboren worden und mit dem, wie sie sich dir präsentiert, vertraut. In einem dimensionsreicheren Umfeld oder in einem gestauchten oder gestreckten Zeitraum würdest Du Dich nicht zurechtfinden, und Deine Sinnesorgane wären auch gar nicht dafür ausgelegt“, antwortet er gewohnt sachlich und ruhig.

Ich aber bin platt.

„Heißt das, dass es noch andere Zeiträume gibt als diesen hier?“

„‚Dieser hier‘ ist ja bereits ein anderer als der, in dem du dich normalerweise befindest“, korrigiert er mich, „aber ich weiß auch nicht alles, Pia.

Mir ist nur mittlerweile klargeworden, dass unsere Sinne und unser Verstand nicht in der Lage sind, eine objektive Wirklichkeit zu erfassen. Sie nehmen immer nur einen kleinen Ausschnitt ihrer Umwelt wahr, der noch dazu von vorgegebenen Werten und Erwartungen unserer Gesellschaft und von unseren ganz persönlichen Vorlieben und Abneigungen beeinflusst ist.“

Was mir bei einigen meiner Kollegen längst vertraut ist, scheint bei Jan in ganz besonderem Maße ausgeprägt zu sein: Ich stelle nur eine klitzekleine Frage und erhalte einen wissenschaftlichen Vortrag, der trotz seiner Komplexität noch viele Fragen offenlässt und mich deshalb auch nicht unbedingt klüger macht.

„Du bist ein Kind deiner Umwelt und deiner Zeit und vertrittst die Form einer scheinbaren Realität, die in diesem Kontext die größte Akzeptanz genießt“, fasst er das soeben gesagte noch einmal zusammen; aber ich habe schon wieder genug davon.

Am liebsten würde ich einfach nur wieder seine körperliche Nähe spüren; das ganze –in meinen Augen, denn tatsächlich scheint er relativ wenig Konkretes zu wissen- pseudowissenschaftliche Gelabere erscheint mir deswegen im Moment als Zeitverschwendung.

„Zeitverschwendung“ – ha, ha – selbst der Humor in der Blase ist ein spezieller.

Und in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich die Existenz einer Zeitblase und meine Präsenz in ihr trotz aller Unglaublichkeit längst akzeptiert habe! Ich will wissen, was hier alles passieren kann. Ich bin sechzig Jahre alt, und in meinem realen Leben gibt es so gut wie keine Überraschungen mehr. Wenn jetzt hier etwas Aufregendes auf mich wartet, dann will ich die Chance ergreifen und mich darauf einlassen!

Ich nehme all meinen Mut zusammen und mache mich innerlich bereit für dieses Abenteuer. Als ich auf ihn zugehe, steht er vom Sofa auf und nimmt mich an die Hand. Dann führt er mich zu der Tür links neben der Tafel, hinter der sich früher das Nebenräumchen mit den Unterrichtsmaterialien befunden hat, öffnet sie, zieht mich hindurch und schließt sie wieder.

Aber ich kann keine Vitrinen mit Reagenzgläsern, Bunsenbrennern und anderen Gerätschaften entdecken; stattdessen befinden wir uns in einem geräumigen, sehr gemütlich eingerichteten Raum mit einer Couch aus hellem Leinen, weißen Wänden und weit geöffneten Sprossenfenstern, die den Blick auf einen verwilderten Garten freigeben. Er ist von einer hohen Hecke umzäunt, und über bemooste Steine plätschert ein Bach vorbei an einem rosenumrankten Pavillon aus patiniertem Eisen.

„Doch Dornröschen“, denke ich, „wo kommt nur der ganze Kitsch her?“

Mein Begleiter wendet sich mir zu und lächelt: „Du kannst dir in der Blase deine Umwelt und dich genau so gestalten, wie du es möchtest.“

„Aber ich hatte doch noch gar keine Gelegenheit, mir das zu überlegen“, halte ich dagegen.

„Oh, dann frag doch mal dein Unterbewusstsein“, erwidert er, „das hat alle deine heimlichen Wünsche und Vorstellungen längst entschlüsselt.“

Wenn nur du sie nicht durchschaut hast, denke ich und frage laut: „Jan, warum scheinst du meine Gedanken und Gefühle zu kennen?

