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1. Das Leben in der Schweiz um 1900

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Um die Jahrhundertwende lebten in der Schweiz rund drei Millionen Menschen. In Mitteleuropa herrschte seit etwa dreissig Jahren Friede und das Wort «Weltkrieg» gab es noch nicht. Der technische Fortschritt war in vollem Gange: Elektrisches Licht war erfunden, Dieselmotoren wurden gebaut, Fahrzeuge und Maschinen ersetzten nach und nach die Muskelkraft. Im Jahr 1899 vermeldete das Patentamt in New York, dass jetzt «alles Erfindbare» erfunden sei.

Der Luxus der Stromversorgung war erst in einigen grösseren Städten verfügbar. In den ländlichen Gebieten der Schweiz lebten die Menschen nach wie vor ohne elektrisches Licht; man hatte Petrol- oder Gaslampen und Kerzen. Auch Kühlschränke gab es zum Beispiel noch nicht. Die Milch hielt sich im kühlen Keller höchstens zwei bis drei Tage. Geheizt und gekocht wurde mit Holz.

Tagwach war auf dem Land mit der Morgendämmerung, Feierabend zwangsläufig bei Einbruch der Dunkelheit. Die Kirchenglocken halfen bei der Zeiteinteilung. Die Menschen arbeiteten körperlich und waren viel auf den Beinen. Sport war deshalb schlicht unnötig. Die meisten Distanzen wurden zu Fuss zurückgelegt, denn auch Velos waren bei der einfachen Bevölkerung nicht sehr verbreitet. Dafür besassen die Bauern Ochsen, manchmal auch Pferde, die Fuhrwerke zogen und bei der strengen Arbeit auf dem Feld halfen.

Bei der Arbeiterschaft in der Stadt verschlang die Ernährung den grössten Teil des Einkommens. Der Stundenlohn betrug je nach Branche und Geschlecht des Arbeitnehmers um die 30 Rappen, ein Wochenlohn bewegte sich bei rund 20 Franken. Die Hälfte ihres Einkommens mussten die Menschen damals für Nahrungsmittel ausgeben. Heute sind es hierzulande weniger als 10%. In nur einer halben Stunde haben wir unser tägliches Brot bereits verdient.

Das war um 1900 ganz anders: Ein Liter Milch kostete etwa 22 Rappen, ein Kilogramm Kartoffeln 9 Rappen, ein Kilogramm Rindfleisch 1 Franken 57 Rappen und ein Kilo Bohnenkaffee sogar 1 Franken 80 Rappen. Und wenn ein neues Paar Schuhe wirklich dringend nötig wurde, so bezahlte man dafür rund 10 Franken. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass auf dem Land die Kinder den Grossteil des Jahres barfuss gingen.

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