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Definition

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Qualitative Methoden sehen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Einzelfall vor. Die qualitative Forschung ist induktiv, schließt also von Beobachtungen des Einzelfalls auf allgemeinere Zustände, Prozesse oder Typen. Die Rekonstruktion und das Verstehen des Einzelnen bzw. eines bestimmten Phänomens stehen im Vordergrund. Basierend darauf werden Aussagen über Zusammenhänge, Ursache-Wirkungsbeziehungen oder Verhaltensmuster getroffen.

Die qualitative Forschung hat zum Ziel, die Realität in ihrer vollen Komplexität zu beobachten, zu beschreiben und zu verstehen. Es geht darum, die Bedeutungszuschreibungen und Sinngebungen handelnder Subjekte nachzuvollziehen. Im Vordergrund steht die sogenannte Rekonstruktion, also die genaue Aufarbeitung der beobachteten Prozesse mit dem Ziel einer realitätsgetreuen Abbildung (Gläser & Laudel, 2020).

Während quantitative Verfahren (z. B. standardisierte Befragungen oder psychophysiologische Methoden) Merkmale mithilfe von vorher festgelegten Indikatoren erfassen und sie dadurch quantifizierbar machen, werden mit qualitativen Verfahren diese Indikatoren im Material rekonstruiert und beschrieben.

Eine systematische Grundlage und Leitlinie der qualitativen Forschung ist die Grounded Theory-Methode (Glaser & Strauss, 1967). Sie fasst Ziele, Vorgehensweisen und methodologische Ausgangsüberlegungen der qualitativen Forschung zusammen. Sie beinhaltet, dass theoretische Vorannahmen und in der qualitativen Studie gefundene Erkenntnisse gleichermaßen relevant sind und verknüpft werden und dass qualitative Forschung als ein iterativer Prozess zu verstehen ist. In vielen aktuellen methodologischen Überlegungen sind Ideen der Grounded Theory wiederzufinden. Das Ziel der Grounded Theory-Methode ist, systematisch Theorien zu entwickeln. Darüber hinaus gibt es weitere theoretische Zugänge der Rekonstruktion und Theoriebildung (vgl. im Überblick Mikos & Wegener, 2017).

Zu den qualitativen Verfahren zählen beispielsweise das qualitative (Leitfaden-)Interview, das narrative Interview, die Gruppendiskussion (als eine spezifische Form der Befragung), die teilnehmende Beobachtung, biografische Methoden, Medientagebücher, Kinderzeichnungen und die qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2016; Mikos & Wegener, 2017). In der Medienpsychologie sind hauptsächlich qualitative Interviews vertreten und diesen möchten wir uns deshalb im Folgenden widmen.

Das qualitative Interview wird auch als Leitfaden-, Expert:innen- oder problemzentriertes Interview bezeichnet und ist eine Form der mündlichen Befragung, bei der Einzelpersonen zielgerichtet hinsichtlich einer bestimmten Forschungsfrage bzw. Problemstellung befragt werden (Gläser & Laudel, 2020). Die Befragung kann dabei z. B. in Form eines halb-strukturierten Interviews durchgeführt werden, wobei der Interviewer oder die Interviewerin einem Gesprächsleitfaden folgt, in dem zentrale Fragestellungen festgehalten sind. Das Gespräch ist dabei aber nicht auf einen festen Ablauf festgelegt und kann vom Leitfaden abweichen. Auch nicht-strukturierte Formen der Befragung sind möglich (z. B. das narrative Interview), bei dem die Befragten aufgefordert werden, zu einem bestimmten Thema frei zu erzählen, und größtmöglichen Spielraum bei der Ausgestaltung der Erzählung haben. Maßgebend ist hier nicht die Strukturierung des Interviews durch die Forschungsfrage, sondern die Strukturierung erfolgt durch die interviewten Personen selbst. Sie orientieren sich am Ablauf ihrer eigenen Geschichte. Frageformen des problemzentrierten und des narrativen Interviews können kombiniert werden.

Eine spezielle Variante der qualitativen Befragung, die auch in der Medienpsychologie Anwendung findet, ist die sogenannte Think-aloud-Technik. Die Think-aloud-Technik wird beispielsweise zur Analyse von Problemlöseprozessen eingesetzt.

Medienpsychologie

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