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Exkurs

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Die Ruhr-Universität liegt im Dunkeln. Undeutlich erheben sich die Konturen der hohen Gebäude vor dem sternenklaren Himmel. Um die Fassaden pfeift der Wind und fegt kalte Polarluft über die wenigen Autos, die zu dieser späten Stunde noch auf den Parkplätzen stehen.

Niemand sieht die einsame Gestalt, die das Physikgebäude verlässt, während die Tür hinter ihr mit einem dumpfen Laut ins Schloss fällt. Die Feuchtigkeit ihres Atems kondensiert in der eisigen Luft und hinterlässt mit jedem Stoß eine feine Wolke aus weißem Dampf. Zum Schutz gegen die Kälte senkt sie den Kopf und beschleunigt den Gang. An ihrer Hand baumelt eine Tüte, die weiß im Mondlicht leuchtet. Eine Windböe verfängt sich in ihr, zerrt an den Griffen und lässt sie flattern, bis die Papiergriffe der Kraft des Windes nicht mehr gewachsen sind. Sie reißen.

Mit einem leisen Klirren schlägt der Inhalt der Tüte auf dem kalten Asphalt auf. Die Tüte selbst verschwindet im Wind, doch die Gestalt schenkt ihr keine Beachtung. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf den Gegenstand zu ihren Füßen. Eine Spritze. Eilig, beinahe hektisch, beugt sich die Gestalt hinab, greift nach der Spritze, wischt sie an ihrem Mantel ab und beäugt sie im fahlen Licht der Notbeleuchtung, wie um sicherzugehen, dass sie keinen Schaden genommen hat.

Offenbar ist alles in Ordnung. Die wasserklare Flüssigkeit im Hohlraum ist im diffusen Schein der orangefarbenen Laternen gerade noch zu erkennen. Schnell verstaut die Gestalt die Spritze in der Tasche ihres Wintermantels und blickt sich um. Die Straße ist menschenleer. Niemand hat den Vorfall bemerkt.

Neondunkel

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