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5. Kapitel

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Das Abendessen ist eine angespannte Angelegenheit und niemand scheint großen Appetit zu haben. Die arme Mrs Rose hat sich so viel Mühe gegeben, Lillians und Charlies Lieblingsgericht, Spaghetti und Fleischbällchen mit Salat und hausgemachtem Knoblauchbrot, zuzubereiten. Wir schieben die Speisen jedoch nur auf unseren vollen Tellern hin und her, anstatt damit unsere Mägen zu füllen.

»Wir müssen über die Beerdigung sprechen, Mom«, erinnert Charlie, als sich alle ihre Lustlosigkeit eingestanden zu haben scheinen.

Ich beginne, die Teller abzuräumen.

»Ich kann nicht«, flüstert Elizabeth, und eine neue Welle von Tränen sammelt sich in ihren Augen. »Ich kann es einfach nicht.« Ein Schluchzen löst sich aus ihrem Mund.

»Ich kann mich nicht allein darum kümmern, Mom.« Charlie beugt sich über den Tisch und nimmt ihre Hand in seine. »Ich muss im Büro viele Dinge organisieren, und ich kann unmöglich an zwei Orten gleichzeitig sein.«

»Ich könnte dabei helfen«, biete ich an.

Überraschung breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Das würdest du tun?«

Nickend nehme ich ihm seinen halbleeren Teller ab. »Ich habe nicht viel zu tun, bis die Schule wieder anfängt. Ich habe Zeit, die Beerdigung zu organisieren, wenn du mir mitteilst, wie ihr sie euch vorstellt.«

»Danke, Liebes.« Elizabeth drückt meine Taille und ich gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel.

»Es ist das Mindeste, was ich tun kann.« Wenn dein Sohn nicht von mir besessen gewesen wäre, hätte er deinen Mann immerhin vielleicht nicht ans Messer geliefert.

»Wenn du morgen das Bestattungsunternehmen anrufen und ein Treffen vereinbaren könntest, wäre das großartig«, sagt Charlie zögerlich.

»Okay. Sicher.«

Ich spüle gerade die Teller in der Küche, als Charlie hereinkommt. »Das musst du nicht tun. Mrs Rose wird morgen Früh aufräumen.«

Ich zucke mit den Schultern. »Es ist nicht so, als hätte ich etwas Besseres zu tun.«

Er tritt hinter mich. »Können wir reden?«

»Worüber?«, frage ich, bücke mich und ordne die Teller in die Spülmaschine ein.

»Wegen letzter Nacht, ich ...«

»Ich möchte keine weiteren Ausreden hören, Charlie. Ich habe es so satt, dass mich alle anlügen.«

»Abby.« Er hält meinen Arm fest. »Komm mit in die Höhle.« Er schaut über die Schulter. »Hier oben haben wir nicht unbedingt viel Privatsphäre.«

Ich schließe den Geschirrspüler und folge ihm die Treppe hinunter in besagten Bereich im Keller. Fieberhaft überlege ich, wie ich die Sache angehen soll, während wir schweigend hintereinander die Stufen hinabsteigen.

»Möchtest du was trinken?«, fragt er und schließt hinter uns die Tür.

»Klar.« Ich mache es mir auf einem der Barhocker bequem und beobachte, wie er fachmännisch meinen Drink zubereitet.

Er reicht mir einen Wodka-Cocktail, nimmt seine Bierflasche und geht zur Ledercouch hinüber. Ich setze mich, achte jedoch auf ausreichend Abstand zwischen uns. Er trinkt einen ausgiebigen Schluck von seinem Bier und ich mustere ihn eine Minute lang, mich an alle möglichen Geschichten aus unserer Kindheit erinnernd und mich fragend, ob alles eine Lüge war.

Ich nippe an meinem Cocktail und bin froh, als er das Gespräch endlich eröffnet.

»Letzte Nacht war unverzeihlich.« Er benetzt mit seiner Zunge seine vollen Lippen. »Und ich wünschte, ich könnte das Geschehene rückgängig machen.«

»Aber das kannst du nicht.«

»Genau wie du nicht alle Fehler zurücknehmen kannst, die dir unterlaufen sind«, entgegnet er kühl.

