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Die goldene Mitte

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Ich habe festgestellt, dass es zwei Möglichkeit gibt, mit der Menopause umzugehen: Auf der einen Seite steht die Schulmedizin; hier bieten Ärzte allen Frauen, ohne Rücksicht auf ihre individuellen Symptome, die gleiche Behandlung an. Im Allgemeinen heißt das, die „Pille“ für jüngere Patientinnen und eine Hormonersatztherapie für Frauen ab Mitte Vierzig. Alternativ verschreiben immer mehr Schulmediziner seit 2002, als viele verängstigte Frauen keine Hormone mehr einnehmen wollten (hier bezieht sie sich auf die WHI-Studie, die vorzeitig abgebrochen werden musste, weil sie statt zu den gewünschten Erfolgen zu einem erhöhten Krebsrisiko führte; Anm. d. Übers.), für alles, worunter Patientinnen im mittleren Alter leiden – von Angstzuständen über Zwangsstörungen bis hin zum einfachen Gefühl der Überforderung – Antidepressiva.

Aber die Sache hat einen Haken: Kennen Sie den Warnhinweis auf den Beipackzetteln all dieser Medikamente? Antidepressiva haben durchschnittlich 70 mögliche Nebenwirkungen und manche sage und schreibe 500. Gelegentlich widersprechen sie sich auch: Ein Medikament soll müde machen, doch wenn Sie ein bisschen weiter lesen, verursacht es auch Schlaflosigkeit.

Auf der andere Seite stehen all diejenigen, die mit Medikamenten nichts zu tun haben wollen und von dem Gedanken fasziniert sind, eine Frau könne die Perimenopause bewältigen, wenn sie extrem auf ihren Lebensstil achtet. Und das sieht dann in etwa so aus: Kein Alkohol! Nur gefiltertes Wasser, mindestens zwei Liter täglich! Kalorien einschränken! Mehr Sport treiben! Nie wieder Koffeinhaltiges oder Diätlimonade! Mehr Ballaststoffe! Keinen Zucker mehr! Ein einziges Stückchen Schokolade, aber nur nach dem Frühstück! Leinsamen! Viele kleine Mahlzeiten! Und damit das klar ist: nur drei Mahlzeiten täglich, keine Zwischenmahlzeiten und nach 19 Uhr nichts mehr! Jede Nacht acht Stunden Schlaf! So viel Zeit wie möglich mit Freundinnen verbringen, aber den eigenen Mann nicht vernachlässigen! Mindestens dreimal pro Woche Sex, am besten noch öfter, denn in 30 Minuten werden 200 Kalorien verbrannt! Mehr solcher „Ratschläge“ für das Liebesleben bei mangelnder Libido habe ich auch bei den meisten der renommierten (im Übrigen männlichen) Ärzten oder Autoren gelesen. All das ist ausgemachter Unsinn, es ist bevormundend und geht auch noch völlig am Problem vorbei. Man kann einer Frau mit mangelnder Libido doch nicht vorschreiben, sie solle sich einfach zusammenreißen und mehr Sex haben. Die geringe Lust auf Sex ist doch genau das, woran es bei einem solchen Paar hakt. Wer der Frau die Schuld anlastet, die zugrunde liegenden Ursachen ausklammert und die Beziehungsprobleme außer Acht lässt, lässt die Frauen im Regen stehen und hat überhaupt nicht verstanden, worum es geht.

Liebe Leserinnen, all das aufzuschreiben, macht mich schon völlig fertig – alle diese Vorschriften und Verbote wohlmeinender Menschen sind nicht auf die Ursache des Problems gerichtet, die in einer Hormonstörung liegt. Mit mehr Willenskraft erreicht man gar nichts; die Lösung besteht vielmehr darin, dass hormonelle Geschehen zu verstehen und die Hormone dann aufeinander abzustimmen.

Meine Aufgabe ist es, Ihnen die wichtigen Veränderungen in Ihrem Lebensstil – wie Sport, Nahrungsmittel mit hoher Nährstoffdichte, bewährte kontemplative Praktiken und sogenannte Nutrazeutika, also medizinisch wirksame Lebensmittel – als Teil einer Lebensart zu empfehlen, die entspannt sein kann, ohne Stress auskommt und speziell auf Ihre hormonellen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Keine der erwähnten Optionen – weder die Medikamente noch die täglichen Entbehrungen – gefallen mir, und ich habe auch noch nicht gesehen, dass sie Frauen langfristig helfen.

Lassen Sie uns konkretisieren, was hormonelles Gleichgewicht für Sie bedeutet (vorzugsweise, bevor Sie die Perimenopause erreichen, aber ich kann Ihnen auch helfen, wieder in die Balance zu kommen, wenn Sie schon mittendrin sind). Dieser Prozess beginnt mit dem Verständnis für die physiologischen Abläufe. Wir suchen nach den zugrunde liegenden Ursachen und vollziehen wirkliche Veränderungen, anstatt uns mit den Medikamenten zufriedenzugeben, die nur oberflächlich an den Symptomen kratzen und zu deren Einnahme Ihr Arzt Sie vielleicht überreden möchte. Wir begeben uns auf eine Reise, dorthin, wo Sie sich am besten, am authentischsten fühlen. Kommen Sie mit?

Die Hormonkur

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