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Aufkommende Konflikte könnten die Gruppe sprengen.

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Das Konfliktpotenzial in einer Gruppe ist immens. Ungezügelt könnte es jede Gruppe sprengen. Ein Grund für die Angst des Gruppenleiters vor Konflikten (und die der Teilnehmer natürlich auch) ist also, dass sie eskalieren und die Existenz der Gruppe bedrohen könnten.

Ein weiterer Grund liegt in der Möglichkeit, dass die ganze Gruppe sich gegen den Gruppenleiter verbündet und dieser Konflikt durch den Ausstoß des Gruppenleiters »gelöst« wird.

Beide Szenarien sind zumindest in dieser offenen Eskalation eher selten, aber als mögliche Konfliktlösungsmodelle vielen vertraut und daher psycho-dynamisch in vielen Gruppen unterschwellig wirksam.

Die meisten Gruppen, die Sie bereits leiten oder leiten werden, sind zunächst Zweckgemeinschaften, deren Teilnehmer ein großes Interesse an ihrem Fortbestehen haben. Teilnehmer vollbringen oft eine große Anpassungsleistung, damit es ihnen gelingt, für einen vorher vereinbarten Zeitraum in der Gruppe zu bleiben. Nur wenn sie für bestehende Konflikte keine andere Lösung in der Gruppe gefunden haben, werden sie das Feld räumen. Dies kann übrigens auch ein Indikator für schwelende Konflikte in einer Gruppe sein, wenn Teilnehmer häufig fehlen, später kommen oder früher gehen.

Zu Beginn einer Gruppe werden Teilnehmer ihre kritischen, feindseligen, potenziell kränkenden, fordernden oder ansonsten von der Gruppennorm abweichenden Impulse eher zurückhalten, um das Zusammenwachsen einer Gruppe und ihr Zusammenbleiben nicht zu gefährden. Grundsätzlich ist diese Fähigkeit, eigene Impulse bewusst zurückzuhalten und zu filtern, eine wichtige soziale Kompetenz, die ich als Gruppenleiter zu schätzen weiß. Für Teilnehmer, die diese Fähigkeit wenig entwickelt haben, wäre dies ein wichtiges Lernziel.

Andererseits ist in Gruppen gerade die Konfliktfähigkeit ein häufig geäußertes Lernziel der Teilnehmer. Naiverweise hoffen die meisten, dass sie Konfliktfähigkeit anhand von Konflikten lernen können, die sie mit anderen Menschen außerhalb der Gruppe haben: Konflikte mit Arbeitskollegen, Chefs, Partnern, Eltern und Kindern stehen für sie im Vordergrund und werden von Ihnen als Gruppenleiter auch aufgegriffen.

Von den anderen Gruppenmitgliedern und Ihnen erwarten Teilnehmer oft zunächst uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung für ihre Sichtweise eines Konflikts. Man soll sie selbst wenig infrage stellen und keine unangenehmen, unbequemen eigenen Veränderungen in Aussicht stellen (Einforderung von Konfluenz in der Gestaltsprache).

Aber genau darum geht es ja. Die Teilnehmer können mit Ihrer Unterstützung als Gruppenleiter lernen, Konflikte in der Gruppe ohne Beziehungsabbruch auszutragen.

Gestalttherapie mit Gruppen

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