Читать книгу Gift - Sandra Schaffer - Страница 8
Оглавление3
O’Leary kam, wie er es gesagt hatte, am nächsten Tag wieder, diesmal aber ohne seinen Partner. Donna, die Haushälterin, öffnete ihm mit vom Weinen geröteten Augen. Abby hatte ihr schon von dem Unglück berichtet. Doch als sie an diesem Morgen auf der Couch aufgewacht war, hatte sie tatsächlich im ersten Moment an einen Traum gedacht und war ins Schlafzimmer gelaufen, um Martin davon zu erzählen. Doch Martin war nicht in seinem Bett gewesen, auch nicht unter der Dusche oder in seinem Arbeitszimmer. Er war nirgendwo im Haus, was einen neuerlichen Weinkrampf in Abby ausgelöst hatte. In diesem Augenblick war Donna zur Tür hereingekommen und hatte Abby heulend auf dem Boden vor dem Bett vorgefunden. Sie hatte sie aufgehoben und in die Küche gebracht, wo sie ihr einen starken Kaffee gemacht und erst nach dem Grund für Abbys Zusammenbruch gefragt hatte, nachdem Abby die halbe Tasse gelehrt und sich wieder ein wenig beruhigt hatte.
„Guten Morgen, Detective“, begrüßte Abby O’Leary nun mit belegter Stimme, als dieser die Küche betrat.
Donna schenkte auch ihm einen Kaffee ein, dann setzten sich alle drei an den Küchentisch aus Kirschbaum.
„Können Sie mir heute Morgen ein paar Fragen beantworten, Mrs. Roberts?“
Abby nickte. „Ich will es versuchen.“
„In Ordnung. Ich hatte Sie letzte Nacht gefragt, ob Ihr Mann Feinde hatte. Hatte er welche?“
Abby spürte, wie schon wieder Tränen in ihre Augen schossen und blinzelte sie fort. „Nein, hatte er nicht. Ihn haben doch alle gemocht!“
O’Leary nickte und notierte es sich auf seinem Notizblock. „Wissen Sie, was Ihr Mann an den letzten Abenden in dieser Bar, Willi‘s, wollte?“
„Er war jeden Abend dort?“
„Das wussten Sie nicht?“
Abby schüttelte den Kopf. Martin hatte ihr doch immer erzählt, länger in der Uni aufgehalten worden zu sein. Dass da etwas nicht stimmen konnte, war ihr schon irgendwie bewusst gewesen, doch dass er in schäbigen Bars verkehrte, daran hätte sie im Leben nicht gedacht.
„Dann wissen Sie sicher auch nicht, was er dort gewollt haben könnte?“ O’Leary nippte an seinem Kaffee.
„Nein.“ Abby schniefte. Eine einsame Träne kullerte ihre Wange hinunter, doch sie wischte sie nicht weg. Sie spürte die Träne nicht einmal.
„Ist es möglich, dass er eine Affäre hatte?“
Abby starrte ihn an, durchbohrte ihn regelrecht mit ihrem Blick. „Martin ist nicht fremd gegangen, dass hätte er mir nie angetan!“
„Es tut mir leid, Mrs. Roberts, aber ich musste diese Frage stellen. Wir müssen jedem noch so kleinem Strohhalm folgen. Sie möchten doch, dass sein Tod aufgeklärt wird?“
„Natürlich!“ Abby missfiel es sichtlich, dass er glaubte, diese Frage überhaupt stellen zu müssen. Sie wollte so schnell wie nur irgend möglich erfahren, was Martin passiert war! „War es Mord?“
Schon wieder bedachte O’Leary sie mit diesem mitleidigem Blick, den er auch am Abend zuvor gehabt hatte. „Das kann ich noch nicht sagen. Tut mir leid.“
* * *
O’Leary verließ die beiden Frauen, nachdem er Abby seine Visitenkarte dagelassen hatte, damit sie sich meldete, falls ihr noch etwas einfiel. Dann machte er sich auf den Weg zum Revier. Im Wagen hatte er die Gerichtsmedizinerin angerufen und sich seinen Verdacht bestätigen lassen. Der Mann ist vergiftet worden!
Im Grunde sah die Sache ganz einfach aus. Mr. Roberts hatte eine Affäre, auch wenn seine Frau dies vehement verneinte. Er ist in dieser Bar gewesen, weil er auf die andere Frau gewartet hatte. Obwohl die Gerichtsmedizin davon ausging, dass er vergiftet wurde, stand noch nicht zu hundert Prozent fest, womit! Jetzt musste er nur noch in Erfahrung bringen, ob die andere Frau ihn vergiftet hatte, weil er sie womöglich verlassen wollte oder seine Frau nicht verließ, oder aber seine Frau Wind davon bekommen und ihn umgebracht hatte. Doch das wiederum hieß, sie musste eine hervorragende Schauspielerin sein. Denn falls sie ihn getötet hatte, hatte sie die Rolle der trauernden Witwe perfekt gespielt.
O’Leary war sich bewusst, dass es Frauen gab, die ihre Männer beseitigten und dann mit so viel Inbrunst die trauernde Witwe hinlegten, dass es schon unheimlich wirkte, er hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Mrs. Roberts zu dieser Sorte Frau gehörte. Trotzdem durfte er diese Möglichkeit nicht ganz außer Acht lassen, schließlich gehörten Ehegatten immer zum Kreis der Verdächtigen. Wenigstens so lange, bis das Gegenteil bewiesen war. Dennoch hielt er Mrs. Roberts nicht für kaltblütig genug, ihrem Mann in diese Bar zu folgen, ihn zu vergiften und ihm dann weismachen zu wollen, keine Ahnung zu haben. Sie kam ihm einfach nicht so vor. Nichtsdestotrotz musste er in alle Richtungen ermitteln, was bedeutete, dass er auch Mrs. Roberts durchleuchten musste.