Читать книгу Schienengüterverkehr in der Schweiz - Simon Lieb - Страница 4
Оглавление3 Einführung in den Güterverkehr
3.1 Was ist Güterverkehr?
Bereits der Gang zum Coop oder Migros könnte als Gütertransport bezeichnet werden. Doch unter Güterverkehr wird die ausserbetriebliche, geschäftsmässige «Beförderung von Gütern durch Verkehrsmittel»1 verstanden. Das heisst, nicht der Einkauf im Coop, sondern dessen Belieferung mit Nahrungsmitteln wird als Güterverkehr definiert. Logistik als umfassenderer Begriff bezeichnet alle Aktivitäten, rund um Transport, Umschlag und Lagerung von Waren.
Der Güterverkehr ist für die Ver- und Entsorgung der Gesamtwirtschaft und Bevölkerung essenziell.2 Er versorgt Privathaushalte, Unternehmen und Geschäfte mit Gütern und ist deshalb für das Funktionieren der Wirtschaft von zentraler Bedeutung.
Güterverkehr kann zu Land, zu Wasser oder in der Luft erfolgen. Diese Arbeit befasst sich mit dem Güterverkehr zu Land, der sich auf die Verkehrsträger Eisenbahn und Strasse aufteilt.
3.2 Vor- und Nachteile von Schienen- und Strassenverkehr
Die Verkehrsträger haben verschiedene systembedingte Vor- und Nachteile.3 Da die Eisenbahn spurgebunden ist, können lange und schwere Züge mit geringem Flächenbedarf transportiert werden. Dies prädestiniert sie für den Transport schwerer Güter in grossen Mengen. Der Luftwiderstand ist vergleichsweise klein, zudem ist der Rollwiderstands zwischen Stahlrad und Stahlgleis im Vergleich zur Strasse sehr klein, weshalb der Energieverbrauch etwa um den Faktor fünf bis sieben kleiner ist (vgl. Kapitel 5.5).
Der Strassengüterverkehr hat den Vorteil, dass er aufgrund des dichteren Strassennetzes jedes Unternehmen und jeden Haushalt direkt anfahren kann. Weiter kann er all diese Punkte direkt miteinander verbinden und transportiert kleinere Gefässgrössen. Seine Flexibilität ist somit viel grösser.
Im Gegensatz zum Lkw kann ein Zug nicht einfach jederzeit auf der Schiene fahren, sondern muss dafür Trassen fahrplanmässig reservieren. In Folge kann er eine hohe Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit haben, ist aber weniger flexibel. Bei kleineren Mengen kann der Schienengüterverkehr (SGV) keine Direktverbindung zum Zielpunkt anbieten, sondern muss Güterwagen verschiedener Kunden einsammeln, zu einem Güterzug zusammenführen und am Schluss wieder verteilen, was kosten- und zeitintensive Umschlagtätigkeiten impliziert (vgl. Kapitel 4.2.2).
Die sogenannten Fix- oder Bereitstellungskosten sind auf der Schiene sehr hoch. Das sind die Kosten, die unabhängig von der transportierten Menge anfallen, etwa die Infrastruktur- oder Rollmaterialkosten. Hingegen sind die variablen Kosten, die durch den Transport der Güter entstehen und somit mengenabhängig sind, sehr klein. So fallen bei jedem Güterzug die Kosten für die Lokomotive, den Lokführer und Infrastrukturkosten wie Trassenbenutzungsgebühren an, unabhängig davon, ob ein oder zehn Güterwagen angehängt werden. Deshalb ist der SGV beim Transport über lange Strecken mit grossen Mengen gegenüber Lkws im Vorteil, während dieser bei der Feinverteilung und kleinen Sendungsgrössen tendenziell stärker ist (vgl. Abbildung 1). Besonders bei regelmässigen Massenguttransporten kann der SGV seine Stärken ausspielen.
Abbildung 1: Systemkostenvergleich Strasse-Schiene
Auch durch das politische Regulativ ergeben sich Vor- und Nachteile für die verschiedenen Verkehrsträger (vgl. Kapitel 4.3). Die systembedingt unterschiedlichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt werden im Kapitel 6 behandelt.