Ich lehne mich auf der Couch zurück und beäuge ihn über den Rand meines Getränks. »Woran denkst du zum Beispiel?«

»Zum Beispiel sich mit Kaiden einzulassen, obwohl du wusstest, dass es zu nichts führen würde.«

»Das ist Ansichtssache.«

Er beugt sich vor und lässt seine halbleere Flasche auf seinem Knie ruhen. »Die einzige Meinung, die zählt, ist die deines Vaters, und er wird diese Sache niemals gutheißen.« Er streckt die Hand nach mir aus, da ich aber zurückweiche, lässt er seine Hand wieder sinken. »Du musst ihn loslassen und uns eine Chance geben. Ich bin davon überzeugt, dass das zwischen uns gut funktionieren könnte.«

Er fängt an, wie eine kaputte Schallplatte zu klingen.

»Wenn das deine Vorstellung von einer Entschuldigung ist, ist sie gründlich misslungen.«

Er stellt sein Bier seufzend auf den Tisch und rutscht dicht an mich heran, um mir mit der Hand über mein Haar zu streichen. »Ich werde es wiedergutmachen. Das versichere ich dir. Aber du musst mir auch ein Versprechen geben.«

Dass er tatsächlich meint, er habe das Recht, etwas Derartiges von mir zu verlangen, ist unglaublich. Trotzdem sollte ich einen auf liebende Ehefrau machen, also muss ich ihm etwas geben. »Welches Versprechen?«

»Du wirst dein altes Leben hinter dir lassen. Anderson, Hunt, Lauder und Xavier gehören deiner Vergangenheit an. Ich bin deine Zukunft.«

Ich starre in seine Augen, um ernsthaft zu prüfen, ob eine fremde Lebensform von Charlies Körper Besitz ergriffen hat. »Ich gebe Xavier nicht auf. Er ist mein einziger bester Freund.«

Jane ist weggezogen, und auch wenn ich sie vermisse und sie gerne erreichen möchte, teile ich inzwischen die Sichtweise meines Bruders.

Rydeville ist für sie nicht sicher.

Mit uns in Verbindung zu stehen, ist für sie nicht sicher.

Ohne uns geht es ihr besser.

Es bringt mich um, das zuzugeben, aber es ist die Wahrheit. Ich muss sie ziehen lassen. Aber ich bin verloren, wenn ich auch Xavier aufgebe.

»Ich werde dein bester Freund sein.« Charlie packt meinen Nacken und zieht mein Gesicht näher an seines. »Ich werde alles sein, was du brauchst.«

Heilige Scheiße. Er ist völlig durchgeknallt. Definitiv und absolut.

»Xavier ist nicht verhandelbar«, stelle ich klar, schiebe seine Hand von meinem Nacken und löse mich von ihm. Nachzugeben würde nicht zu mir passen, also kann ich ganz natürlich reagieren und trotzdem meine Rolle perfekt spielen. »Und Jethro verschwindet.«

»Du verstehst das falsch, Abby. Das hier ist keine Verhandlung. Du bist meine Frau. Eine Elite-Ehefrau. Unter keinen Umständen wirst du mit diesem verdammten Freak rumhängen. Und Jethro bleibt, weil du auf keinen Fall in die Nähe von Kaiden Anderson geraten wirst.«

»Hörst du überhaupt, was du da von dir gibst?«, rufe ich. »Was zum Teufel hat mein Vater mit dir gemacht?«

»Er hat mir endlose Möglichkeiten aufgezeigt, Abby. Und wir können unsere eigenen Regeln aufstellen.« Er beugt sich zu mir. Ein ernster und zugleich aufgeregter Ausdruck glimmt in seinen Augen. »Niemand berührt dich oder verletzt dich, und ich werde dich wie eine Königin behandeln. Alles, was du tun musst, ist, meine Regeln zu befolgen. Es ist nicht so schwer.«

Doch, das ist es. Weil ich dich nicht liebe, du verdammter verrückter Psycho.

»Du hast mich verletzt«, fordere ich ihn heraus und setze einen falschen beleidigten Ausdruck auf.

»Ich weiß.« Er lässt den Kopf hängen, und ich frage mich, wer hier eigentlich mit wem seine Spielchen treibt.

»Und mich zu zwingen, Regeln zu befolgen, tut mir ebenfalls weh«, beklage ich mich und treibe das Messer tief in die Wunde hinein.

Er sieht auf. »Es ist zu deinem eigenen Schutz.«

»Oh, Charlie. Wie wenig du weißt.« Ich umfasse sein Gesicht und schüttle den Kopf. »Wenn du willst, dass ich mich mit der Vorstellung eines Wir anfreunde, kannst du mir nicht meine Flügel stutzen. So einfach ist das.« Ich tippe mit einem Finger gegen seine Schläfe. »Benutze das Gehirn, von dem ich hoffe, dass du es noch hast, und ruf dir all die Dinge in Erinnerung, die du über mich weißt. Bedrohungen kann ich nicht leiden, und ich hasse es, zu etwas gezwungen zu werden, das ich nicht mag.«

»Behandle mich nicht von oben herab, Abigail.« Er schiebt meine Hand weg. »Ich bin nicht jemand, den du manipulieren kannst.«

Das werden wir sehen.