Ich habe wirklich nichts gegen Empathie, aber das hier ist mir nicht geheuer und –ehrlich gesagt- auch etwas peinlich!“

„Ich habe eine mentale Verbindung zu dir“, antwortet er, „aber keine Sorge, Pia, deine Gedanken lesen kann ich nicht wirklich. Genau wie du bin ich hochsensibel und kann mir ziemlich gut vorstellen, wie du dich in jedem Moment fühlst. Das ist aber auch nicht so schwer, weil gerade du deine Emotionen nicht sehr gut vor anderen Menschen verbergen kannst. Lass mich raten: Lügen gehört wohl eher nicht zu deinen Stärken, oder?“

„Das stimmt“, antworte ich, möchte aber gerne wieder weg von diesem Thema, da mir die so offensichtliche Transparenz meiner Gedanken sehr unangenehm ist. „Hängen denn Zugangsveranlagung und Hochsensibilität zusammen?“, versuche ich deshalb, das Gespräch auf eine neutrale Ebene zurückzuführen.

„Es liegt wohl auf der Hand“, holt Jan bereits wieder aus, „dass sehr sensible Menschen sowohl ein sehr tiefes eigenes Gefühlsempfinden als auch ganz ausgezeichnete Antennen für die Gefühle anderer haben; und beide Eigenschaften sind wichtige Voraussetzungen dafür, um eine Blasenöffnung erschaffen zu können.

Also würde ich behaupten, dass eine Zugangsveranlagung ohne eine sehr starke Sensibilität sinnlos wäre; andererseits verfügen auch nicht alle hochsensiblen Menschen über diese Veranlagung.“

„Die Funktion ist also nicht umkehrbar“, necke ich ihn in Erinnerungen an alte Zeiten. Noch immer stehen wir vor dem geöffneten Fenster mit Blick in diesen wunderschönen, fast verwunschen wirkenden Garten.

Der Boden des Zimmers ist mit einem cremefarbenen Teppich bedeckt, und ich streife meine Sandalen ab und tauche barfuß in den hohen Flor ein – nie scheinen meine Füße auf etwas Weicherem gelaufen zu sein!

Draußen zwitschern Vögel und summen Bienen, und ich ziehe die transparent-weißen Vorhänge -duftig wie feine, frühmorgendliche Nebelschwaden- vor die Fensteröffnungen. Die Sonne fällt ohnehin nur indirekt ins Zimmer und verleiht ihm so ein warmes, diffuses Licht; was mir, die direkte Sonneneinstrahlung schon immer als nahezu unerträglich empfunden hat, überaus gefällt.

An der Wand gegenüber der Tür steht das offensichtliche Herzstück des Raumes: Ein riesiges Bett mit in verschieden, gebrochenen Weißtönen gehaltenen und mit Spitze verzierten Kissen und eine ebensolche Decke, die einladend aufgeschlagen ist und so den Blick auf die durchgehende Liegefläche freigibt. Auf dem weißen hölzernen Nachttischchen stehen auf einem Tablett zwei Cocktailgläser mit einer milchigen Flüssigkeit und je einem Strohhalm und einem Fruchtspieß.

Ich kann gar nicht so richtig glauben, was ich da sehe. Noch nie bin ich einem Schlafzimmer gewesen, das mir so gefallen hat wie dieses; und schon gar nicht mit einem Mann, dessen Anwesenheit ich derart genieße, wie mir es gerade mit Jan passiert. So langsam wird mir bewusst, dass diese ganze Szenerie tatsächlich durch meine Gedanken und Wünsche erschaffen worden zu sein scheint. Meine Sehnsucht nach noch mehr Nähe zu ihm hat sich fast bis ins Unerträgliche gesteigert, aber noch will ich dieses prickelnde Gefühl ein bisschen auskosten. Wenn ich meinen Liebsten richtig verstanden habe, spielt Zeit hier ohnehin keine Rolle.

Eine Erinnerung blitzt in meinem Kopf auf; die Geschichte, wie ich von einer Freundin in die „Kunst der erotischen Vorstellung“ eingeweiht worden bin.

Ich war zwölf und noch nie von einem Mann auch nur geküsst worden; hegte aber heftige schwärmerische Gefühle für einen etwa achtzehnjährigen italienischen Angestellten in einem Eiscafé in der Stadt, in der ich die Sommerferien bei meinem Vater verbrachte.

