Читать книгу Love is all we crave - Siobhan Davis - Страница 8

4. Kapitel

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»Was soll das werden?«, frage ich am nächsten Tag, als sich ein kräftiger Mann mit kurz geschorenem rötlich-blondem Haar hinter das Steuer des roten Lexus SUV hievt, ehe ich meinen Hintern auf den Sitz fallen lassen kann.

Die Garage ist voll mit Autos und Elizabeth hat mir versichert, ich könne nehmen, welches auch immer ich wolle. Gedanklich mache ich mir eine Notiz, Drew zu bitten, mir meine Kawasaki herzuschaffen und sie irgendwo in der Nähe zu verstecken.

»Mr Barrons Regeln sind ganz eindeutig, Mrs Barron«, erklärt er und macht sich durch diese Aussage gleich noch unsympathischer. Ich will mich zu ihm beugen. Ihm sagen, dass ich ihn kastrieren werde, wenn er mich noch einmal als Mrs Barron bezeichnet. Doch ich habe eine Rolle zu spielen, und dieses Mal dürfen mir keine Fehler unterlaufen.

»Und was genau besagen diese Regeln?«, frage ich und stemme eine Hand in die Seite.

»Dass ich Sie begleiten soll, wann immer Sie das Haus verlassen, und dass ich Sie fahren soll.«

Was für ein Mist. Ruckartig ziehe ich mein Handy hervor und wähle Charlies Nummer. Nach dem dritten Klingeln geht er ran. »Ich kann jetzt nicht wirklich reden, Schatz«, erklärt er, und mir kommt die Galle hoch.

»Wo bist du?«, frage ich, da er verschwunden war, als ich heute Morgen aufgewacht bin.

Nachdem ich seine Wunden verarztet hatte, habe ich ihn im Badezimmer zurückgelassen, damit er duschen konnte, und bin ins Schlafzimmer zurückgekehrt. Er hat nicht versucht, sich danach zu mir zu gesellen, und ich bin froh, dass er scheinbar noch ein wenig Verstand übrighat. Ich hätte ihm das Fell über die Ohren gezogen, hätte er versucht, sich an mich zu kuscheln, nachdem er zuvor irgendeine andere Frau gefickt hat.

»Ich bin im Büro.«

»Es ist der Tag nach Weihnachten. Das Büro ist heute bestimmt geschlossen, oder nicht?«

»Ursprünglich war es das, aber ich musste ein Notfallmeeting mit dem Vorstand einberufen, um zu entscheiden, wie wir das Unternehmen nach Vaters Tod weiterführen.« Seine Stimme ist absolut emotionslos, und ich bezweifle, dass er je die Tragweite des Dahinscheidens seines Vaters begreifen wird.

»Ich muss zur Apotheke, um ein Rezept einzulösen, das Dr Wilson für deine Mom ausgestellt hat, aber irgendein Affe lässt mich nicht selbst fahren.«

Der Mann in dem schlecht sitzenden Anzug verengt die Augen um eine winzige Nuance und sieht mich an.

»Du bist nicht gefahren, seit du deine Fahrprüfung bestanden hast, Abby.« Ich kann sein Lächeln förmlich hören.

»Es ist ein verdammter Automatikwagen. Das sollte ich wohl hinkriegen. Schließlich habe ich ja einen Führerschein.«

»Das kannst du dir abschminken«, schnauzt er. »Denkst du, ich wüsste nicht, dass du die erste Gelegenheit ergreifst, um zu ihm zu gelangen?«, fügt er leiser hinzu.

Er wird zu Kreuze kriechen müssen, um sich auch nur einen Funken meiner Gunst zu verdienen, und ich habe vor, das gänzlich zu meinem Vorteil zu nutzen. Die gesamte Aktion hier ist also absoluter Bullshit. »Ich habe dich geheiratet! Und ich habe dir gesagt, dass ich meine Entscheidung getroffen habe. Ich liebe ihn, ja, aber er ist jetzt für mich gestorben.«

Im Stillen bete ich um Vergebung für diese Wortwahl.