»Da bin ich anderer Ansicht.« Ich lächle ihn süßlich an und stehe auf. »Es wird wie folgt weitergehen, Charlie: Ich werde mich von Kaiden fernhalten und alles tun, um dir eine gute Frau zu sein. Ich werde sogar in Betracht ziehen, dieses Arrangement zu etwas Echtem zu machen, aber nur unter meinen Bedingungen.«

Er steht auf, packt meine Hüften und zieht mich an sich. »Du hast keine Karten in der Hand, Liebling. Du kannst an mich keine Forderungen stellen.«

»Da liegst du falsch.« Ich setze ein selbstgefälliges Lächeln auf. »Ich weiß, dass dir Mrs Rose berichtet hat, dass Xavier heute hier war. Und das war nicht nur ein Gelegenheitsbesuch.« Ganz bewusst, lasse ich das Lächeln aus meinem Gesicht verschwinden und verfinstere meine Miene. »Er hat das Überwachungsmaterial aus dem Haus und wir verfügen über Beweise für den Mord an deinem Vater.« Ich fahre mit meinen Händen über seine straffen Bauchmuskeln hinauf zu seiner breiten Brust.

»Du lügst.«

»Nein. Es gibt jedoch eine einfache Möglichkeit, das herauszufinden. Frag meinen Vater, was mit den Bändern vom Weihnachtstag passiert ist.« Ich bluffe, und es ist ein riskantes Spiel, doch ich muss es versuchen. »Sag ihm, dass dir deine neue Frau die Grenzen aufzeigt, und sieh, wie gut das bei ihm ankommt.«

»Er erwartet einen schwierigen Start. Das wird er mir nicht vorhalten.«

»Deine Arroganz wird noch dein Untergang sein, Charles.« Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke meine Lippen auf die Unterseite seines Kiefers. Er erzittert, und ich ersticke rasch das selbstgefällige Grinsen, das sich auf mein Gesicht stehlen will. »Er wird kapieren, dass du mich nicht beherrschen kannst, und welchen Deal ihr zwei auch immer habt, er wird null und nichtig sein. Aber mach ruhig weiter«, ermuntere ich ihn und drücke ihn von mir. »Teste mich.« Ich leere den Rest meines Getränks in einem Zug. »Wenn du meinem Vater ein Sterbenswörtchen sagst, werde ich deiner Mutter erzählen, was wirklich am Weihnachtstag passiert ist.« Ich bohre meinen Finger in seinen Oberkörper. »Ich werde ihr zeigen, wie es tatsächlich abgelaufen ist, und sie wird nie wieder ein Wort mit dir wechseln.«

Ich würde Elizabeth dieses Band niemals präsentieren, selbst wenn wir es irgendwann in die Hände bekommen sollten. Weil es sie zerstören würde. Aber Charlie weiß das nicht. Die Drohung sollte ausreichend sein, um die Kontrolle zurückzugewinnen.

Ich mache auf dem Absatz kehrt, bleibe aber noch einmal im Türrahmen stehen, um ihm einen letzten Blick über meine Schulter hinweg zuzuwerfen. »Ich möchte, dass Jethro bis morgen verschwunden ist. Und du wirst Mrs Rose davon in Kenntnis setzen, dass Xavier hier jederzeit willkommen ist.«

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»Das ist gut, Abby«, meint Drew am folgenden Nachmittag, als wir in meinem Schlafzimmer sitzen und uns unterhalten. »Charlie liebt seine Mutter und seine Schwester. Er wird nicht riskieren, Vater irgendwas zu erzählen, weil er um jeden Preis verhindern will, dass sie die Wahrheit herausfinden.«

»Ich hoffe ernsthaft, dass Xavier das Filmmaterial von den Bändern wiederherstellen kann. Ich hätte so gern bestätigt, dass meine Drohung Hand und Fuß hat.«

»Xavier und Hunt haben letzte Nacht stundenlang daran gearbeitet. Bisher erfolglos, aber die beiden Superhirne werden das schon hinkriegen.«

»Kannst du heute Abend ein Treffen im Haus vereinbaren? Ich weiß nicht, wann Charlie von der Arbeit zurückkehren wird, aber ich werde dir in einer Nachricht mitteilen, wann alle zu Lauder kommen sollen.«

»Die meisten Abende hängen sowieso alle dort rum, also ist das kein Problem.«

»Geht es Kai gut?«, flüstere ich, obwohl es nicht nötig wäre. Außer uns ist keiner da, und mein Zimmer ist sauber.