Aus den mittlerweile bekannten Gründen erzählte ich meinem Vater nichts davon; schüttete aber mein Herz bei der Tochter seiner Nachbarn aus. Die war etwa zwei Jahre älter als ich und schien mir bereits reichlich auf- und abgeklärt, was das andere Geschlecht betraf. Umso mehr überraschte es mich, dass sie mich nicht auslachte, sondern mir folgenden Rat gab:

„Wenn Du nachher ins Bett gehst, mach die Augen zu und stell Dir vor, wie Du in den Laden gehst. Schau ihm direkt in die Augen und bestell ein Eis mit Sahne bei ihm. Lächle ihn die ganze Zeit an, und wenn er den Hebel runterdrückt, um die Sahne herauszulassen, stell dir vor, wie er dich immerzu angucken muss. Währenddessen läuft die Sahne immer weiter raus, über die Waffel drüber, über seine Finger und auf den Boden. Alles ist verschmiert, aber er kann nicht aufhören, dich anzugucken.“

Dass diese Geschichte nicht nur ungeheuer romantisch daherkam, sondern von sexueller Symbolik im wahrsten Sinne des Wortes nur so „troff“, ist mir erst viel später aufgefallen; eigentlich hatte ich sie schon fast wieder vergessen. Aber mir hatte damals vor allem die Vorstellung von dem intensiven Blickkontakt gefallen; und so begab ich mich erwartungsvoll ins Bett, malte mir diesen Teil der Phantasie noch ein wenig aus und erlebte –während ich bereits in die Einschlafphase hinüberdämmerte- den ersten, erotischen Höhepunkt meines Lebens; ohne zu wissen, was dieses unbeschreibliche Gefühl eigentlich zu bedeuten hatte.

Im Rückblick bin ich jenem Nachbarmädchen überaus dankbar, da sie mich darin bestätigt hat, dass es in Ordnung ist, mit nahezu grenzenloser Phantasie ein eher ereignisloses und manchmal auch schwieriges reales Leben aufzuwerten; und dass das andere Menschen offensichtlich ganz genau so machen.

Durch diese Erinnerung angeregt lasse ich mich auf dem Bett nieder und ziehe Jan neben mich. Dann greife ich nach den Cocktails und reiche einen davon an ihn weiter. Wir stoßen wortlos an und schauen uns in die Augen, während die sahnig-süße Flüssigkeit träge meine Geschmacksknospen umschmeichelt.

„Virgin Piña Colada mit Kokossahne“, meint mein Besserwisser, der natürlich –warum auch immer- weiß, dass ich niemals Alkohol trinke; und ich muss daran denken, dass ich zwar schon lange keine Jungfrau mehr bin, mich aber gerade genauso fühle.

Mit meiner freien Hand ergreife ich sein Glas und stelle beide zurück auf das Tablett. Dann lege ich meine Arme um seinen Hals und kreuze meine Handgelenke in seinem Nacken, wobei ich seinem Gesicht ziemlich nahekomme. Wir wiederholen all die wunderbaren Dinge, mit denen wir bereits auf dem Sofa im Physiksaal begonnen hatten, und es scheint, als gingen wir in dieser Hinsicht bereits sehr viel vertrauter damit um als zuvor. Schließlich öffne ich sein weißes Hemd, ziehe es aus seiner grauen Stoffhose heraus und streife seine Ärmel herunter. Ich kann nicht anders – ich muss ihn betrachten, und er lässt es ruhig geschehen. Sein Oberkörper ist leicht gebräunt und zeigt keinerlei Anzeichen für das zeitweilige Tragen eines Doppelripp-Trägerhemdes. Das ist gut so, da besagtes Wäschestück ganz weit oben auf meiner Liste der unerotischsten Kleidungsstücke bei Männern steht!

Jan trägt keine Kette oder sonstigen Schmuck. Unter seinen Oberarmen lassen sich seine Muskeln erahnen; gerade so stark, dass ich es noch als ästhetisch empfinde, denn richtige „Muskelpakete“ habe ich noch nie als erotisch ansprechend empfunden.

Seine Oberkörperbehaarung erstreckt sich über beide Seiten seiner Brust; es sind kurze, mittelblonden Löckchen, die an seinem Schlüsselbein enden.

