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Auf der Suche mit 40 plus

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In seinem Buch The Tree of Yoga (zu Deutsch etwa: „Der Baum des Yoga“) beschreibt K. S. Iyengar die vier Entwicklungsstadien im indischen System der Ashrams: Schüler, Haushaltungsvorstand, Waldbewohner, Entsagender. (Sie sind den von C. G. Jung und Erik H. Erikson beschriebenen nicht unähnlich.) Iyengar sagt, dass dieses System es dem Menschen im mittleren Lebensalter (dem Waldbewohner) ermöglicht, frei von familiären und gesellschaftlichen Verpflichtungen zu sein, um nach der Versenkung des Yogi zu streben. Mit anderen Worten, es wird Ihnen am besten ergehen, wenn Sie sich mit etwa 42 Jahren der äußeren Welt und ihren Zwängen allmählich zu entziehen beginnen und sich nach innen wenden.

Das klingt gut, aber ich war durch die Schwangerschaften beansprucht. Nun bin ich Mitte Vierzig und wäre sehr gerne eine Waldbewohnerin, doch jetzt sind da diese zwei aufgeweckten Kinder (zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Buches 8 und 13 Jahre alt), die mich brauchen. Ich würde gerne hundertprozentig zur Verantwortung für meine Familie stehen, aber ich fühle mich oft, als würden mein Gehirn und mein Körper mich lieber als Suchende sehen, die sich ganz legal aus den dem unmittelbaren Tagesgeschäft ausblenden darf.

Mit diesem Gefühl stehe ich nicht alleine da. Frauen in den Vierzigern sind hormonell darauf ausgerichtet, Sucherinnen zu sein, frei von häuslicher Verantwortung, aber viele von uns wurden erst später Mutter. In der Zeit, die unser Körper eigentlich dafür vorgesehen hat, Waldbewohnerinnen zu sein, stecken wir frustriert und belastet durch die Pflichten des Haushalts fest.

Dr. Louann Brizendine ist Psychiaterin an der Universität von Kalifornien in San Francisco und betreibt Forschung zu den Themen Hormone sowie Frauen und ihre Gemütslage. Ihre Schlussfolgerung: Durch die Haushaltspflichten – abgesichert durch einen Partner und mit Kindern – führen die vorhersehbaren hormonellen Veränderungen zwangsläufig dazu, dass sich Frauen in der familiären Erziehung und Pflege einrichten. Manche bezeichnen diese Haltung als hormonelle Wolke oder hormonellen Vorhang. Und dann, in den Vierzigern, wachen wir auf (wahrscheinlich so gegen zwei Uhr nachts) und sind überzeugt davon, dass wir die Scheidung wollen. Wir haben die Nase von all den hilfsbedürftigen, egozentrischen Narzisten in unserem Leben, wir sind zu Tode erschöpft und wir brauchen eine Auszeit. Wir sind gerüstet und bereit und instinktiv darauf gepolt, Waldbewohnerinnen zu sein.

Das ist nicht alles schlecht. Sie erinnern sich, die Perimenopause ist eine natürliche Lebensphase, keine Krankheit. Das Tolle daran ist, wenn Sie erst einmal die Jahre als Haushaltungsvorstand hinter sich haben, interessiert es Sie weniger, was andere Leute denken. Sie kümmern sich weniger um Klamotten und Make-up, um die Meinung Ihrer Mutter über Ihre Frisur, oder darum, ob Sie mit Ihrer Meinung anderen auf den Schlips treten. Warum ist das so? Ihre Eierstöcke bilden weniger Östrogen – und am Östrogen liegt es, dass Sie Kinder haben, hübsch aussehen und den Menschen gefallen wollen. Weniger Östrogen bedeutet, dass Sie aufhören, es Menschen kritiklos recht zu machen und schließlich sogar damit herausplatzen, was Sie, seit Sie 25 Jahre alt waren, schon immer einmal loswerden wollten.

Das chinesische Schriftzeichen für Krise hat zwei Bedeutungen: Gefahr und Chance. Frauen in der Perimenopause sind gefährlich, denn wir machen uns eben nicht mehr länger Liebkind bei allen oder, wie wir es aus dem Englischen übernommen haben, wir sind nicht mehr „Everybody‘s Darling“. Wir sagen jetzt: „Das ist schön, aber, bei allem Respekt, es interessiert mich nicht.“ Wir stehen nicht mehr länger unter dem hormonellen Druck des „Lass mich dir zu Gefallen sein“, wie es in den Zwanzigern und Dreißigern war, sondern wir beginnen uns zu begeistern, wir werden weiser, kreativer. Wir kommen ganz in die eigene Kraft.

Und die Verrücktheit hört wirklich auf, glauben Sie mir. In Ihrem Buch „Weisheit der Wechseljahre“ erinnert uns Dr. Christiane Northrup daran, dass wir in der Perimenopause aus den Jahren der hormonellen Schwankungen in eine Zeit des Lebens überwechseln, die sich in gleichmäßigeren Gewässern abspielt, in der wir (wie vor der Pubertät) jeden Tag denselben Hormonspiegel haben. Und das bedeutet schließlich mehr Stabilität im Leben nach der Menopause. Das verspreche ich Ihnen.

Die Hormonkur

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