Читать книгу Love is all we crave - Siobhan Davis - Страница 12

8. Kapitel

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»Okay«, sagt Rick, als alle gegangen sind und die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen ist. »Was ist los?«

»Ich muss euch etwas darüber erzählen, was Sylvia Montgomery mir über den Tag anvertraut hat, an dem eure Mutter gestorben ist.«

Kai versteift sich neben mir. »Was hat sie gesagt, und warum hast du nicht früher darüber gesprochen?« Seine Augen verdunkeln sich und versprechen Bestrafung. Meine Mitte zieht sich bei der schwelenden Gewaltbereitschaft in seinem Blick zusammen.

Kais Fähigkeit, mich mit verschleierten Bedrohungen anzuturnen, ist eine seltene Gabe. Es ist nicht zu leugnen, dass ein verdrehter Teil von mir die besitzergreifende, dominante Alpha-Seite seiner Persönlichkeit genießt. Auch wenn ich seine andere süße, sexy, romantische Seite genauso liebe.

Ich verdränge meine lustvollen Gedanken, weil wir nicht ungestört sind und mein Mann zu verletzt für die Dinge ist, die wir uns gegenseitig antun möchten. Also konzentriere ich mich wieder auf das Gespräch. »Ich wollte es dir an diesem einen Tag im Lagerhaus erzählen, hatte jedoch Angst vor deiner Reaktion. Was ich euch erzählen werde, ist nicht leicht zu verdauen, und ich möchte dir nicht das Herz brechen.« Ich reibe beruhigende Kreise auf seinem Handrücken. »Aber ich hatte immer vor, es dir zu sagen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen wäre.«

»Wir haben uns darauf geeinigt, keine verdammten Geheimnisse mehr voreinander zu haben, Abby«, knurrt er.

»Ich weiß, und es tut mir leid. Aber ich hatte auch Angst, dass du alles ruinieren würdest, was wir planen, denn wenn du die Wahrheit erfährst, wirst du deinen Vater ermorden wollen.«

»Abby, was sagst du da?« Ricks Stimme klingt angespannt und ein Muskel zuckt in seinem Kiefer. »Meine Gedanken drehen sich gerade um ein paar gruselige Möglichkeiten.«

Zeit, das Pflaster abzureißen. »Unser Bastard von einem Vater hat eure Mom unter Drogen gesetzt und sie zum Sterben liegen gelassen, aber später hat er Christian Montgomery unter falschen Vorwänden rübergeschickt, um sicherzustellen, dass er Erfolg hatte.« Ich stoße keuchend den Atem aus, als ich meinen Blick auf meinen Geliebten richte. »Als du deine Mom gefunden hast, Kai, war sie noch am Leben. Gerade so, aber sie atmete noch.« Er schnappt scharf nach Luft, und Rick sackt merklich zusammen, während sich der Schock auf seinem Gesicht ausbreitet.

Ich befeuchte meine plötzlich trockenen Lippen und hasse es, die nächsten Worte sprechen zu müssen. »Christian hat beobachtet, wie euer Vater eure Mutter mit einem Kissen erstickt hat, nachdem er euch Kinder aus dem Haus geschafft hat.«

»Nein! Scheiße, nein!« Ricks gequälter Schrei hallt durch den stillen Raum und er vergräbt den Kopf in seinen Händen. Seine Schultern zittern. Drew sinkt neben ihm auf die Knie und legt eine Hand auf seine Schulter.

»Kai.« Ich berühre seine Wange, weil er zu Stein erstarrt scheint. Der glasige Ausdruck in seinen Augen bestätigt, dass er gedanklich irgendwo ganz weit weg ist. Seine Brust hebt und senkt sich, während er in die Ferne starrt. Ich kuschle mich vorsichtig an seine Seite und lege seinen Arm um mich, während ich meine Hand sanft auf seiner Brust ruhen lasse. »Es tut mir so leid, Baby.« Er schließt seine Arme um meine Taille, sagt aber immer noch nichts. Sein Körper zittert unter mir, und ich kann mir gar nicht vorstellen, was er gerade empfindet.

Ricks gedämpftes Schluchzen erfüllt die Luft und Tränen brennen mir in den Augen, aber ich kneife sie zu, um den ankommenden Ansturm von Emotionen abzuwehren. Ich muss meine Gefühle wegsperren, das heutige Wiedersehen mit Kai war bereits fordernd genug.

Da ich nicht weiß, was ich anderes tun soll, klammere ich mich einfach an meinen Ehemann und biete ihm physischen Halt. Nach ein paar weiteren Momenten der Stille ergreift er schließlich doch das Wort. »Sie hat noch gelebt?«, stößt er kaum lauter als ein Flüstern hervor.