Mir gefällt auch das; ich mag weder ganz glatte männliche Oberkörper noch sehr stark behaarte.

Dann stecke ich endlich meine Nase in die moderate Brustbehaarung und atme tief ein.

Auf Jans Haut liegt ein ganz feiner Feuchtigkeitsschleier, was nicht verwundert, da es draußen über dreißig Grad warm ist. Und so hat sich zu seinem, ihm so eigenen Körpergeruch eine kaum wahrnehmbare Schweißnote dazugesellt.

Meine Nase wandert höher zu seinen Achselhöhlen, aus denen unübersehbar Haare wachsen.

Das irritiert mich nicht weiter, da es in den 1990er Jahren, als er in etwa so alt war, wie er jetzt vor mir sitzt, noch nicht so üblich war, dass sich Männer unter den Achseln rasiert haben. So ist seine Schweißnote an dieser Stelle intensiver, aber keinesfalls unangenehm.

Ein leichter, persönlicher Körpergeruch, den man erst bei einer gewissen Nähe wahrnehmen kann und der einen Menschen wie eine „olfaktorische Aura“ umgibt, hilft mir, mich einem Mann in erotischer Hinsicht vertraut zu machen. Instinktiv kann ich dann entscheiden, ob ich diesem Menschen noch näherkommen möchte oder nicht.

Bei stark parfümierten Männern habe ich immer das Gefühl, dass der Mann etwas vor mir verbirgt. Was mich aber wirklich irritiert, sind Männer, die überhaupt keinen Geruch haben; für die erotische Einschätzung eines Mannes ist das wenig hilfreich für mich. Und einmal lernte ich einen kennen, den lediglich eine leichte „Essig – Note“ umgab. Nachvollziehbarerweise ist auch daraus nichts geworden.

Bei Jan ist das –glücklicherweise, aber auch erwartungsgemäß- alles nicht der Fall; schon die wenigen „Duftproben“ haben meinen Herzschlag erhöht.

Ich will mehr!

Von seinen Achselhöhlen ausgehend beginne ich mit meinen geöffneten Lippen eine Rundreise über seinen ganzen Oberkörper. Als ich wieder bei seiner Brust angelangt bin, nehme ich einzelne Härchen zwischen meine Lippen und ziehe daran; zuerst sanft, dann heftiger. Schließlich mache ich das Gleiche mit seinen kleinen, knospenartigen Brustwarzen. Dann wandere ich höher, über seinem Hals zu seinen Schläfen; abwechselnd küssen und zupfend.

Aus den Augenwinkeln heraus nehme ich wahr, dass er seine Augen geschlossen hält und sich nicht im Geringsten bewegt; so dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob er überhaupt noch atmet.

Als ich an seinem linken Ohrläppchen angelangt bin und damit beginne, es mit sanftem Druck durch meine leicht geöffneten Vorderzähne zu ziehen, öffnet er seine Augen und übernimmt die Führung, indem er sein Gesicht dem meinen zuwendet und es mit kleinen Küssen übersät. Dann wandert er an meinem Hals herunter, schiebt die Träger meines Sommerkleids mit seinen Lippen ein wenig zur Seite und küsst meine Schultern. Nachdem die Träger nicht bereit sind, ihren Platz aufzugeben, macht er mit seinen Küssen einfach bei meinen Armen weiter. Schließlich schiebt er seine rechte Hand gegen meine linke, die ich auf meinem Oberschenkel abgelegt hatte, richtet sie auf und faltet sie mit seiner zusammen. Unsere Blicke treffen sich.

Eine Weile versinken wir in diesem Moment, bis sich die Analytikerin in mir meldet. Kurz überlege ich, ob der Begriff „Moment“ in einer zeitlosen Zeitblase überhaupt angebracht ist. Das indirekte Sonnenlicht im Zimmer hat sich nicht verändert, und die Bienen summen unvermindert weiter.

Dann entschließe ich mich dazu, den Begriff „Moment“ nicht zeitlich, sondern als reine Tätigkeitsspanne zu interpretieren. Schließlich gibt es ja auch in einer Zeitausstülpung Handlungen, die beginnen und enden; und die muss man ja irgendwie benennen können.

Zeit, mich zu finden

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