Читать книгу Der Wanderurlaubsführer Madeira. Ein Wander- und Reiseführer in einem - Sara Lier - Страница 20
ОглавлениеENTDECKERTOUR
Von der quirligen Hauptstadt direkt in die Natur
Unsere Tour beginnt in Funchal, dem kulturellen, touristischen und wirtschaftlichen Zentrum der Insel. Ohne lange fahren zu müssen erreichen wir spektakuläre Landschaften in der näheren Umgebung der Hauptstadt.
Wer es grün und bunt mag, muss selbst in der Inselmetropole nicht lange suchen: Üppige Parkanlagen erfreuen Blumenfreunde in der Innenstadt, und in den höher gelegenen Ortsteilen, emsig gepflegte Vorgärten und Veranden sorgen für Flower-Power. Funchal schmückt sich nicht nur zum Blumenfest mit farbenfrohen Blüten – in den Parks und Gärten gibt es zu jeder Jahreszeit irgendetwas, das blüht. Auch so manche Hotelanlage kann ohne Weiteres als botanischer Garten bezeichnet werden, bestes Beispiel dafür ist der Park des majestätischen Reid‘s Palace Hotel.
An Bord des Ausflugsschiffs Santa Maria de Colombo
Pittoreske Hafenszenerie in Câmara de Lobos
Richtung Westen geht es raus aus der Stadt, die Estrada Monumental verbindet Funchal parallel zur Küste mit Câmara de Lobos. Der Nachbarort ist berühmt für seine Hafenidylle: Bunte Boote liegen fotogen in der schmalen Bucht – schon Winston Churchill verliebte sich bei seinem Madeira-Urlaub Anfang 1950 in diese Szenerie und verewigte sie in seinen Bildern. Heute ist nicht mehr alles pittoresk, viele Fischer sind arbeitslos und verbringen ihre Tage in den Kneipen statt auf den Booten, um Degenfisch zu fangen. Dennoch lohnt sich ein Abstecher in die »Kammer der Mönchsrobbe«, wie die ersten Siedler die von Lavazungen geformte Bucht einst nannten. Hübsch ist die kleine Fischerkapelle Nossa Senhora da Conceição, deren Grundmauern aus den Anfangszeiten der Besiedlung im 15. Jahrhundert stammen. Die Pfarrkirche São Sebastião erhielt im 18. Jahrhundert ihr barockes Antlitz. Wer gerne ausgeht, findet in der Altstadt noch authentischere Kneipen als in der Zona Velha von Funchal, und wer sich für die Geschichte der Druckkunst interessiert, stattet dem Museu da Imprensa einen Besuch ab.
Atemberaubende Aussichten
Am gläsernen Skywalk des Cabo Girão, mit 580 Metern Höhe eine der höchsten Steilklippen Europas, kann das Herz schon mal etwas schneller schlagen – die Aussicht ist wirklich grandios. Wer die steilen Hänge vom Wasser aus bewundern möchte, kann von Funchal aus einen Schiffsausflug buchen; vor allem mit der »Santa Maria de Colombo«, einem Nachbau des Kolumbusschiffes von 1492, macht es großen Spaß, an der Küste entlangzuschippern. Die portugiesischen Seefahrer fanden das riesige Kap damals eher unheimlich und kehrten lieber wieder um – daher die Namensbezeichnung Cabo Girão (»Kap der Umkehr«).
Ebenso spektakulär ist das Bergpanorama am Eira do Serrado, einem 1095 Meter hohen Felsen, 500 Meter oberhalb von Curral das Freiras. Der Blick schweift über die Bergspitzen des Hochgebirges und hinunter ins Tal. Ist das Wetter schön, wird die Fahrt hinüber zum Pico do Arieiro zur Show. Nach jeder Kurve eröffnen sich neue Aussichten über die Berghänge und hinunter zum Meer. Am Pico do Arieiro, mit 1818 Metern der dritthöchste Gipfel Madeiras, liegt uns die Insel zu Füßen.
Im Jachthafen von Funchal
Der Ökologische Park von Funchal
Jahrelang soll das Feuer gewütet haben, das der Inselentdecker Zarco legte, um die dicht bewaldete Südseite für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Wo sich heute Funchal (»Fenchelhain«) erstreckt, wucherte einst wilder Fenchel, an den Hängen über der Stadt wuchs dichter Lorbeerwald. Die ökologischen Folgen dieser Rodung sind bis heute zu spüren. Fällt in kurzer Zeit extrem viel Regen, verwandeln sich die unbewaldeten oder mit eingeführten Arten wie Eukalyptus bepflanzten Hänge in gefährliche Schlammlawinen: 1803 und 2010 zerstörten so schwere Überschwemmungen die Stadt. Heute versucht man mühevoll, zumindest die Höhenregion zwischen Funchal und Pico do Arieiro wieder aufzuforsten, mehrmals wurden die »Amigos do Parque Ecológico do Funchal« jedoch durch Waldbrände in ihrere Arbeit zurückgeworfen. Wer sich für den Naturpark interessiert oder durch das zehn Quadratkilometer große Areal wandern möchte, findet im Besucherzentrum (an der ER 103, Ribeira das Cales) alle wichtigen Infos.
Von Körben und Bällen
Camacha ist die höchstgelegene Gemeinde Madeiras, oft ist es auf rund 900 Metern Höhe um einiges kühler und feuchter als unten an der Küste. Ideale Bedingungen für die Korbflechter, denn die Weiden lassen sich in dem klammen Klima am besten verarbeiten. Das Kunsthandwerkszentrum Café Relógio am Hauptplatz von Camacha vermarktet die Korbwaren, die meistens in Heimarbeit, aber auch in der Schauwerkstatt im Untergeschoss des Zentrums geflochten werden. Ebenso stolz wie auf die Korbflechtarbeiten ist man auf die geschichtliche Bedeutung des Dorfplatzes: Hier wurde im Jahr 1875 zum ersten Mal auf portugiesischem Boden Fußball gespielt, ein Spross der britischen Weinhändlerfamilie Hinton brachte den Ball und die Regelkenntnisse aus England mit. Damals hat wohl noch niemand damit gerechnet, dass Madeira eines Tages mit Cristiano Ronaldo einen der berühmtesten Fußballer der Welt hervorbringen würde.
Fleißige Korbflechterin im Kunsthandwerkszentrum von Camacha
Blick vom Eira do Serrado auf Curral das Freiras und das Nonnental (Tour 7)
Besuch beim Christ König
Wieder an der Küste lohnt sich ein Abstecher zum Cristo Rei in Garajau. Die Aussichten in Richtung Funchal sind phänomenal, blickt man in die andere Richtung, sieht man die Hotelanlagen an der Felsküste von Caniço de Baixo, einem beliebten Urlaubsdomizil. Unterhalb der Christusstatue erstreckt sich das Meeresschutzgebiet von Garajau, ein Paradies für Fische und Sporttaucher. Eine Seilbahn führt hinunter zum Kiesstrand und Tauchzentrum von Garajau. Der 14 Meter hohe Cristo Rei wacht seit 1927 über dem markanten Fels, damit ist er vier Jahre älter als sein großer Bruder in Rio de Janeiro.