Читать книгу Lux und Umbra 2 - Silke M. Meyer - Страница 8
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Du musst Dunkelheit spüren, um das Licht zu lieben.
Argyris Eftaliotis
Mason wies die Masama an, die gefangenen Schwestern in die Verliese zu sperren. Diejenigen, welche die Seiten bereits gewechselt hatten, folgten Nalar. Selbstgefällig schritt der dunkle König voran.
Masons Zorn verstärkte sich, als er den halbwegs zufriedenen Gesichtsausdruck auf Nalars Gesicht sah. Wut kochte in ihm hoch. Nicht nur, dass es ihnen missglückt war, sich diesen Vampir vom Hals zu schaffen. Mason hatte zuschauen müssen, wie auch sein Sohn spurlos verschwand. Zornig betrat er die Räume, die bisher Sage bei seinen Besuchen in der dunklen Burg genutzt und als sein Eigen betrachtet hatte. Erbittert trat er gegen den Pfosten seines Bettes, bevor er sich darauf warf. Während er blicklos in die Luft starrte, kam ihm immer wieder Mathis in den Sinn. Wo war Sephora auf einmal hergekommen? Seit Jahrhunderten hatte niemand sie mehr gesehen. Und dann hatte sie dagestanden, in all ihrer leuchtenden Pracht. Mathis wurde weggezerrt von einer Macht, die Mason längst für erloschen hielt. Aber Sephora war da. In vollem Glanz, mächtig wie nie zuvor. Und sie hatte Mathis in ihren Fängen. Mason sah keine Chance mehr, seinen Sohn für sich zu gewinnen.
Er war nicht in der Lage zu schlafen und sprang auf. Leise verließ er sein Zimmer und trat in den dunklen Thronsaal hinaus. Am Fenster nahm er den dunklen Schatten seines Vaters wahr. „Komm her, mein Sohn, und sieh es dir an. Seit Jahrhunderten habe ich das nicht gesehen.“
Mason trat zu seinem Vater ans Fenster und folgte seinem Blick über die glitzernde Schneelandschaft, die die rauen Felsen in ein viel zu freundliches Kleid steckte. Am Horizont strahlte eine Lichtsäule in den tiefschwarzen Himmel.
„Was ist das?“
„Das“, antwortete Nalar, „ist der Glanz des Lichtpalastes. Er schickt sein Leuchten in den Nachthimmel, und alle im Land wissen nun Bescheid. Sephora ist wieder da. Und sie ruft sie zu sich. All die Wesen, die auch nur annähernd ihr zugewandt sind, werden zum Lichtpalast pilgern. Auch aus unserem Teil des Landes werden die Zweifler sich zu ihr ziehen lassen. Das war schon immer so. Nicht einmal die Himmelsgestirne können dem widerstehen. Schau!“ Nalar zeigte nach oben. Die Monde der Welt hatten sich geteilt. Mason starrte gebannt in den Himmel.
„Ich wusste nicht, dass sowas möglich ist“, sagte Mason. Pula und Puti standen über dem Schein, den der Lichtpalast von sich gab. Im Widerschein leuchtend, fest beieinander, vereint und standhaft. Itim jedoch, die kleine graue Kugel mit dem finsteren Gesicht, wanderte ziellos über ihre eigene Burg hinweg, unruhig von einer Seite des Himmels zur anderen, wie ein Wolf in einem viel zu kleinen Gehege.
„Was bedeutet das, Vater?“ Mason war unbändig neugierig und verfluchte die genießende Ruhe, die sein Vater ausstrahlte.
„Das ist der Beginn. Es wird einen Krieg geben und es ist offen, welche Seite dieses Mal siegt. Du kennst die Geschichte, Sohn.“
„Ja, aber beim letzten Mal gab es nicht mal einen Krieg. Nur ihr beide habt eure Kräfte gemessen. Keine Seite hat gesiegt. Sephora verschwand einfach. Und wir waren zum Warten verdammt. Wir sollten besser nicht zögern und sofort unsere Truppen zusammenstellen. Lass uns zum Palast ziehen. Sieh dir doch ihren Hochmut an. Leuchtet wie eine Fackel und weist uns den Weg. Worauf warten wir?“
„Benimm dich nicht wie ein Kind. Es wäre unnütz, wenn wir dorthin ziehen. Wir kämen ohnehin nicht durch. Sephora hat ihr Reich geschützt mit lichter Magie. Wir können sie nicht brechen. Lass ihnen Zeit für die Vorbereitungen und genieße die Vorfreude einer großen Schlacht. Wir warten ab, bis sie zum Kampf bereit sind, und dann zerschlagen wir sie ein für alle Mal.“
Nalar trat vom Fenster zurück und verließ den Raum. Mason blieb allein zurück und beobachtete weiterhin den Nachthimmel.