Читать книгу Mörderhölzli - Sandra Gatti geb. Müller - Страница 10

3. Das Böse

Оглавление

Emma spürte etwas Bedrohliches, Böses. Es war da, hier zwischen den Bäumen in den Dämmerstunden dieses Wintertages. «Es ist der Tod», ging es Emma durch den Kopf, und sie nahm diese Gewissheit mit Demut hin, so, als ob es sie nicht weiter kümmern müsste.

Aber dann bekam das Böse eine Gestalt. Ein grosser Vogel schwebte auffallend langsam und nur wenig über dem Boden durchs Unterholz herbei, die Flügel fast unmerklich bewegend. Ein Rabe? Sein Blick schien in weite Ferne gerichtet und Emma wusste, dass er sie nicht wahrnahm. Aber seine Botschaft war unmissverständlich.

Verzweifelt raffte Emma ihre Röcke zusammen und lief weg, immer tiefer in den Wald hinein. Hinter sich «hörte» sie förmlich die unheimliche Stille, denn die Singvögel und Insekten des Waldes waren verstummt. Kein Schrei, kein Flügelschlag. Sogar der Eichelhäher hielt sich geduckt. Sie spürte nur den sanften Luftzug, der von den Schwingen des Raben herrührte. Emma wagte nicht, nochmals hinzuschauen. Sie drehte sich ab, begann zu laufen, zu rennen, hinein in eine Dunkelheit, die sie immer schwärzer umfing – bis sich ihr rechter Fuss im Unterholz verhedderte. Sie stolperte und fiel hin.

Einen Moment lang blieb sie fast erlöst liegen. Ihr Atem ging stossweise und ihr Herz pochte. Als sie sich wieder aufrichtete, lauerte ihr der Vogel noch immer auf. Unter dem Astwerk des Haselgesträuchs, in das sie gefallen war, fühlte sie sich für einen Augenblick fast ein bisschen geborgen. Aber nicht lange. Mit schwarz glänzendem Gefieder und spitzem Schnabel fixierte er sie mit seinen glühenden Knopfaugen. Emma sprang auf, wollte schreien, mit blinder Hoffnung auf Hilfe. Aber sosehr sie sich auch anstrengte, aus ihrer Kehle kam nur ein atemloses Stöhnen …

Mörderhölzli

Подняться наверх