»Ich möchte dir glauben, aber ...«

»Du bist nicht besser als mein Vater. Ist dir das klar? Du kannst mich nicht wie eine Gefangene halten.«

»Das tue ich nicht. Du kannst gehen, wohin auch immer du willst, aber Jethro wird dir wie dein Schatten folgen. So wird es sein, bis alle Zweifel beseitigt sind, dass man dir vertrauen kann.«

Verfluchtes Arschloch.

»Bist du der Ansicht bist, dass man mir vertrauen kann? Meinst du das ernst?« Das wird alles unendlich viel schwieriger machen, und da spiele ich nicht mit. »Und hast du einen Bodyguard? Jemanden, der sicherstellt, dass du mich nicht wieder betrügst?!«

Jethro wirkt plötzlich hellwach, und er ist nicht schnell genug, seine Reaktion zu verbergen.

Charlies Seufzen dringt über die Leitung an mein Ohr, aber es ist klar, dass er mir nicht antworten wird.

»Ich hasse dich«, stoße ich hervor.

»Wir werden später darüber sprechen. Wir sehen uns beim Abendessen.« Er legt auf.

Ich koche innerlich, als ich auf den Rücksitz klettere und Jethro anweise, mich in die Stadt zu bringen.

Als ich zurückkomme, ist Lillian zu einer Freundin gegangen, Charlie ist immer noch verschwunden und Elizabeth schläft fest auf der Couch. Eine leere Flasche Wein liegt zu ihren Füßen auf dem Boden und ihr Hochzeitsvideo läuft auf dem großen Fernseher, der an der Wand hängt. Ich schalte es aus, lege eine Decke über Elizabeth und verlasse mit der leeren Weinflasche und dem Glas auf Zehenspitzen den Raum.

Dann schleiche ich mich in ihr Badezimmer und rufe zuerst Rick an, in der Hoffnung, mit Kai sprechen zu können, aber er schläft wieder. Ich sage seinem Bruder, dass ich mich später melden werde, sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme. Ich muss wirklich mit Kai reden. Seine Stimme hören und mich selbst vergewissern, dass es ihm gut geht. Trotzdem werde ich mir Sorgen machen, bis ich ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen habe.

Als Nächstes wähle ich Xaviers Nummer. »Hey Babe. Ist bei dir alles okay?«, fragt er.

»Ja.«

»Abby.« Seine Stimme wird leiser. »Ich weiß, was er dir angetan hat. Es ist okay, wenn es dir nicht gut geht.«

Heftige Schmerzen durchzucken meine Brust, so als hätte mich gerade ein zehn Tonnen schwerer Lastwagen unter sich begraben. Ich kann kaum über den Schmerz hinwegatmen, der mein Inneres in Stücke reißt.

Ich darf nicht darüber nachdenken.

Nicht einmal für eine Sekunde.

Weil ich ansonsten daran zerbrechen würde, doch ich muss in absoluter Bestform sein. »Nein«, flüstere ich und hoffe, er versteht, dass ich nicht darüber diskutieren kann.

Xavier flucht. »Ich komme vorbei.«

Ich öffne meinen Mund, um Einwände zu erheben, aber er hat bereits aufgelegt.

Bis zu seinem Auftauchen habe ich mich wieder beruhigt. Ich stolpere fast über meine eigenen Füße, als ich die heiße Maschine sehe, auf der er hergekommen ist. »Heilige Scheiße«, rufe ich, als ich ins Freie trete, und ignoriere Jethro dabei geflissentlich. »Woher hast du eine Yamaha R3? Und wem gehört sie?«

»Sie gehört mir. Du hast mich bekehrt.« Xavier streckt die Brust raus, die in eine enge schwarze Biker-Lederjacke gehüllt ist, und ich unterdrücke ein Kichern, während ich ihn betrachte. Neben der Lederjacke trägt er eine dazu passende Hose. Auf beiden prangt ein Batman-Logo. Dazu hat er enganliegende Ellenbogen- und Knieschützer sowie schwere schwarze Biker-Stiefel kombiniert. Ein Helm mit dem Batman-Schriftzug baumelt am Lenker und lässt mich nun doch meine Contenance verlieren. Ich lache lauthals los.

