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Ausschluss der Frauen aus der Literaturgeschichte1

Dass Schriftstellerinnen in den literaturgeschichtlichen Darstellungen kaum vorkommen, ist evident. Dass ihr Anteil in der deutschsprachigen Literatur im Vergleich mit der englischsprachigen, aber auch der französischsprachigen, nochmals vehement reduziert ist, bedarf einer Erklärung. Denn ohne dass man/frau Großbritannien, den USA oder gar Frankreich einen weiten Vorsprung in Bezug auf die Emanzipation der Frauen zugestehen kann,2 nennen die jeweiligen Literaturgeschichten doch eine Reihe von allgemein anerkannt wichtigen Schriftstellerinnen: Jane Austen, George Elliot, die Schwestern Brontë, Margarete von Navarra, Mme de Lafayette, Mlle de Scudéry, George Sand etc.– sie sind aus diesen Literaturen nicht wegzudenken. Im deutschsprachigen Bereich müssen wir bis ans Ende des 19. Jahrhunderts gehen, um vielleicht Droste-Hülshoff erwähnt zu finden, schon Ebner-Eschenbach wird höchstens als Lokalgröße gehandelt.3 Selbst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert sind es noch primär Lyrikerinnen, die erwähnt werden – Lasker-Schüler, Nelly Sachs. Auch aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hätte es – ohne die Zweite Frauenbewegung und ohne die Arbeiten der gender-Forschung – wohl nur Bachmann als Lyrikerin geschafft, in den Kanon aufgenommen zu werden.

Betrachtet man Geschichten der deutschsprachigen Literatur genauer, so werden in ihnen Frauen als Figuren in der Literatur sehr wohl behandelt, auch der Blick auf ihre Rolle als Literatur-Konsumentinnen wird angesprochen, meist allerdings verbunden mit der Klage, dass die Leserinnen „leichte Kost“ bevorzugten und so einen negativen Einfluss auf die Qualität der Literatur hätten. Was hingegen die Produktionsseite betrifft, so nehmen die Autorinnen lediglich die Positionen von „Musen“ und Geliebten ein, oder aber sie führen einen Salon, sind Briefpartnerinnen. Es ist die passive Rolle der Empfängerin – sie empfangen Briefe, Gäste, Kinder –, die ihnen zugestanden wird. Ein geradezu klassisches Beispiel dafür ist Bettina von Arnim, deren Briefwechsel mit Goethe unter dem Titel Briefwechsel mit einem Kinde (!) bekannt ist, während ihre eigenen selbständigen späteren Bücher bis vor kurzem verschwiegen worden sind. Ähnlich, um bei Goethe zu bleiben, die Rolle von Marianne Willemer, deren Beiträge zum West-östlichen Divan zwar als Beispiel einer „innigen“ Beziehung gelobt, aber bis heute nur unter Goethes Namen – ein glattes Plagiat – publiziert werden.

Österreichische Schriftstellerinnen 1800-2000

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