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Definition
ОглавлениеDie Inhaltsanalyse ist ein empirisches Verfahren, dessen Ziel (1) eine systematische Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von medienvermittelten Botschaften und (2) die darauf basierende Ableitung von interpretativen Schlussfolgerungen ist (Früh, 2017; Rössler, 2017).
Bei der Inhaltsanalyse geht es zum einen darum, rein deskriptiv zu beschreiben, welche manifesten Inhalte und welche Form ein Medieninhalt hat. Ein manifester, direkt beobachtbarer Inhalt ist in unserem Beispiel möglicherweise die Häufigkeit des Auftretens von männlichen und weiblichen Charakteren und ob sie eher Haupt- oder Nebenrollen einnehmen. Zum anderen werden mit der Inhaltsanalyse auch latente Inhalte messbar. Ein latenter Inhalt ist beispielsweise, ob eher weibliche oder eher männliche Akteure in den untersuchten Geschichten die Gesprächsführung übernehmen.
Das Vorgehen der Inhaltsanalyse folgt einem wissenschaftstheoretisch durchdachten Prozess und erfolgt nach vorab festgelegten Qualitäts- und Gütekriterien. Damit wird die Inhaltsanalyse ebenso wie die anderen standardisierten Verfahren intersubjektiv (also für andere Forschende) nachvollziehbar.
Die Entscheidung für die Auswahleinheit, also das interessierende Material, erfolgt systematisch. Dazu wird das relevante Medienangebot (z. B. Fantasy Bücher), der räumliche Geltungsbereich (z. B. in deutscher Übersetzung erschienen) und der Zeitraum (z. B. 2015–dato) bestimmt (Rössler & Geise, 2013). Für die Codierer:innen werden diese Kriterien als sog. Aufgreifkriterien formuliert, durch die sichergestellt werden soll, dass die passenden Bücher in die Stichprobe gelangen. Danach werden alle Analyseeinheiten dieser Stichprobe (z. B. Kapitel, Dialoge, einzelne Aussagen) definiert und für die Analyse herausgegriffen. Wichtigstes Handwerkszeug der Inhaltsanalyse ist das Codebuch. Es enthält genaue Anweisungen, welche Analyseeinheiten ausgewählt werden und welche numerischen Codes bestimmten Ausprägungen zugewiesen werden (Codiereinheiten). In unserem Beispiel kann beispielsweise ermittelt werden, ob und wie viele Darstellungen von weiblicher oder männlicher Dominanz in einem Kapitel auftreten, von welchen Akteur:innen dominante Verhaltensweisen wie Aggression oder Anweisungen ausgehen, gegen bzw. an wen sie sich richten und welche Konsequenzen diese Verhaltensweisen haben (z. B. Belohnung, Bestrafung). Die Inhaltsanalyse macht durch Codierung die Merkmale der Medienbotschaft quantifizierbar.
Neue Perspektiven für die Medienpsychologie eröffnen automatisierte Inhaltsanalysen (Keyling, 2014; Scharkow, 2013). Sie sind der Computational Social Science zuzuordnen. Dieser Forschungsansatz basiert auf digitalen Daten, die »computational«, also mithilfe von Computern abrufbar sind (z. B. Log-Daten). Gleichzeitig werden die Daten auch »computational«, also automatisiert oder teilautomatisiert mithilfe von Algorithmen ausgewertet (vgl. im Überblick Stützer, Welker & Egger, 2018).