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Kurzbiographie von Śaṅkarācārya

Geburt und Jugend

Śaṅkarācārya (Meister Śaṅkara) – auch Śaṅkara Bhagavatpāda oder nur Śaṅkara genannt – wurde 788 A.D. in die orthodoxe Priesterfamilie der Nambūdarīs im Dorf Kalāḍi, Kerala, Südindien, geboren.1) Sein Vater hiess Śivaguru, seine Mutter Āryambal.

Schon im zarten Alter zeigte Śaṅkara seine überragende Geisteskraft. Dank seines aussergewöhnlichen Gedächtnisses konnte er lange Sanskrit-Texte nach nur einmaligem Anhören vollständig wiedergeben. Die Biographen Śaṅkaras – Mādhava und Ānandagiri – erzählen von vielen Ereignissen in seiner Jugend, die das grosse geistige Potential und seine philosophisch-mystische Veranlagung erkennen liessen.

Noch nicht 16-jährig, hatte Śaṅkara das Studium der gesamten vedischen Literatur hervorragend abgeschlossen. Äusserst interessiert an Philosophie und inneren Werten entschloss er sich, Mönch zu werden und die Wahrheit über die Welt und Gott in unmittelbarer, mystischer Erfahrung zu erkennen.

Auf der Suche nach einem erleuchteten Meister fand er Govinda Bhagavatpāda, der am Fluss Narmadā in Zentralindien mit seinen Schülern lebte. Dort übte sich Śaṅkara in geistigen Disziplinen und vertiefte sich ins Studium der Upaniṣaden und der mystischen Lehren. Durch die harte Schule des Meisters erreichte er in kurzer Zeit das Ziel seines geistigen Strebens. Gleich danach beauftragte ihn Govinda Bhagavatpāda, die Lehre des Advaita – der Einheit der Seele mit Gott, dem absoluten Bewusstsein – in ganz Indien den Menschen aller Schichten und Stände zu vermitteln.

Verbreitung der Advaita-Lehre

Im hochgelegenen Himālaya-Wallfahrtsort Badrīnāth verfasste Śaṅkara zunächst ausführliche Kommentare zu den drei wichtigsten Werken der vedāntischen Lehre: den Brahma-Sūtras, den ersten 12 Upaniṣaden und zur Bhagavad-Gītā. Darin legte er seine Erkenntnis nieder, dass die individuelle Seele und das Absolute Bewusstsein in ihrer Essenz ein und dasselbe sind.

Da die Menschen im Indien der damaligen Zeit nur schriftgelehrten Philosophen und Meistern gegenüber Herzoffenheit und Lernbereitschaft entgegenbrachten, nutzte Śaṅkara sein Genie nicht allein im Unterweisen ehrfuchtsvoller Schüler. Er setzte sich als Lebensziel, den Leitern sämtlicher philosophischen Schulen, welche die Einheit der Seele mit Gott nicht erfassten und die Menschen in die Irre führten, durch philosophische Debatten das tiefere Verständnis zu ermöglichen. Wohl aus diesem Grund ist Advaita-Vedānta im heutigen Indien so weit verbreitet.

Mit diesem Ziel vor Augen reiste Śaṅkara durch ganz Indien, von Stadt zu Stadt und verbreitete seine Lehre. Neben seiner intellektuellen Arbeit setzte er Hunderte von Tempeln instand und errichtete Klöster und Akademien für Philosophie. Von manchen wurde er als religiöser Rebell verachtet. Den meisten Menschen Indiens aber schenkte er Hoffnung. Sie gewannen durch ihn die Aussicht, dass jeder, der sich im Geist der alles Leben und alle Existenz durchdringenden göttlichen Gegenwart zuwendet, diese im Inneren zu erfahren und erkennen vermag. Daher wurde er als ‘Meister’ (Ācārya) und sogar ‘Welten-Lehrer’ (Jagad-Guru) bezeichnet.

Nach seinen schriftlichen Kommentaren zu den drei vedāntischen Hauptwerken verfasste der Meister inhaltlich übersichtliche philosophische Lehrbücher in einer für den Laien verständlichen, aber hoch poetischen Sprache. Dazu gehören: Vivekacūḍāmaṇi (‘Kronjuwel der Unterscheidung’), Ātma-Bodha (‘Selbst-Erkenntnis’), Sarva-Vedānta-Siddhānta-Sāra-Saṅgraha (‘Zusammenfassung der Kernlehren aller Upanishaden’), Upadeśa-Sāhasrī (‘Tausend Lehrsätze’) und viele andere. Sein literarischer Nachlass umfasst zehn Bände in Deva-Nāgarī-Silbenschrift.

Am Ende seines kurzen Erdenlebens – Śaṅkara waren nur 32 Jahre beschieden – hatte er der Advaita-Lehre ein derart solides Fundament gegeben, dass sie in den 1200 Jahren, die seither vergangen sind, nichts an ihrer ursprünglichen Bedeutung verloren hat.

1) Das Geburtsdatum von Śaṅkara ist umstritten. Einige setzen es auf das 5. Jh.v.Ch. zurück, manche auf das 6. Jh.n.Ch. Die allgemein anerkannte Lebensspanne ist 788–820 A.D.

Das Kronjuwel der Unterscheidung

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