»Nun, seine Stimmbänder sind voll funktionsfähig.« Er lacht glucksend. »Kai ist ein verdammt anstrengender Patient.« Drew grinst. »Er macht Rick wahnsinnig mit seinem Gezicke und Gestöhne. Und es ist echt von Vorteil, dass er verletzt ist. Ich bezweifle, dass einer von uns ihn sonst davon abhalten könnte, zu dir zu gelangen. Er ist außer sich vor Sorge.«

»Ich werde ihn heute Abend beruhigen.«

»Er liebt dich wirklich, Abby.« Drew legt seinen Arm um mich. »Und ich kann sehen, dass du seine Gefühle erwiderst. Ich freue mich für dich, und ich drücke euch die Daumen.«

Ich möchte es ihm so gern sagen, aber zuerst will ich mit Kai darüber sprechen. »Danke, D.« Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. »Du musst noch etwas für mich tun. Als ich heute Morgen ein bisschen geschnüffelt habe, habe ich einen Weg im hinteren Garten entdeckt, von dem aus man das Grundstück verlassen kann. Könntest du meine Kawasaki auf halber Strecke der Gasse parken, die auf der anderen Seite des Hauses verläuft, und mir die Koordinaten mitteilen? Ich kann nicht riskieren, eines ihrer Autos zu nehmen, Charlie könnte dadurch Verdacht schöpfen.«

»Das kriege ich hin.«

»Und noch etwas.« Besorgt ziehe ich die Unterlippe zwischen meine Zähne. »Ich möchte Kai und Rick heute Abend erzählen, was wir über den Mord an ihrer Mutter herausgefunden haben.«

»Bist du sicher, dass das klug ist?«

Ich nicke. »Ich hasse es, dass ich ihm diese Informationen vorenthalten habe. Kai hat ein Recht, die Wahrheit zu erfahren. Sie alle haben das Recht dazu. Kai kann keine Schritte ergreifen, solange er angeschlagen ist, also hat er Zeit, es zu verarbeiten. Und wir können ihn hoffentlich dazu überreden, dieses Wissen auf eine maßvolle Weise zu verwenden, um seinen Vater zu Fall zu bringen, während wir unseren erledigen.«

»Okay. Das klingt fair. Sie müssen es erfahren, egal, wie unangenehm dieses Gespräch verlaufen wird.« Er küsst mich auf meine Schläfe, ehe er hinter sich greift. Ich hebe meinen Kopf, und er überreicht mir ein großes, rechteckiges Paket, das in glänzendes rotes Papier eingewickelt ist. »Verspätet frohe Weihnachten, kleine Schwester.«

Ich umarme ihn. »Vielen Dank.« Drew setzt sich jetzt wirklich für mich ein, und es fühlt sich großartig an, meinen Bruder wieder an meiner Seite zu haben.

»Alles, was du brauchst, befindet sich im versteckten Bodenfach. Trotzdem würde ich darauf achten, die Tasche von Charlie fernzuhalten. Er ist kein naiver Dummkopf, den du mit einem Wimpernschlag täuschen kannst.«

»Ich weiß, wie ich mit ihm umgehen muss.« Ich öffne mein Geschenk, hebe die Bodenplatte an und untersuche den Inhalt. Die in meiner Handfläche liegende kompakte Waffe fühlt sich wundervoll leicht an. Schließlich möchte ich nicht in der Stadt mit einer tonnenschweren Tasche herumlaufen. »Ich werde ihm etwas Feuer unterm Hintern machen und es dann mit etwas Liebe wieder eindämmen«, füge ich hinzu und überprüfe das Backup-Handy. Bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um, aber anders geht es nicht. »Beginnend mit heute Abend.« Ich ziehe die Packung mit den Glasfläschchen heraus und halte sie gegen das Licht. Die Flüssigkeit ist klar, was äußerst vorteilhaft ist.

»Rick sagte, du sollst ein Drittel des Inhalts in ein Glas Wasser oder Saft gießen. Basierend auf Charlies Statur rechnet er damit, dass du dir so ungefähr fünf Stunden Zeit verschaffen kannst.«

Ich entnehme eine Phiole und lege sie unter ein Buch in meinem Nachttisch. »Ich denke, wir werden es nachher herausfinden.«

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»Was ist hier los?« fragt Charlie und betritt mit gerunzelter Stirn den formellen Speisesaal.

