Читать книгу Zwanzig Sekunden Ewigkeit - Siegfried Langer - Страница 7
Оглавление1 4. Kapitel
Wieder lag sie und fühlte die Kälte von Metall unter sich.
Und wieder war alles dunkel um sie herum.
Sofort erinnerte sie sich an die dicke Frau aus dem gegenüberliegenden Raum.
War sie ihre Entführerin?
Hatte sie sie wieder zurück hierher getragen und auf den Tisch gelegt?
Kräftig genug schien sie Alex zu sein, doch warum hätte sie dies tun sollen?
Alex war kalt und sie bemerkte nun, dass sie wieder das dünne Kleidchen trug.
Wie? Man hatte sie umgezogen?
An der großen Zehe ihres rechten Fußes spürte sie etwas.
Die Frau hatte ihr auch das Kärtchen wieder um die Zehe gebunden?
Was sollte das?
Welches perfide Spiel trieb sie hier mit ihr?
Sie streckte sich und setzte sich auf.
Lange konnte sie nicht gelegen haben, denn dieses Mal quälten sie keine Verspannungen.
Wenn nur diese elende Kälte nicht wäre!
Ob Sweatshirt und Jeans wieder im Spind hingen?
Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, schritt zum Lichtschalter und drückte darauf.
Es flackerte, wie vorhin.
Der Raum sah genauso aus, wie sie ihn von ihrem ersten Erwachen kannte, die Zimmertür und der Spind waren wieder geschlossen.
Sie ging zum Zahlenschloss und drehte die Ziffern, bis erneut ihr Geburtsdatum erschien.
Es klickte.
Warum?, fragte sich Alex. Warum hatte die Frau die Kombination nicht verändert?
Fahrlässigkeit oder Absicht?
Rasch schlüpfte sie in die Kleidung und kehrte zurück zur Tür.
Sie drückte die Klinke und stellte fest, dass die Tür unverschlossen war.
Das roch geradezu nach einer Falle!
Alex besann sich darauf, dass sie Karate beherrschte. Mit der dicken Frau würde sie schon fertig werden.
Sofern diese keine Waffe hatte.
Oder einen Komplizen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte in den Flur hinaus: alles schien unverändert.
Sie schaltete das Ganglicht ein.
Erneut hörte sie das Geräusch des Föns aus dem gegenüberliegenden Zimmer.
Das Schlüsselloch zog sie magisch an.
Sie konnte nicht anders, sie musste einfach ein weiteres Mal hindurchsehen: Die dicke Frau saß nun in der Wanne, bis zum Hals im dampfenden Wasser. In der Rechten hielt sie wieder den Fön. Jetzt blickte sie genau zu Alex und lächelte sie freundlich an. Dann ließ sie den Fön los. Er platschte aufs Wasser, das Licht flackerte und die dicke Frau zuckte mehrere Sekunden lang, ehe sie in sich zusammensackte. Ihr Kopf ragte immer noch aus dem Wasser, das Kinn lag auf dem Wannenrand auf.
Alex konnte den Blick nicht lösen. Sie spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten. Als wäre etwas von dem Strom auch durch ihren eigenen Körper geflossen.
Plötzlich öffnete die Frau die Augen und sah wieder zu ihr.
Ihre Lippen formten ein Wort: “Komm!”
Doch Alex wollte nicht.
Nein, sie wollte nicht in diesen Raum! Es graute ihr davor.
Endlich gelang es ihr, sich vom Schlüsselloch zu entfernen.
Sie erhob sich aus der Hocke und hörte, dass eine Tür geöffnet wurde. Das Geräusch kam aus Richtung der Treppe.
“Alexandra?”
Ein Mann rief sie und sie erkannte die Stimme.
“Alexandra?”
Das konnte nicht sein!
“Bist du da unten?”
Sie hörte ihren Vater.
Ihren Vater, der vor wenigen Wochen verstorben war.