Ich hebe meinen Kopf und mein Herz schmerzt bei dem gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Laut Christian war sie noch am Leben.«

»Wenn Christian die Wahrheit sagt«, wendet Drew leise ein. »Wir haben keine Möglichkeit, seine Version der Ereignisse zu beweisen oder zu widerlegen.«

»Ich habe ihn dort an diesem Tag gesehen«, sagt Rick schniefend. Er hebt das Kinn und sieht seinen Bruder mit rot umrandeten Augen an. »Er ging den Flur entlang, weg von dem Raum, in dem Mom war, zur Haustür.« Er wischt sich die Tränen fort. »Er gab mir einen Hundert-Dollar-Schein und schärfte mir ein, niemandem zu verraten, dass ich ihn gesehen habe.«

»Alles, was das beweist, ist, dass er dort war«, gibt Drew zu bedenken.

»Es ist die Wahrheit«, sagt Kai mit fester Stimme. Eine einsame Träne rollt über sein Gesicht, und ich fahre mit meiner Hand über seinen Arm. »Ich hatte den Eindruck, dass sie versucht hat, etwas zu sagen«, krächzt er. »Ich bin zu Dad gerannt und habe ihn darauf hingewiesen, woraufhin er uns aus dem Raum gescheucht hat. Als ich ihn später danach fragte, sagte er mir, sie sei in seinen Armen gestorben.« Ein bitteres Lachen löst sich aus seiner Kehle. »Scheiße. Er hat tatsächlich die Wahrheit gesagt.« Seine Augen leuchten rot und er knirscht mit den Zähnen. »Und dabei nur den Aspekt ausgelassen, dass er derjenige war, der sie getötet hat.«

»Dieser verdammte Bastard.« Rick springt auf und geht auf und ab. »Er hat uns jahrelang glauben gemacht, Michael und Abby wären daran schuld. Wir haben sie dafür gehasst. Er hat uns überzeugt, seinen Racheplänen zu folgen. Hat uns dazu gebracht, nach Beweisen für Michaels Schuld zu suchen. Dabei war er die ganze Zeit selbst der Schuldige!«, ruft er.

Kai schiebt sich zur anderen Seite des Bettes und schlägt ein paar Mal mit der Faust gegen die Wand.

Ich folge ihm über die Matratze. »Baby, nicht.« Ich versuche, seine Hand zu fassen zu bekommen. »Du wirst dich nur weiter verletzen.« Er lehnt seine Stirn gegen die Mauer. Alle Muskeln in seinem Körper sind zum Zerreißen gespannt. Ich lege meine Arme von hinten um ihn, meinen Kopf an seinen Rücken schmiegend. Wie gern würde ich ihm seinen Schmerz nehmen. Er umklammert meine Hände mit einer von seinen, und ich drücke mich an ihn, die ganze Zeit gegen Tränen ankämpfend.

Rick tigert immer noch auf und ab und rauft sich die Haare. »Er hat uns alles genommen, Kai«, sagt er mit kontrollierter Stimme, aber ich mache mir keine Illusionen. Er brodelt vor Wut und ist kurz vor dem Explodieren.

Ich dachte, Kai wäre derjenige, den man zurückhalten müsste, aber ich habe Maverick Anderson völlig unterschätzt.

»Unsere Mutter, unsere Brüder, unsere Kindheit.« Er nimmt eine Glasschale vom Sideboard und schleudert sie gegen die gegenüberliegende Wand, wo sie sofort zerbricht. Glassplitter verteilen sich über den Teppichboden.

»Scheiße.« Kai richtet sich auf, und ich lasse ihn los. Mit bedachten, langsamen Schritten wandert er zu seinem Bruder, darauf achtend, den Scherben auszuweichen. Kai schließt seinen Bruder fest in die Arme, und ein intensives Verlangen, meinen Zwilling zu umarmen, verzehrt mich. Ich gehe zu Drew und lehne mich an ihn, während ich beobachte, wie sich Kai und Rick gegenseitig festhalten und leise miteinander sprechen.

»Was denkst du, was werden sie tun?«, flüstert mir Drew ins Ohr, meine Umarmung erwidernd.

»Ich weiß es nicht«, murmle ich, »und es ist ihre Entscheidung, aber wir dürfen unser Gesamtziel nicht aus den Augen verlieren.«

Drew zieht mich zur Couch und wir setzen uns, um Kai und Rick Zeit zu geben, sich mit der Bombe auseinanderzusetzen, die ich gerade habe platzen lassen. »Hast du irgendwelche Ideen, wie wir uns Zutritt zum Tresorraum verschaffen können?«, fragt er, und ich freue mich über die Ablenkung.

