Читать книгу Die Hormonkur - Sara Gottfried - Страница 56

Die Perimenopause aus wissenschaftlicher Sicht

Оглавление

Während des Studiums wurde uns beigebracht, dass man an der Menstruationsblutung ablesen kann, wann eine Frau von den fruchtbaren Jahren – mit klassischerweise einem monatlichen Eisprung und der Bildung der Fortpflanzungshormone (Östradiol und Progesteron) –, in die unfruchtbaren Jahre und die Menopause hinüberwechselt. Das Wort Menopause leitet sich aus dem Griechischen pausis (Beendigung) und men (Monat) ab und bezeichnet das Ende des Monatszyklus.

Wenn Sie sich nach der offiziellen medizinischen Definition richten, planen Sie Ihre „Menopausen-Party“ am besten ein Jahr nach der letzten Menstruation. Das legt nun die Vermutung nahe, die Menopause sei eine „eintägige Veranstaltung“ und der „erste Jahrestag“ der „offizielle Ruhestand“ der weiblichen Eierstöcke. Doch so ist es nicht. Genauso, wie ein Rückzug aus dem Arbeitsleben heutzutage nicht gleichbedeutend damit ist, dass gar keine Aktivität mehr stattfindet, bilden auch die Eierstöcke in der Menopause immer noch bestimmte Hormone wie Testosteron und Östron, aber eben nicht mehr die großen Mengen an Östradiol und Progesteron, die mit dem Eisprung einhergehen.

In den Jahren meiner klinischen Praxis bin ich auf eine ganze Menge Symptome gestoßen, die mit der Perimenopause zusammenhängen, im Alter von etwa 35 bis 45 Jahren auftreten und den Veränderungen bei Ihrer Periode vorangehen. Diese Symptome sind hormonelle Anhaltspunkte, Signale von Ihren Eierstöcken, dass Sie im Begriff sind, in einen neuen Lebensabschnitt einzutreten. Typischerweise gehören zu diesen Symptomen Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Stimmung, Schlaf, Gewicht, Libido und Gelassenheit.

In vielerlei Hinsicht ist die Menopause das Gegenteil der Pubertät, der Lebensphase, in der Frauen fortpflanzungsfähig werden. Die Perimenopause ist gewissermaßen vergleichbar mit den Jahren unmittelbar vor der Pubertät. Wie in den Jahren vor der Menarche, Ihrer ersten Menstruation, spielt der Hormonspiegel auch wieder verrückt. Dabei müssen Ihre Eierstöcke, die Schilddrüse und die Nebennieren in Bestform sein, damit Sie sich auch in Bestform fühlen – doch mehrere Dinge verschwören sich gegen Sie.

Zunächst macht sich der Alterungsprozess in den Eierstöcken bemerkbar. Sie haben nicht mehr jeden Monat einen Eisprung, also kommt Ihre Menstruation häufiger oder seltener oder ist überhaupt nicht mehr vorhersagbar. Da Ihr Körper nicht mehr so viele reife, das heißt, befruchtungsfähige Eizellen zur Verfügung stellt, erhöht die Hypophyse die Menge der Steuerungshormone – des follikelstimulierenden (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH) –, um die Tätigkeit der Eierstöcke anzuregen. Weil die Eierstöcke aber nicht entsprechend darauf reagieren, steigt der Spiegel der Steuerungshormone weiter. Und in all dem Chaos kommt Ihnen vielleicht noch die Idee, ein weiteres Kind zu bekommen – schnell, schnell, bevor es zu spät ist! –, wäre eine gute Sache. Denken Sie daran: Das sind nur die Einflüsterungen Ihrer Hormone, es ist keine logische Reaktion auf die Realität. Bald kommt auch Ihr FSH in die Jahre und Sie haben Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Jetzt ist es offiziell und auch die Körperchemie ist eindeutig: Sie sind in der Menopause und bekommen kein weiteres Kind, sondern kaufen sich einen Hund.

Anschließend wird Ihre Schilddrüse träge. Ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Ihr Gewicht steigt, selbst wenn Sie weniger essen und mehr Sport treiben. Sie fühlen sich ausgelaugt, und Ihre Launen sind unberechenbar.

Gleichzeitig treten die Nebennieren auf den Plan. Bei all diesen hormonellen Veränderungen steigt die Stressreaktion. Sie können auf Änderungen nicht mehr so flexibel reagieren wie früher. Sie können sich nicht mehr konzentrieren. Sie haben nicht mehr die Energie, noch etwas zu Ende zu bringen, wenn die Kinder im Bett sind, und ehe Sie sich versehen, ist es Mitternacht. Sie gehen zu Bett, aber Sie wachen ständig auf, denn Ihnen ist heiß oder Sie müssen zur Toilette oder Ihr Mann schnarcht.

Addieren Sie all das auf und Sie haben den perfekten neuroendokrinen Sturmangriff: Alle drei Hormonsysteme – Eierstöcke, Schilddrüse und Nebennieren – ziehen Ihnen gemeinsam den Boden unter den Füßen weg. Ihr neues Mantra heißt: Das Leben ist unberechenbar. Auf drei wunderbare Tage voller Glückseligkeit folgt ein Anruf aus der Schule, dass Ihr Kind Läuse hat, und Sie verlieren völlig den Verstand. Reizbarkeit wird zum vorherrschenden Zustand. Bei Ihrem Liebesleben bestünde ebenfalls Verbesserungsbedarf, aber sich auch noch hier zu engagieren, übersteigt Ihre Kapazitäten. Zucker, Alkohol und Schokolade werden zum täglichen Rettungsanker. Haben Sie Geduld. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass Sie Ihr hormonelles Gleichgewicht zurückbekommen und sich wieder ganz wie früher fühlen.

Die Hormonkur

Подняться наверх