Xavier fährt mit den Fingern durch sein feuerrotes Haar und runzelt die Stirn. »Was ist so lustig?«

»Du«, stottere ich, auf ihn deutend. »Du bist wie ein wandelndes Klischee.«

Er stemmt seine Hände in die Hüften, verzieht schmollend den Mund und reckt das Kinn vor. »Ich bin Batman.« Seine Stimme wird ein paar Oktaven tiefer und er durchbohrt mich mit einem ernsten Blick. »Gewöhn dich daran.«

Wieder pruste ich los und halte mir den Bauch, weil er vom heftigen Lachen schon richtig wehtut. Belustigt beobachtet er mich. Als ich mich wieder unter Kontrolle habe, wische ich die Tränen von meinen Wangen fort und richte mich auf. »Wo zum Teufel hast du diese Ausrüstung her?«

»Ein Bekannter hat sie verkauft.«

»Warum nur?«, murmle ich, ehe ich meine Arme um ihn schlinge. »Du hättest nicht herkommen sollen, aber es tut gut, dich zu sehen.«

»Warum zur Hölle nicht? Hat Charlie-Boy entschieden, dass du jetzt keine Freunde mehr haben darfst?«

Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir sind gerade nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen.«

»Lass uns nach drinnen gehen und dann erzähl Onkel Xavier alles«, sagt er und streckt Jethro die Zunge raus, als er an ihm vorbeigeht. Dieser wirft Xavier einen seltsamen Blick zu, und ich ziehe eine Augenbraue hoch.

Ich habe das Gefühl, dass Jethro das vielleicht gefallen haben könnte. Ich kämpfe hart darum, ein weiteres Kichern zu unterdrücken.

»Wer ist der unheimliche Typ?«, flüstert Xavier nicht gerade leise.

»Mein neuer Babysitter.« Ich schaue finster drein. »Aber hoffentlich nicht für lange«, füge ich hinzu, führe meinen Freund ins Haus und nach unten in den Freizeitraum, den Charlie als Höhle bezeichnet.

»Scheiße, der Kerl hat vielleicht ein schickes Zuhause«, stellt Xavier mit einem bewundernden Pfiff fest. Er zieht seine Lederjacke aus und wirft sie über die Lehne des L-förmigen schwarzen Ledersofas.

»Es ist schöner als das Mausoleum, in dem ich aufgewachsen bin, aber immer noch kein Zuhause«, widerspreche ich ihm und trete hinter die Bar, um uns einen Drink zuzubereiten. »Möchtest du einen?« Ich schüttle die Tequila-Flasche, und er nickt.

Er zieht einen kleinen, viereckigen Gegenstand aus der Tasche und hält ihn sich über den Kopf, während er mit hochkonzentrierter Miene durch den Raum wandert.

»Was machst du da?«, hake ich nach, öffne den Hängeschrank und hole zwei Gläser hervor. Xavier lässt sich auf einen der Barhocker am Tresen nieder, während ich uns die Shots einschenke und ein paar Zitronenscheiben schneide. Das muss ich Charlie lassen. Seine Bar ist immer gut bestückt.