Ich antworte ihm, ohne Kai aus den Augen zu lassen. »Existieren vielleicht Baupläne für den Keller, die uns helfen könnten?«

»Mir ist nichts diesbezüglich bekannt, aber es muss einmal welche gegeben habe. Zumindest zu der Zeit, als er ihn errichten ließ.«

»Es war kurz bevor Mom starb«, sage ich, weil ich mich daran erinnere, wie Arbeiter monatelang im Haus ein- und ausgingen.

»Stimmt. Ich werde mit Xavier sprechen. Wir werden sehen, was wir ausgraben können. Aber was dann?«

»Dann muss Xavier die Sicherheitssoftware finden und sie hacken. Und wir müssen selbst da runter, um die Situation und Gewohnheiten der Wachen zu studieren.«

Drew verzieht die Augenbrauen.

Kai sieht mich über die Schulter hinweg an. »Ich liebe dich«, flüstere ich ihm zu.

»Ich liebe dich auch«, formt er mit dem Mund, bevor er weiter seinen Bruder beruhigt.

Beim Blick auf mein Handy runzle ich die Stirn. Ich werde nicht mehr lange bleiben können, und ich brauche etwas Zeit allein mit meinem Mann. Nachdem ich die Tracker-App überprüft habe, seufze ich erleichtert auf. Sie bestätigt, dass sich Charlie noch immer im Haus befindet. Hoffentlich schnarcht er glücklich auf meinem Bett, wo ich ihn zurückgelassen habe.

Drew reibt sich die Schläfen. »Damit meinst du nicht ...«

»Doch«, schneide ich meinem Bruder das Wort ab. »Ich muss an einer der Veranstaltungen im Keller teilnehmen.« Bei der Aussicht auf dieses Unterfangen bekomme ich Bauchschmerzen, aber es führt kein Weg daran vorbei.

Selbst wenn sich Xavier in das Softwaresystem einhackt und es deaktiviert, damit wir uns mitten in der Nacht nach unten schleichen können, sollten wir nicht ohne Vorwissen hineingehen. Wir müssen das den genauen Lageplan im Voraus studiert haben. Herausgefunden haben, wie die Wachen wechseln, ob sie dort unten auch patrouillieren, wenn der Raum nicht genutzt wird. Und wir müssen uns vergewissern, ob es möglicherweise Fallen gibt, in die wir hineintappen könnten. Vater darf bis zum Tag der Abstimmung keinesfalls erfahren, dass wir über diese Bänder verfügen.

»Die Hölle wird zufrieren, bevor ich dich dort runtergehen lasse.« Drews Ton ist scharf und reicht aus, um die Aufmerksamkeit der Anderson-Brüder auf sich zu ziehen.

»Wohin gehen?«, hakt Kai nach und kommt mit schmerzgeplagter Miene auf mich zu.

Ich atme einmal tief durch, um meinen ganzen Mut zusammenzunehmen. Ich möchte nicht mit ihm streiten, aber ich muss das jetzt auf den Tisch knallen. »Ich habe Drew nur darüber informiert, dass ich eine der Veranstaltungen im Dungeon besuchen muss, um dort ein bisschen herumzuschnüffeln.

»Auf keinen Fall«, protestiert Kai und manövriert sich unbeholfen auf den Platz neben mir. »Ich weiß, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, Abby, aber das ist zu gefährlich.«

»Drew wird mich begleiten.« Ich befeuchte meine Lippen mit der Zunge. »Und Charlie«, füge ich leiser hinzu.

Wie vorherzusehen war, blitzt heftige Abscheu in Kais Augen auf, und ein Muskel an seinem Kiefer beginnt zu zucken. »Nein, nein und nochmals nein.« Er schüttelt wiederholt den Kopf. »Das wird auf keinen Fall so ablaufen.«

»Doch, Kai.« Ich blicke auf. »Mir ist klar, dass dir das missfällt, aber ich muss Charlie davon überzeugen, dass unsere Ehe legitim ist und ich bereit bin, der Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft eine Chance zu geben.«

»Unter. Gar. Keinen. Verfickten. Umständen!« Er packt mich an den Schultern. »Ich weiß, dass du dorthin zurückmusst. Das kann ich gerade noch so tolerieren, aber damit ist für mich die Grenze des noch Vertretbaren erreicht. Es bringt mich um, dass du das wegen mir tun musst.«

»Es liegt nicht an dir!«, widerspreche ich lautstark. »Du trägst daran keine Schuld. Es ist seine und die meines Vaters, aber ich muss mitspielen, Kai. Oder. Sie. Töten. Dich.«

»Sie werden nicht nahe genug an mich herankommen, um es zu versuchen.« Wut flackert in seinem Gesicht auf.

