Читать книгу Die Tote im Stadl - Stefan Maiwald - Страница 17
10.Ein Sprung in die Adria
ОглавлениеDraußen war es längst dunkel, Feiersinger hatte den Tag nach der Pressekonferenz für beendet erklärt, Kerschbaumer und Hofgärtner saßen noch vor den Computern.
»Hast du was über Mirkos Begleiter herausgefunden?«, fragte er Hilde.
»Ja. Und nein. Sie heißen Tomislav Dolinšek und Bogdan Pavlović.«
Kerschbaumer ließ die Namen ein paar Mal lautlos über seine Zunge gleiten, dann sagte er: »Ich denke, wir bleiben bei Tschip und Tschop.«
»Völlig unbeleckte Gestalten, neunzehn und zwanzig Jahre alt. Cousins. Was vielleicht erklärt, warum sie sich ähnlich sehen.«
»Sich ähnlich sehen ist eine charmante Untertreibung. Sie wirken wie Zwillinge.«
»Abgebrochene Schule, Gelegenheitsjobs, keine Vorstrafen. Einmal drei Monate Fahrverbot wegen zu schnellen Fahrens.«
»Tschip oder Tschop?«
»Tschop.«
»Mit schnellem Fahren haben sie es ja. Sonst nichts?«
Hilde hob bedauernd die Schultern.
Kerschbaumer surfte schließlich selbst ein wenig herum und kam auf Swetlanas Instagram-Account. Urplötzlich stand er im adriatischen Sommer, mit den Füßen im Sand. Sah Swetlana, wie sie im Bikini an den österreichischen Badeseen posierte, aber auch in fescher Tracht vor einem Holzstoß, als Wanderin in Funktionskleidung in einer Waldlichtung, die Hände freudig ausbreitend vor einem Weihnachtsmarkt, bei einem Kaffee in einer schicken Innenstadt-Bar.
Natürlich war das alles inszeniert, aber die Illusion des Glücks war nahezu perfekt. Und diese Bilder jetzt anschauen zu müssen tat erstaunlich weh. Die Unmittelbarkeit des Glückstheaters, der schreckliche Anblick der Leiche mit dem gerade in der winterlichen Kälte sich klar abhebenden Blutgeruch – das war eine arge Sache, auch für einen robusten Kerl wie Kerschbaumer, der in seinen bisherigen Dienstjahren schon viel gesehen hatte.
Auf dem Instagram-Account fiel ihm aber noch etwas auf. Es waren die Bikini-Fotos. Er schaute aufs Datum, und es gab keinen Zweifel: Swetlana hatte innerhalb weniger Wochen sehr, sehr viele Kilos verloren, mindestens fünf bis sieben, schätzte er. Was war da los? Bei der Obduktion wurde die Leiche routinemäßig auch auf Krankheiten und Tumore untersucht, aber bei Swetlana war nichts gefunden worden. Ein pumperlgsunds Mädl, wie seine Ex-Frau sagen würde. Und jedenfalls nichts, was diesen ziemlich auffälligen Gewichtsverlust erklären würde. Doch Kerschbaumer hatte ja einen Experten für Körperkult an der Hand.
Er beschloss, gleich am nächsten Tag Werner nach einer möglichen Erklärung zu fragen.