»Den Raum nach Abhörgeräten absuchen, aber er ist sauber. Wir können also reden.«

»Könntest du mein Zimmer und das anschließende Bad ebenfalls überprüfen, bevor du wieder gehst? Bisher habe ich mich immer in Elizabeths Badezimmer geschlichen, um mein Wegwerfhandy zu benutzen, aber ich wüsste gern, ob mein Zimmer in Ordnung ist.«

»Behalte das Gerät.« Er schiebt es zu mir herüber. »Du kannst es in der neuen Tasche verbergen, die Drew dir morgen vorbeibringt. Das Geheimfach bietet einiges an Platz.«

»Cool. Danke.«

Er zieht eine verschlossene Plastiktüte aus seiner Tasche hervor. »Diese Peilsender habe ich dir auch noch mitgebracht. Öffne die Sohle von Charlies Schuh und schieb einen hinein. Dann benutz den Kleber, um sie wieder zu verschließen. Er wird niemals etwas davon bemerken.« Er streckt seine Hand aus. »Gib mir deine beiden Handys.«

Ich hole mein gewöhnliches Handy aus der Gesäßtasche meiner Hose hervor. »Ich habe nur dieses bei mir. Mein Wegwerfhandy ist oben versteckt.«

»Okay. Ich werde die Tracking-Software-App jetzt diesem hier hinzufügen. Dann gehen wir in dein Zimmer, damit ich sie auch auf dein anderes Handy übertragen kann. Ich habe sie für dich angepasst, daher sieht sie so aus wie eine App für Frauenklamotten, für den Fall, dass Charlie in deinem Handy herumschnüffeln sollte.«

»Du bist wirklich ein verdammtes Genie, oder?« Ich reiche ihm den Salzbehälter und er gießt ein wenig auf seine Hand. »Du denkst an alles.«

Er strahlt. »Ich tue mein Bestes.«

»Du, mein Freund, wirst eines Tages die Welt regieren.« Ich wackle mit den Brauen und glaube tatsächlich voll und ganz an meine Worte.

»Das hoffe ich verdammt noch mal. Aber jetzt beeil dich mit den Shots, Baby. Ich bin schon ganz ausgetrocknet.«

Ich schiebe ihm ein Glas zusammen mit einer Zitronenscheibe zu. »Mit diesen Peilsender-Chips und der App kann ich jederzeit verfolgen, wo Charlie ist, oder?«, frage ich und lasse etwas Salz auf meinen Handrücken rieseln.

»Ja. Solltest du nicht zu Hause sein und mit Anderson ungezogene Sachen anstellen, wirst du ab jetzt früh genug gewarnt, um deinen Arsch rechtzeitig zurückzuschwingen, bevor Charlie auftaucht.« Wir stoßen an, lecken das Salz von unserer Haut und kippen beide gleichzeitig den Tequila hinunter. Ich reiche Xavier eine Zitronenscheibe, während ich eine andere zwischen meine Lippen schiebe und daran sauge, um das Brennen des Alkohols zu verringern.

»Verdammt. Das ist guter Scheiß.« Xavier schlägt sich gegen die Brust. »Ich wünschte, ich könnte noch einen trinken.«

»Ich will nicht deinen Tod auf meinem Gewissen haben«, sage ich und stelle die Flasche weg, obwohl ich selbst noch Lust auf einen oder auch zehn Shots hätte. »Bei Gott, ich habe aktuell bereits genug, worum ich mir Sorgen machen muss.«

Seine Gesichtszüge werden weicher, als er nach meiner Hand greift. »Ich konnte es nicht glauben, als Drew es mir erzählt hat. Abs, es tut mir so leid. Ich ...«

Ich lege meine Hand auf seinen Mund. »Ich will nicht darüber reden. Ich kann nicht darüber reden. Wenn ich das tue, wird alles hochkommen. Alles, was ich gerade noch irgendwie beiseiteschieben und verdrängen kann. Und dann nütze ich niemandem mehr etwas.«

»Du kannst es nicht für immer ignorieren, Baby.« Er drückt meine Hand. »Du musst dich damit auseinandersetzen, sonst frisst es dich bei lebendigem Leibe auf.«

