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Teil 1 – Kapitel 6
ОглавлениеAls Philip am Morgen des 13. Juli an Thomas’ Vorzimmer vorbeikam, wehte ihm intensiver Duft von frisch aufgebrühtem Filterkaffee entgegen. Philip stutzte und machte einen Abstecher zu den beiden leidgeprüften Vorzimmerdamen. Sally und Maggie waren bester Laune trotz bergeweiser Arbeit. Auf einem kleinen Teewagen stand Sallys Kaffeemaschine, und sie bereiteten gerade schon die zweite Kanne zu.
“Hallo Ladys!”, ließ sich Philip vernehmen und steckte grinsend den Kopf zur Tür herein, “hey, das nenn ich eine Session. Kaffee total! Wie im Orient oder auf ‘ner venezolanischen Kaffeeplantage!”
Sally und Maggie fuhren entsetzt hoch, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass jemand hereinkam.
“Oh Mann, Philip, ich hätte beinahe einen Herzinfarkt gekriegt!”, stöhnte Sally und holte tief Luft.
“Tja, man muss zu seinen Verbrechen stehen”, erwiderte Philip grinsend, “es bleibt immer ein Restrisiko. Was ist, bekomme ich auch eine Tasse?”
“Nicht nachdem Sie uns so erschreckt haben!”, protestierte Maggie scherzhaft.
“Och, kommt schon, Mädels, seid doch nicht so grausam.”
“Erst müssen Sie sich entschuldigen oder eine andere Gegenleistung bringen”, meinte Sally grinsend, “alles hat seinen Preis.”
“Na schön, wenn ich Ihnen erzähle, wie die Leute beim Empfang des Bürgermeisters Thomas auf die Palme gebracht haben und er nichts dagegen machen konnte, bekomme ich dann einen Kaffee?!”, wollte Philip wissen.
Die Antwort war ihm schon von vornherein klar. Die beiden Sekretärinnen würden ihm förmlich aus der Hand fressen und ihm vielleicht sogar die Kaffeemaschine schenken, um diese Geschichte zu erfahren.
Philip bekam seinen Kaffee. Er ließ sich genüsslich auf einem winzigen freien Fleckchen von Sallys Schreibtisch nieder, rührte gemächlich in seiner Tasse und meinte dann: “Okay, hier ist sie, die Geschichte vom Richter im undurchdringlichen Dschungel Hollywoods. Bitte fest anschnallen und die Kaffeebecher hinstellen, es könnte Turbulenzen geben!”
Philips Warnung war sehr klug und vorausschauend gewesen. Sally und Maggie fielen fast von ihren Stühlen vor Lachen, als Philip von Indiana Jones und Harrison Ford erzählte.
“Hören Sie auf, Philip”, meinte Sally unter Lachtränen, “ich hab schon Bauchschmerzen vom Lachen.”
“Zum Glück hat er nicht den Vornamen seines Bruders erwähnt”, befand Philip, “dann wären sie garantiert auf Tom & Jerry gekommen. Und das wäre wirklich peinlich für ihn geworden.”
Die beiden Frauen bogen sich erneut vor Lachen. Maggie meinte, dass Philip eine Pause machen solle, damit sie sich erholen könnten.
“Oh weh”, seufzte Maggie schließlich, “pass auf, wenn Dr. Gnadenlos aus Venezuela zurück ist und sich mit seinem Bruder wirklich versöhnt haben sollte, dann braucht er einen neuen Lieblingsfeind. Und ich befürchte, das wird Harrison Ford sein, weil er es gewagt hat, dem Herrn Richter ähnlich zu sehen. Vielleicht sollten wir den armen Harrison schon mal vorwarnen.”
Philip und Sally bogen sich schon wieder vor Lachen, und Maggie lachte mit.
“Oh Mann, so viel Spaß hatten wir hier schon lange nicht mehr”, schnaufte Sally, “ich kann nur hoffen, dass das mit der Beförderung von Dr. Gnadenlos klappt. Dann haben wir endlich unsere Ruhe, und andere können sich mit ihm rumärgern.”