»Deine Mom und Lillian haben vorhin schon gegessen. Ich wollte auf dich warten.« Ich zeige auf die beiden Gedecke und ziehe einen Stuhl hervor. »Setz dich, ich hole unser Abendessen.«

Er mustert mich mit neutraler Miene, während er an den Tisch herantritt und sich auf den Stuhl fallen lässt. Ich lege meine Hände auf seine Schultern. »Du fühlst dich verspannt an.« Das entspricht sogar der Wahrheit. Seine Schultern sind tatsächlich völlig verspannt. Ich fange an, seine straffen Muskeln zu kneten. »Ich werde dir nach dem Dinner eine Rückenmassage geben, falls du das möchtest.« Ich halte die Flasche Rotwein hoch. »Wein?«

Er nickt und mustert mich zweifelnd, während ich ihm ein Glas einschenke. »Trink ruhig schon, ich bin in ein paar Minuten zurück.«

Ich arrangiere die heißen Teller zusammen mit dem Salat und dem Brot aus dem Ofen auf einem Tablett und gehe damit zurück ins Esszimmer.

»Ich hoffe, du magst immer noch Lasagne«, sage ich mit fröhlicher Stimme, als ich in den Raum zurückkehre. »Ich habe sie selbst nach dem Rezept meiner Mom gekocht. Mir ist in Erinnerung geblieben, dass du das Gericht liebst.« Die Kerzenleuchter auf dem Tisch verleihen dem Raum eine romantische Atmosphäre der Zwanzigerjahre.

Es ist alles so sehr wie bei den Frauen von Stepford.

Ich stelle seinen Teller vor ihn hin und gebe etwas Brot und Salat daneben.

»Was machst du da?«, fragt er, und mustert mich mit einem scharfen Blick.

Ich beuge mich vor und küsse seine Wange. »Ich habe versprochen, es zu versuchen. Jethro ist weg, also gebe ich mir Mühe.« Ich wandere um den Tisch herum und lasse mich auf den Platz gegenüber von Charlie sinken, um mein mit Cranberrysaft und einem Schuss Rotwein gefülltes Glas zu erheben. »Auf eine neue Zukunft.« Ich ersticke fast an meinen Worten, so heftig muss ich sie hervorwürgen.

Er stößt sein Glas gegen meines, und ich weiß, dass er verdammt misstrauisch ist. Aber das ist okay. Weil ich dafür sorgen werde, dass er immer mehr auftaut. Ich werde ihn glauben lassen, dass dieser Bullshit echt ist. Auch wenn es mich umbringt, das zu tun.

Ich erzähle ihm von dem geplanten Treffen, das ich mit dem Bestattungsunternehmer vereinbart habe, und stelle ihm Fragen über das Unternehmen seines Vaters und seine diesbezüglichen Pläne. Als er mir mitteilt, dass er höchstwahrscheinlich vorzeitig seinen Abschluss machen und die Schule verlassen muss, um sich um den Geschäftsbetrieb zu kümmern, muss ich hart darum kämpfen, ein Grinsen aus meinem Gesicht fernzuhalten.

Je mehr er sich entspannt, desto bemühter fülle ich sein Glas auf. Ich habe nicht den Eindruck, dass er merkt, wie viel er trinkt. Während er auf die Toilette verschwindet, entleere ich ein Drittel des in der Phiole befindlichen Schlafmittels in sein Getränk und bete, dass es auch mit Wein funktioniert. Drew erwähnte nur das Mischen mit Wasser oder Saft, also gehe ich ein Risiko ein. Der Wein wird zweifellos jeglichen Geschmack besser übertünchen.

»Möchtest du dir mit mir in meinem Zimmer einen Film ansehen?«, frage ich, nachdem wir fertig gegessen haben.

»Was hast du vor, Abby?« Seine Augen verengen sich, als er mich prüfend ansieht.

»Wenn du mich jedes Mal, wenn ich dir etwas Gutes tun will, beschuldigst, irgendwelche Hintergedanken zu haben, werden wir nicht weit kommen«, wende ich umgekehrte Psychologie an. »Wir hatten einen schönen Abend. Vielleicht sollten wir es nicht übertreiben.« Ich bewege meinen Stuhl zurück. »Wir sehen uns dann morgen. Gute Nacht.«

Ich bin fast an der Tür, als ich seine Worte vernehme. »Ich werde schnell duschen und dann zu dir kommen.«

Idiot.

»Okay.« Ich werfe ihm über meine Schulter hinweg ein Lächeln zu, mich fragend, wie lange es dauern wird, bis das Schlafmittel wirkt.

Love is all we crave

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