»Ich sage ja nicht, dass ich mich gar nicht damit befassen werde. Nur ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür.« Ich gehe um die Theke herum und lehne mich neben Xavier an einen Barhocker. »Vor ein paar Monaten dachte ich, mein Leben wäre beschissen, aber das war nichts im Vergleich zu jetzt, weißt du?«

Er legt seinen Arm um meine Schulter. »Dieser ganze Mist ist kaum vorstellbar«, stimmt er zu. »Und je mehr ich von Parkhurst, der Elite und dem Orden erfahre, desto entschlossener bin ich, sie gemeinsam mit dir auszuschalten.«

Ich brenne innerlich vor glühender Wut und hartnäckiger Entschlossenheit. »Das werden wir tun. Ich fange mit meinem Vater an, dann kümmern wir uns um den Rest.« Ich seufze und gebe endlich auf, wovon ich ein Jahr lang geträumt habe. »Ich kann Rydeville jetzt nicht mehr verlassen. Es ist zu viel passiert, als dass ich all den Dingen den Rücken zuwenden könnte. Es geht um so viel mehr als nur um mich oder uns.«

Ich drehe mich zu ihm um. »Du hast nicht diese Mädchen unten in seinem Sexdungeon gesehen. Wie viele Hunderte, Tausende unschuldiger Kinder hat er bereits zerstört? Und Drew sagt, es gibt Städte wie Rydeville und Männer wie meinen Vater im ganzen Land. Denk daran, wie viele Leben schon schuldlos ruiniert wurden. Wir müssen etwas tun, um sie aufzuhalten.«

»Ich stimme dir ja zu, aber selbst wenn wir unsere Fähigkeiten zusammentun, ist es immer noch eine große Herausforderung.«

»Ich habe eine Idee. Eine, die funktionieren sollte oder zumindest für so viel Aufruhr innerhalb des Ordens sorgen wird, dass sie gezwungen sind, für eine Weile ihre Machenschaften auszusetzen.« Ich springe auf und halte ihm meine Hand hin. »Ich werde Drew bitten, morgen Abend ein Treffen bei Lauder zu vereinbaren, und dann alle informieren. Lass uns jetzt in meinem Zimmer nach Überwachungsgeräten suchen. Charlie könnte jederzeit nach Hause kommen.«

Nachdem sich Xavier vergewissert hat, dass mein Zimmer sauber ist, schleichen wir uns in Charlies Räumlichkeiten. Xavier überprüft sie zuerst auf Überwachungskameras, bevor wir die Tracking-Chips in einigen seiner Schuhe deponieren. Einen Peilsender behalte ich, um ihn in das Paar zu stecken, das er heute trägt, sobald ich das nächste Mal die Chance dazu bekomme. Ich habe das Gefühl, dass Charlie in Zukunft viel mehr Zeit im Investment-Schrägstrich-Bankunternehmen verbringen wird, das sein Vater besaß und leitete. Es befindet sich seit Generationen im Besitz seiner Familie, daher erwarte ich, dass ab jetzt viel mehr Verantwortung auf seinen Schultern lasten wird. Ich hoffe, dass ihn das zu sehr in Anspruch nimmt, um mich im Auge zu behalten.

Ich hole verschiedene Knabbereien, Dips und Softgetränke aus der Küche und kehre in mein Schlafzimmer zurück. Mit überkreuzten Beinen machen wir es uns auf meinem Bett gemütlich und verputzen die Snacks, während wir uns unterhalten. »Hattest du schon Zeit, dir das Sicherheitsmaterial aus dem Haus anzusehen?«, frage ich.

Er verzieht das Gesicht. »Ich musste nichts damit anstellen, da sich dein Vater schon darum gekümmert hatte.«

Mitten im Kauen halte ich inne. »Was meinst du damit?«, hake ich undeutlich nach, den Mund voll käsiger Nachos.

