Читать книгу Gift - Sandra Schaffer - Страница 7
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Es war kurz nach zehn Uhr abends, als es an der Haustür klingelte. Abby trug schon ihr spitzenbesetztes Nachthemd, lag auf der Couch und las. Na ja, sie versuchte es, denn sie starrte unablässig auf die Uhr und fragte sich, wo ihr Mann schon wieder blieb. Sie wollte nicht zu der Art Frau werden, die ihrem Mann hinterherschnüffelte oder vor Eifersucht fast wahnsinnig wurde. Sie wollte eine auf Vertrauen basierende Ehe führen. Schließlich war Martin der erste Mann, nach dem Freund ihrer Mutter, den sie hatte, als Abby elf Jahre alt war, dem sie ihr Herz schenkte. Ihren eigenen Vater hatte sie nie kennengelernt und die meisten Männer im Leben ihrer Mutter hatten sie ignoriert. Bis auf diesen einen Mann! Er gab ihr, was sie brauchte, nämlich eine Vaterfigur, ging mit ihr zu Baseballspielen und brachte ihr auch bei, wie man das Spiel spielte. Er half ihr bei den Hausaufgaben, ging mit ihr und ihrer Mutter ins Kino und Theater. Er war wie der Ritter auf einem weißen Pferd, nur dass er in einer tiefroten Corvette aufgetaucht war.
Doch leider verließ er sie nach nicht einmal einem Jahr wieder, weil ihre Mutter keine Lust mehr auf ihn hatte. Bis Abby Martin traf, hatte sie keine männliche Person mehr an sich herangelassen, und auch Martin war es nicht leichtgefallen, sie zu erobern. Doch nun schien er wohl zu viel von ihr zu haben. Jedenfalls kam es ihr so vor, sonst wäre er schließlich bei ihr und nicht irgendwo da draußen.
Wieder läutete die Klingel und Abby stand auf. Hat Martin seinen Schlüssel vergessen? Sie zog sich ihren lilafarbenen Bademantel über, ließ ihr langes braunes Haar darüber fallen und ging zur Tür.
Unter dem Licht auf der Veranda standen zwei Männer in Anzügen.
„Guten Abend, Mrs. Roberts, ich bin Detective O’Leary, das ist mein Partner, Detective Brown“, sagte der dunkelhäutige Mann. Er war gut gebaut, etwa eins neunzig groß und hatte sehr dunkle, fast schwarze Augen. Sein Partner war kleiner, mindestens zehn Zentimeter, hatte den Ansatz eines Bierbauchs und ging auf die Fünfzig zu.
„Detectives? Was ist passiert? Ist was mit meinem Mann?“
O’Leary bedachte sie mit einem mitfühlendem Blick. „Dürfen wir hereinkommen, Mrs. Roberts?“
Abby ging zur Seite und hielt den Männern die Tür auf. Ihre Gedanken rasten. Was ging hier eigentlich vor?
Im Wohnzimmer bot sie den Männern die Sessel an, welche rechts und links vom Sofa standen und wie die Couch beigefarbene Polstern hatten.
„Möchten Sie etwas trinken? Kaffee vielleicht?“, fragte Abby, doch die Männer schüttelten nur die Köpfe. Also setzte auch Abby sich, obwohl sie nicht das Bedürfnis hatte, zu sitzen. Sie wollte nur endlich wissen, was hier gerade passierte. Vielleicht war es ja nur ein Traum? Sie lag auf dem Sofa, war eingenickt und träumte, dass diese beiden Detectives vor ihr saßen. Ja, genau so musste es sein!
„Ma’am, es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann heute Abend in einer Bar tot aufgefunden worden ist. Unser herzliches Beileid.“
Abby starrte O’Leary einfach nur an, ohne recht zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte. Nun war sie sich sicher, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte. Ihr Mann, tot? Das war nicht möglich! Er war doch nur drei Jahre älter als sie, gerade einmal einunddreißig. Er konnte nicht tot sein, er hatte doch noch sein ganzes Leben vor sich.
„Aber – aber wie?“, stotterte Abby. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie begann unkontrolliert zu zittern.
„Die Todesursache steht noch nicht fest. Aber hatte Ihr Mann vielleicht irgendwelche Feinde?“
„Soll das heißen, er ist ermordet worden?“
„Wie schon gesagt, über die Todesursache kann ich noch nichts sagen.“
Abby zog die Knie an die Brust und schlang eine Decke um ihren Körper. Die Tränen flossen nun ungehindert. O’Leary stand vom Sessel auf, nahm neben ihr Platz und legte seine Hand auf ihre. Eine Geste, die er schon hundertmal angewandt hatte, um eine trauernde Frau zu beruhigen.
„Mrs. Roberts, möchten Sie, dass wir ein andermal weiterreden? Wir können morgen noch einmal wiederkommen, wenn sie möchten.“
Abby nickte. Sie konnte jetzt keine Fragen beantworten, konnte nicht einmal begreifen, dass das wirklich passierte.
„Soll ich jemanden für Sie anrufen? Jemanden, der heute Nacht bei Ihnen bleiben kann?“
Abby schüttelte den Kopf. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie niemanden hatte. Niemanden außer Martin und ihrer Haushälterin Donna. Aber sie konnte Donna jetzt nicht damit konfrontieren. Donna würde zusammenbrechen. Martin war immer so etwas wie ein drittes Kind für sie gewesen, der Sohn, den sie nie hatte. Wenn Abby ihr jetzt mitteilte, dass er nicht wieder kommen würde … Nein, das konnte sie nicht!
O’Leary nickte. Seine Stirn hatte sich in tiefe Sorgenfalten gelegt. Doch er respektierte Abbys Entscheidung.
Als sie wieder allein war, blieb sie, wie sie war, in die Decke gerollt und legte sich hin. Wie ein Fötus lag sie auf der Couch und weinte sich in den Schlaf.