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Theater

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Über die Bedeutung des (Volks-)Theaters in Wien ist schon viel geschrieben worden; sie reicht, im Bereich der Literatur, weit ins 19. Jahrhundert hinein, bis zu Nestroy und Raimund. Beide waren Schauspieler, die sich ihre Rollen und Stücke selber geschrieben haben, während im übrigen deutschsprachigen Raum sich das Metier schon professionalisiert hatte und die Arbeitsteilung zwischen Schauspieler und Schriftsteller die Regel war. Kein Besucher Wiens durfte sich eine Vorstellung im Volkstheater entgehen lassen und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein ist es ein besonderes Zeichen von künstlerischer Qualität und von Akzeptanz eines Autors/ einer Autorin in Österreich, bei Lebzeiten am Burgtheater gespielt zu werden – denken wir an Ebner-Eschenbachs unerfüllte Ambition, an die erfüllte von Jelinek und Thomas Bernhard.

Jüngste Forschungen, die das umfangreiche Material der Zensurbehörden aufarbeiten, denen die Theatertexte ja schriftlich vorgelegt werden mussten, zeigen, dass es auch Schauspielerinnen gegeben hat, die sich ihre Stücke selber geschrieben haben. Da es sich bei diesem Wiener Volkstheater aber um ein „Theater-Theater“ gehandelt hat, ein Theater, in dem der Text selbst nur eine untergeordnete Bedeutung gegenüber den anderen theatralischen Mitteln hatte, wird es hier nicht genauer behandelt, vor allem auch deshalb, da die Texte kaum mehr zugänglich sind. Diese schwere Zugänglichkeit der Theatertexte gilt nicht nur für das Wiener Volkstheater, sondern für alle Theatertexte. Bis heute werden sie zum größten Teil in einem eigenen System vervielfältigt und vertrieben, man kann sie nicht einfach in einer Buchhandlung kaufen. Auch eine Lektüre von nachweislich aufgeführten Texten ist oft nicht mehr möglich; es ist daher außerordentlich schwierig, sich ein eigenes Bild zu machen.

Eine Ausnahme stellt Johanna Franul von Weissenthurn (1772 –1847) dar, deren Stücke nicht nur am Burgtheater aufgeführt, sondern auch noch zu ihren Lebzeiten in 8 Bänden gedruckt worden sind.6 Sie schreibt sowohl Komödien als auch historische Trauerspiele, die dem Zeitgeschmack entsprechen. Interessant ist, dass sie bereits eine Frau als Schriftstellerin zur Heldin einer ihrer Komödien macht (Das Manuskript, 1832). Mit Hermann (1817) reiht sie sich, etwas verspätet, in die Reihe der anti-napoleonischen Dramen ein, deren berühmtestes heute wohl Kleists Hermannsschlacht (1808) ist. Auch sie arbeitet den Gegensatz zwischen verweichlichten, verräterischen Römern und harten, ehrlichen Deutschen heraus, das klassische, fünfaktige, in Jamben geschriebene Stück endet mit der Huldigung von Hermann und Thusnelda.

Österreichische Schriftstellerinnen 1800-2000

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