»Also wirst du die Schule abbrechen und Rydeville verlassen? Dich verstecken?«, will ich wissen. »Nur so könntest du dich nämlich vor ihnen schützen.«

»Abby hat recht«, stimmt Drew widerwillig zu. »Außerdem geht es um mehr als nur um deinen Schutz. Der ganze Plan beruht darauf, Charlie einzulullen. Er ist seit Jahren von Abby besessen. Und diese Obsession hat einen kritischen Punkt erreicht. Er hat seinen Vater verraten, um sie für sich zu beanspruchen. Für ihn ist sie die Liebe seines Lebens und seine einzige Erlösung. Wenn er keine Abby hat, wird sich Charlie in erheblichem Maße selbst zerstören, und er könnte dadurch ernsthaft unsere Mission in Gefahr bringen.«

Er wirft Kai einen mitfühlenden Blick zu. »Ich verstehe, dass du die Situation verabscheust. Scheiße, Mann, mir geht es genauso. Aber Charlie muss glauben, dass sie sich in ihn verliebt. Es wird dabei helfen, dass er abgelenkt bleibt, damit ihm entgeht, was wir vorhaben. Abby wird nicht lange brauchen, um ihn davon zu überzeugen, denn er ist blind, wenn es um sie geht.«

»Und er hat erwähnt, dass er vorzeitig seinen Abschluss machen und die Schule verlassen wird, um das Familienunternehmen zu führen«, füge ich hinzu, in der Hoffnung, den Schlag dadurch etwas abzumildern. Vorsichtig verschränke ich meine Finger mit Kais und bin erleichtert, als er seine Hand um meine schließt. »Er wird wahnsinnig mit der Firma beschäftigt sein, und damit, seine Mom und Schwester unterstützen. Darüber hinaus wird er jede Menge Elite-Kram an der Backe haben. Ich werde ihn nicht besonders oft zu Gesicht bekommen, und wir werden uns zumindest in der Schule sehen.«

»Das wird er niemals tolerieren«, stößt Kai hervor. »Er wird dir irgendein Arschloch als Aufpasser aufdrücken. Oder Spione in der Schule positionieren, die ihm Bericht erstatten.«

»Das habe ich schon im Griff.«

Kai zieht eine Braue hoch.

»Ich werde die Schüler an der Highschool an die Scheiße erinnern, die ich gegen sie in der Hand habe. Wenn sich einer von ihnen verplappert, werde ich sie ruinieren. Ich werde ihnen ins Gedächtnis rufen, was mit Rochelle und Wesley passiert ist, das sollte sie zum Schweigen bringen.«

»Und was ist mit dem Leibwächter?«

»Charlie hat mir einen Vollkoffer als Babysitter zur Seite gestellt, aber ich habe bereits dafür gesorgt, dass er ihn wieder entfernt. Ich habe ihm eröffnet, dass wir das Band vom Weihnachtstag haben und er es gut sein lassen und mir meine Freiheit geben muss, ansonsten würde ich es seiner Mom zeigen. Das Letzte, was er will, ist, dass sie herausfindet, dass er seine Seele an den Teufel verkauft hat und für den Tod seines Vaters verantwortlich ist.«

»Dein Verstand ist ein hinterhältiger Ort, Abby«, stellt Rick grinsend fest. »Aber ich liebe verdammt noch mal, wie du denkst.«

Kai knurrt. »Nur, weil sie nicht deine Frau ist und du dir keine Sorgen machen musst, wenn sie sich in die Schusslinie begibt. Oder stell dir das Arschloch vor, das die Frau berührt, die du liebst.« Kai zieht seine Hand zurück und fährt damit über die rasierte Seite seines Kopfes.

»Ich werde ihm schon seine Grenzen aufzeigen. Versprochen.«

»Verflucht noch mal.« Frustriert rauft er sich die Haare. »Ich kann das nicht zulassen.« Sein gequälter Blick macht mich fertig, und ich verstehe ihn. Allein der Gedanke, unsere Rollen wären vertauscht, bringt mich dazu, mein Abendessen wieder auskotzen zu wollen. »Wir werden einen anderen Weg finden.« Er umfasst zärtlich mein Gesicht. »Lass uns von hier flüchten. Komm schon. Lass uns einfach gehen und das alles vergessen.«

Ein heftiger Schmerz durchzuckt mich und macht aus meinem Herzen Hackfleisch. »Wir haben schon darüber gesprochen. Das können wir nicht machen. Er wird allen nachstellen, die wir lieben.«

Schwere Stille legt sich über den Raum.

»Abby hat recht, Kai.« Rick seufzt und streicht mit einer Hand über seinen glatt rasierten Kiefer. »Wir müssen diese beiden Bastarde erledigen. Und das wird uns nur gelingen, wenn wir sie in ihrem eigenen Spiel schlagen.«

Love is all we crave

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