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3. Der populäre und kulturelle Islam

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Der populäre und kulturelle Islam stützt sich zur Übermittlung der Botschaft des Propheten Mohammed auf die lokalen Sitten und Gebräuche der islamisierten Völker. Er besteht aus einer Symbiose von Lehren, die auf den normativen Texten des Koran, der Hadithe, der Sîra ebenso wie auf lokalen Sitten und Gebräuchen beruhen, und hat unzählige Erscheinungsformen, von äußerst „heidnischen“ bis zu ganz „reinen“. Auch der Sufismus konnte sich diesem Prozess nicht entziehen.

„Dieses Wiederaufleben des Sufismus bis in die volkstümlichen Bereiche geht nicht ohne Kontaminierung durch lokale Bräuche vonstatten, die ihm eigentlich fremd sind, wie orgiastische Tänze, Fakirszenen, Zaubertricks, manchmal sogar bis hin zur Scharlatanerie.“

Jean Chevalier11

Immer noch werden Marabouts, islamische Heilige, an bestimmten heiligen Orten (Z aouia oder Zawiya), zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod von Gläubigen aufgesucht und verehrt.

„Als Gegenleistung muss der Heilige den Bedürftigsten seine Gnade gewähren, die Rat suchende Frau segnen und das kranke Kind beschützen. Am Rande der Zaouia werden ‚animistische‘ Praktiken beobachtet (ohne dass sich die Heiligen dagegen ausgesprochen hätten): Baumkult, Opfergaben für die Schutzgötter, Verehrung von Steinen, Opfer von Duftstoffen, Lebensmitteln oder Nahrung. In diesem Zusammenhang ist die Rolle der lokalen Ulemas von größter Bedeutung, sie sind die natürlichen Vermittler zwischen dem universellen Islam und der Masse der Gläubigen. Sie sind auch seine besten Garanten, wobei sie sich wundertätigen Praktiken hingeben können, die manchmal Betrügereien gleichen, sowie dem Erproben von Askesetechniken.“

Malek Chebel12

Während einige dieser Bräuche ganz klar antiislamisch sind, sind andere in den „offiziellen“ Islam integriert worden. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern, die von einem populären und kulturellen Islam geprägt sind, war das Zusammenleben mit Christen, Hindus und Animisten von einer relativen Harmonie gekennzeichnet. Doch durch die weltweite Ausdehnung des radikalen Islam* und der Aussendung von Missionaren, die eine „Rückkehr zu den Wurzeln“ verteidigen, sind diese guten Beziehungen stark beeinträchtigt worden.

Der erobernde Islam

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