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Beispiel

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Längsschnittbefragung zur sozialen Unterstützung unter Freunden In einer repräsentativen Studie untersuchten Trepte, Masur und Scharkow (2017) die Auswirkung von Selbstoffenbarung auf die erfahrene soziale Unterstützung (siehe auch Kap. 6.5). Dazu wurden 583 Personen im Abstand von einem halben Jahr dreimal befragt. Sowohl die Bereitschaft, sich in Freundschaften zu offenbaren, als auch die soziale Unterstützung durch befreundete Personen wurden für Face-to-Face-Kommunikation und Instant-Messaging-Kommunikation (IM) abgefragt. Für die IM-Kommunikation zeigte sich: Personen, die bereit waren, sich über IM zu offenbaren, erhielten sechs Monate später mehr soziale Unterstützung über IM und waren ein halbes Jahr später eher bereit, sich über IM noch mehr zu offenbaren. Dieser Effekt zeigte sich jedoch nicht für Face-to-Face-Kommunikation. Vielleicht liegt dies an den Unterschieden zwischen Online- und Offline-Kommunikation: Bei der IM-Kommunikation erhalten die Empfänger:innen nur die verschickte Nachricht und keine weiteren Hinweise zur Interpretation des Inhalts. Anders ist das bei der Face-to-Face-Kommunikation, denn hier erhalten sie zusätzlich zum Gesagten Hinweise durch Gestik, Mimik oder den Kontext. Bei der Online-Kommunikation spielt Selbstoffenbarung daher möglicherweise eine wichtigere Rolle als bei der Offline-Freundschaft. Besonders spannend ist, wie nun die Kommunikation über IM und Face-to-Face interagierten. Es zeigte sich ein Transfereffekt von der Online- auf die Offline-Kommunikation: Menschen, die sich über IM selbst stärker offenbarten, gewannen wie oben beschrieben mehr soziale Unterstützung. Dieser Zugewinn an sozialer Unterstützung über IM führte dann dazu, dass sie sich ein halbes Jahr später auch Face-to-Face mehr offenbarten. Wir sehen also hier sehr deutlich, dass Online- und Offline-Kommunikation ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen.

Verschiedene Fehlerquellen können die Ergebnisse von Befragungen verfälschen, wobei das Befragungsinstrument, der Interviewer oder die Interviewerin und der bzw. die Befragte selbst mögliche Störeinflüsse darstellen können. In der Forschungspraxis wird eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um Störeinflüsse zu minimieren, z. B. sorgsames Formulieren und Testen der Fragen, intensive Schulungen der Interviewer:innen und Zusicherung der Anonymität zur Verringerung von sozial erwünschtem Antwortverhalten.

Befragungen sind oft der erste und der letzte Schritt in umfangreichen Forschungsprogrammen. Sie ermöglichen im ersten Schritt einen kostengünstigen Zugang zum Forschungsfeld, bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und erlauben darüber hinaus die Rekrutierung von schwer zu erreichenden Stichproben. Im letzten Schritt einer Forschungsprogrammatik geht es oft darum, bisher gewonnene Erkenntnisse mit repräsentativen Stichproben zu testen und im weiteren Verlauf zu replizieren. Wenn wir Befragungen durchführen, gehen wir mehr oder weniger explizit davon aus, dass unsere Befragten auskunftsfähig und auskunftsfreudig sind. Wir nehmen an, dass Menschen, die wir befragen, ihre Gefühle, Gedanken und zurückliegenden Verhaltensweisen kennen und sie auch zum Ausdruck bringen können. Diese Annahme ist nicht immer berechtigt. Es gibt verborgene Gefühle und kognitive Zustände, die Menschen weniger gut zugänglich sind. In diesem Fall kommen psychophysiologische Methoden zum Einsatz.

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