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7.Schnipsel & Notizen

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»Ich denke, ein bisschen was haben wir herausgefunden«, schnarrte Kriechnitz aus dem Telefonlautsprecher. »Zunächst die Tatzeit: ziemlich genau Mitternacht, plus minus eine Stunde.«

»Ist die Hütte oder der Weg dorthin beleuchtet?«, fragte Kerschbaumer seine mithörenden Kollegen.

Hofgärtner schüttelte den Kopf.

»Die Schuhspuren, die zum Tatort und auch von ihm weg führen, gehören zu Stiefeln der Marke Timberland, Größe siebenundvierzig.«

»Das ist groß und definitiv männlich.«

»Ja, auch die Tiefe des Stichs spricht für einen männlichen Täter, sagt unser Doc. Ziemlich sicher Rechtshänder außerdem.«

»Hmmm«, schrieb Kerschbaumer mit.

»Eine kleine Überraschung habe ich dann doch noch für Sie«, frohlockte Kriechnitz. »Swetlana ist nicht erstochen worden.«

»Wie bitte?«

»Unter dem Schal waren heftige Würgespuren, der Kehlkopf war eingedrückt. Sie war vermutlich schon tot, als das Messer sie traf. Allerdings liegen das Würgen und der Messerstich zeitlich so nah beieinander, dass nicht hundertprozentig auszumachen ist, was nun die finale Todesursache war. Ein, hihi, Doppelmord, könnte man sagen.«

»Warum beides?«

»Der Mörder wollte auf Nummer sicher gehen?«, überlegte Hofgärtner.

Kerschbaumer nickte wie abwesend, war aber nicht überzeugt von ihrer These. Solcherlei Morde kamen in der Realität so gut wie nie vor. Sollte hier ein Zeichen gesetzt werden?

»Wir haben außerdem am Tatort noch zwei Zeitungsschnipsel gefunden und in der Wohnung des Opfers ein aufschlussreiches Notizbuch.«

»Ein Notizbuch, sieh an. Kein Handy?«

»Nein, leider nicht. Ich schicke Ihnen alles per Kurier vorbei, die Spuren haben wir gesichert. War aber nicht viel, nichts bei den Zeitungsschnipseln, nur ein Haar im Notizbuch, wohl von Swetlana. In einer Stunde haben Sie alles.«

»Was ist mit dem Koffer?«

»Jetzt verderben Sie mir doch nicht die größte Überraschung«, gluckste Kriechnitz, der Spaßvogel. »Auf dem Aktenkoffer, Marke Goldpfeil übrigens, Produktionsjahr um 1995, konnten wir tatsächlich Swetlanas Fingerabdrücke feststellen.«

Kerschbaumer setzte sich ruckartig auf. »Das ist ja ein Ding. Und sonst?«

»Nur Spuren von Druckerschwärze, vielleicht lagen Zeitungen darin.«

»Zeitungen …« Kerschbaumer grübelte.

Kerschbaumer betrachtete zunächst die Schnipsel. Es waren zwei gleich große Zeitungsausschnitte aus dem Sportteil der Krone, doch in beiden Fällen waren die Artikel merkwürdig gestutzt, sodass einmal (Spielbericht der Ersten Eishockeyliga zwischen dem Rekordmeister Klagenfurter AC und den Erzrivalen Vienna Capitals) der Beginn fehlte und einmal (Anna Gassers Training auf den Gletschern in Obertauern) das Ende. Ein Teil der Druckerschwärze war verwischt, weil die Schnipsel im Schnee gelegen hatten.

Währenddessen hatte Feiersinger das Notizbuch durchgeblättert, ein hübsches, liniertes A-bis-Z-Verzeichnis, in Leder eingebunden. »Vierunddreißig Namen. Die meisten, sechs, unter dem Buchstaben H.«

»Identifizierbar?«

»Viele sind nur mit Kürzeln drin, aber die Telefonnummern, wenn sie nicht in irgendeiner Form codiert sind, sollten wir nachvollziehen können. Der Vorwahl nach sind es fünf aus Deutschland, drei aus den Niederlanden, elf aus Italien, zwei aus Slowenien. Der Rest aus Österreich.«

»Gut. Bitten Sie die zuständigen Stellen um Amtshilfe. Die Kollegen sollen erfragen, in welchem Verhältnis die jeweilige Person zu Swetlana stand, wann sie sie das letzte Mal gesehen hat und so weiter. Außerdem will ich ein Alibi. Von allen, die mehr als dreihundert Kilometer entfernt sind, reicht mir eines für den Nachmittag. Bei allen, die näher wohnen, will ich eines für den Abend.«

»Das wird eine Mordsarbeit«, greinte Feiersinger.

»Wer am Telefon nichts sagen will, soll schleunigst einen Urlaub in Bad Kleinkirchheim buchen. Sonst schicken wir die Kollegen in voller Mannstärke zu ihnen. In die Arbeit, daheim, wohin auch immer.«

Feiersinger lächelte. »Das ist eine gute Idee.«

Kerschbaumer bekam einen Anruf vom Polizeipräsidium in Kärnten. Die Pressekonferenz war für den morgigen Tag, sechzehn Uhr, in Bad Kleinkirchheim anberaumt worden. Eine schlau gewählte Zeit, wie ihm der Polizeipräsident kichernd versicherte: Die Medien bekamen ihre News, hatten aber nicht mehr allzu viel Zeit zum Nachbohren.

Der Abend kam schnell, und nach einem gehaltvollen Holzknechtpfandl im Landhausstüberl fuhr Kerschbaumer in sein Hotel zurück. Als Mann der Großstadt konnte er die Stille nicht leiden, daher hatte er sich im Kirchheimerhof ein Zimmer möglichst nah an der Piste geben lassen, sodass er am Abend und am Morgen das Brummen und Piepen der Pistenraupen hören konnte. Tagsüber sollte mit der beginnenden Skisaison bald noch der eine oder andere Rettungshubschrauber hinzukommen.

Die Tote im Stadl

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