Читать книгу Mörderhölzli - Sandra Gatti geb. Müller - Страница 7

Vorwort

Оглавление

Wir schreiben das Jahr 1906 in Altikon, einer kleinen Landgemeinde am Rande des Zürcher Weinlandes. Im Mai jenes Jahres wurde eine junge Frau auf bestialische Art und Weise getötet. Diese junge Frau war die Schwester meines Urgrossvaters.

Altikon (dazu gehören auch die Weiler Herten, Feldi, Schneit und zahlreiche Siedlungen) liegt rund zehn Kilometer nördlich von Winterthur und grenzt direkt an den Kanton Thurgau. Es ist der Fleck im Kanton Zürich, wo die Leute «nid» statt «nöd» sagen und deshalb von den Stadtmenschen belächelt werden, wo sich der Löwenzahn «Puggele» nennt, der Wald «Holz» und das Wäldchen «Hölzli» heissen und wo der Nebel auch im Mai noch bis zum Mittag dick und feucht in der Luft kleben kann.

Die Gegend ist sehr ländlich, Felder, Wälder und Wiesen umgeben die Gemeinde. Nach Süden in Richtung Winterthur ist das Dorf durch einen lang gezogenen Hügel von Rickenbach­ und Dinhard getrennt. Der Blick der Altiker muss zwangsläufig nach Norden schweifen, hinunter zur Thur, welche die Kantons- und Gemeindegrenze bildet, dann zügig weiter westwärts fliesst und bald darauf in den Rhein mündet. Trotz der Nähe zu Winterthur und Frauenfeld war Altikon zu jener Zeit eine kleine Welt für sich, friedlich und beschaulich. Die Uhren ticken hier noch heute etwas gemächlicher.

Rund vierhundert Menschen lebten damals in Altikon, mehrheitlich waren es Bauersleute und Handwerker. Viele waren Selbstversorger, mithelfen mussten alle, Kinder ebenso wie die Grosseltern, jeder nach seinen Möglichkeiten. Freizeit war ein Fremdwort. Nur der Sonntag wurde, so gut es ging und wenn es das Wetter zuliess, arbeitsfrei gehalten.

In jener Zeit war die Kindersterblichkeit hoch: Allein im ersten Lebensjahr starben mehr als 15% der Säuglinge. Viele Krankheiten waren bedrohlicher als heute, die Erfindung des Antibiotikums lag ja noch in ferner Zukunft. Die Frauen gebaren viele Kinder und dieses Ereignis war ein grosses Risiko für Mutter und Kind.

Der Tod war deshalb wohl oder übel ein akzeptierter und respektierter Gast in der Gesellschaft um die Jahrhundertwende, wenn auch nicht dergestalt, wie er den Altikern in jenem Frühling urplötzlich begegnete. Die heile Welt bekam einen Riss.

Der brutale Mord an der 21-jährigen Anna Müller erschütterte das Dorf und die ganze Region. Danach war nichts mehr wie vorher. Und der Tatort, das Wäldchen, wo dieses schreckliche Verbrechen begangen wurde, heisst auch mehr als hundert Jahre danach noch Mörderhölzli.

Eine andere junge Frau, sie hiess Emma Bachmann, spielte eine wichtige und dramatische Rolle in dieser ganzen Geschichte. Sie war viele Jahre als Dienstmädchen beim Altiker Pfarrer tätig und mit Anna befreundet. Sie trug – wenn auch gezwungenermassen und unwissentlich – entscheidend zum Mord bei. Geschähe dieses schreckliche Verbrechen heute, die Polizei würde umgehend bei Emma vorsprechen und sie befragen. Damals geschah nichts dergleichen. Niemand verhörte Emma, sie war ja nur eine Dienstmagd. Aber eben, die Polizei kam nicht weiter und der Mörder ungeschoren davon. Der Fall blieb offiziell ungeklärt.

Auch wenn schon mehr als hundert Jahre vergangen sind: Heute finden wir Antworten auf die Fragen, die damals nicht gestellt wurden. Kommen Sie mit und lernen Sie die arme Anna, die Dienstmagd Emma und das alte Altikon kennen. Begleiten Sie mich auf die Reise ins Jahr 1906 und die spannende Suche nach dem Mörder.

Sandra Gatti-Müller

Mörderhölzli

Подняться наверх