»Der Feed ist völlig durcheinander und unbrauchbar. Ich muss tiefer graben, um zu eruieren, ob ich ihn entschlüsseln kann. Keine Ahnung, ob die Kameras was aufgenommen haben und das Filmmaterial nur versteckt ist, oder ob das Herumhantieren an den Aufnahmen vertuschen sollte, dass die Kameras am Weihnachtstag gar nichts aufzeichnen konnten.«

»Verdammt, dieser hinterhältige Bastard.« Frustriert hämmere ich gegen das Kopfteil meines Bettes. »Ich hatte gehofft, wir hätten den Mord auf Band.«

»Möglicherweise haben wir das«, räumt Xavier ein, den Mund voller Pringles. »Aber ich werde es erst wissen, wenn wir das Ganze genauer untersucht haben. Hunt meinte, er würde es sich heute Abend ansehen, also schaue ich nach unserem Treffen bei den Jungs vorbei.«

»Ihr zwei arbeitet seit neuestem ja sehr eng zusammen. Wie läuft das denn so?« Ich lege die unschuldigste Miene auf, zu der ich fähig bin.

Xavier grinst. »Frag mich, was du auf dem Herzen hast, Baby.« Er wackelt mit den Brauen.

Meine Mundwinkel wandern nach oben. »Kai sagt, ich soll mich nicht einmischen.«

Er zieht eine Braue hoch. »Und wann hast du jemals getan, was dir Kai sagt?«

Mein Grinsen wird breiter. »Gutes Argument.« Ich wische ein paar Krümel von meinem Mund. »Läuft was zwischen dir und Sawyer?«, frage ich unverblümt.

Er lacht lauthals auf. »Ich habe mir schon gedacht, dass du das andeuten wolltest. Nein, zwischen uns läuft nichts.«

Ich durchbohre ihn förmlich mit meinem Blick. »Und?«

Er schiebt sich einen Chip in den Mund und kaut grinsend, sodass ich gezwungen bin, auf weitere Details zu warten.

»Oh, komm schon. Spann mich nicht auf die Folter«, murre ich, als er wieder nach den Pringles greift. »Erlöse mich aus meiner elendigen Unwissenheit.«

Er beugt sich vor, und ich lehne mich näher zu ihm. »Sawyer ist heiß.«

»Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß.« Ich verdrehe die Augen.

»Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen.«

Ich reibe meine Hände. »Jetzt kommen wir der Sache doch schon näher. Ist zwischen euch irgendetwas passiert?«

»Nein, und ich hasse es, dich zu enttäuschen, Chica, aber das wird es auch nicht. Er macht mich nämlich völlig wahnsinnig.« Er winkt ab. »Er ist so pedantisch. So strukturiert. Viel zu ordentlich. Der Typ würde ausrasten, wenn bei ihm ein Haar verquer liegen würde oder sich eine Falte seiner Anzughose nicht genau an der richtigen Stelle befände«, spottet er, und ein widerwilliger Ausdruck tritt auf sein Gesicht.

»Uh-huh. Ich glaube dir. Tausende würden zögern, aber ich tue es«, ziehe ich ihn auf, was ihn veranlasst, ein Kissen nach mir zu werfen.

»Er ist verdammt sexy, aber das wäre es nicht wert. Ich kann es mir jetzt schon lebhaft vorstellen.« Er setzt eine ernste Miene auf. »Heb dein Becken um fünf Zentimeter, spreize deine Beine um zehn und positioniere deinen Arsch so, dass er genau auf Höhe meines Schwanzes ist«, sagt er mit tiefer Stimme, bevor er sich eine Handvoll Pringles schnappt. »Ich verzichte auf so einen Mist. Sex sollte dreckig und spontan sein. Und Sawyer treibt es nicht dreckig und spontan.«

»Es gibt immer ein erstes Mal für alles«, witzle ich, nehme die Chips aus seiner Hand und schiebe sie ihm in den Mund.

Love is all we crave

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