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Voraussetzungen für den geistigen Weg

Vers 14

Vollendung kann nur erhoffen, wer die Voraussetzungen im Wesentlichen erfüllt. Ort und Zeit sind lediglich Begleitumstände.

Diese Strophe verrät Śaṅkarācārya, den Reformator, der sich gegen die erstarrten Formen brahmanischer Liturgie auflehnt. Im Veda heisst es: Man opfert im östlichen Hausfeuer; man bringt das Opfer zu Füssen eines Pferdes dar; das Vaiśvadeva-Opfer ist in der West-Ost-Achse zu zelebrieren; die Opfergabe wird am Abend, am Morgen dargereicht; jeden Frühling soll das Lichterfest, das ‘Jyotiṣṭoma’ gefeiert werden. Alle diese Ort- und Zeitregeln haben ihre Bedeutung, sagt Śaṅkarācārya, aber im Vergleich zu den wesentlichen Voraussetzungen, die der Gottsucher erfüllen muss, sind sie nebensächlich. Von diesen Voraussetzungen ist im Folgenden die Rede.

Vers 15

Wer das Wesen des Selbst zu erkennen wünscht, muss deshalb nachdenken, forschen und abwägen, nachdem er einen von Barmherzigkeit erfüllten Meister aufgesucht hat, den Höchsten unter den Kennern der Absoluten Wirklichkeit.

Wenn der Mensch über das Selbst nachdenkt, das Selbst erforscht, sich ins Selbst vertieft, dämmert ihm, wie er die Unwissenheit und ihre verheerende Folge, die Wiedergeburt, zerstört. Der geistige Meister wird in dieser Strophe mit einem Meer der Barmherzigkeit verglichen. Wie der Ozean von Wasser erfüllt ist, so ist der wahre Meister von Mitleid erfüllt. Er hat nichts zu gewinnen, wenn Er anderen hilft, aus dem Kreislauf von Geburt und Tod auszubrechen. Er tut es aus Liebe und Barmherzigkeit. In der Gurugītā finden wir folgende Erklärung über die Herkunft des Wortes ‘Guru’: Die Silbe ‘gu’ bedeutet Finsternis, ‘ru’ ist soviel wie Beseitiger. Guru ist, wer die Finsternis beseitigt. So wie man im Dunkeln den Weg nicht findet, so irrt der geistig Unwissende in der Finsternis umher. Der Guru bringt Licht in diese Finsternis. Er zeigt dem Sucher den Weg und die Methoden zur Gotterfahrung.

Vers 16

Weise und inspiriert ist ein Mensch, der geschickt im Abwägen von Pro und Kontra ist. Wer die genannten Eigenschaften besitzt, der erfüllt die Voraussetzungen zur Selbsterkenntnis.

Oder: ‘Weise’ ist, wer die Lehren des Meisters stets vor Augen hält und sie in den mannigfaltigen Situationen des täglichen Lebens befolgt. ‘Inspiriert’ ist, wer in den mannigfaltigen Situationen des täglichen Lebens nach dem Gebot eines reinen Herzens handelt.

Vers 17

Als geeignet für die Suche nach der Absoluten Wirklichkeit gilt nur, wer zwischen Wirklichem und Unwirklichem unterscheiden kann (viveka), wer Losgelöstheit besitzt (vairāgya), wer die sechs Tugenden wie Stille, Selbstbeherrschung usw. hat (śamādi-ṣaṭkam) und wer sich nach Erlösung sehnt (mumukṣutvam).

Strophe 17 nennt die anspruchsvollen Voraussetzungen für erfolggekröntes Mühen um Selbsterkenntnis. Diese sind:

1. Unterscheidung zwischen Wirklichem und Unwirklichem, zwischen Vergänglichem und Ewigem

2. Leidenschaftslosigkeit, Losgelöstheit von Sinnesobjekten

3. Die sechs Tugenden: Stille, Selbstbeherrschung, Gemütsruhe, Geduld, Glauben, tiefe Meditation

4. Sehnsucht nach Gotterfahrung

Die Grundbedingungen für den geistigen Weg werden in der Folge näher beschrieben.

Das Kronjuwel der Unterscheidung

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