Читать книгу Scarlett Taylor - Stefanie Purle - Страница 10
Kapitel 8
ОглавлениеRoberta führt uns zur Ablenkung in ihrem Zuhause herum und zeigt uns, was sie sich alles mit der Macht der weißen Magie herbeigezaubert hat. Der schwarze König hat es immer so dargestellt, dass man sich nur mit schwarzer Magie etwas erschaffen kann. Doch Roberta klärt mich auf, dass das nicht für königliches Hexenblut gilt. Sie sagt, ich könne mir auch meinen eigenen Traumpalast erschaffen, wenn ich wüsste wie. Ich tausche einen vielsagenden Blick mit Chris und male mir aus, wie unser Traumhaus aussehen würde. Chris ist beeindruckt und stellt viele Fragen. Obwohl er weiße Hexen schon sein Leben lang kennt, so war er doch noch nie bei einer königlichen weißen Hexe zu Besuch, was offenbar ein riesiger Unterschied ist.
Ich kann gar nicht glauben, dass ich zu all diesen Zaubern fähig sein soll. Roberta verweist mich immer wieder auf die Bücher und wie wichtig es doch ist, dass ich sie bald alle lese, da ich dieses Wissen mehr als jeder andere benötige, nun, da ich die weiße Königin bin.
Insgeheim komme ich mir ziemlich dumm und fehl in meinem Amt vor. Jeder scheint mehr über Magie zu wissen, als ich. Ein weiterer Grund, warum ich meinen Vater so sehr verabscheue! Es ist seine Schuld, dass ich die ersten 27 Jahre meines Lebens ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von Magie verbracht habe. Diese Zeit werde ich nie wieder aufholen können. Und sicherlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis das magische Volk merkt, wie dumm und unqualifiziert ihre Königin doch ist.
Roberta öffnet während ihrer Hausführung eine weitere Tür und weist theatralisch hinein. „Und hier ist mein Pool“, sagt sie feierlich und der Geruch von Salzwasser dringt in unsere Nasen.
Chris gibt ein staunendes Geräusch von sich und betritt vor mir den Raum. Erst, als er zur Seite geht und mir freie Sicht auf das Zimmer gibt, gebe ich ein ähnliches Geräusch von mir.
„Wie ist das möglich?“, frage ich über alle Maße beeindruckt und gehe ein paar Schritte durch den Sand.
Zu unseren Seiten erstreckt sich meilenweit weißer Sandstrand und vor uns liegt das türkisfarbene Meer. Die Wellen rauschen und klatschen gegen die dunkelgrauen Felsen im Wasser. Möwen fliegen über unseren Köpfen hinweg und hinter uns wiegen sich Palmen im Wind.
„Ein ganz normaler Reisezauber“, klärt Roberta mich auf und deutet auf die noch immer offenstehende Tür, die zurück in ihren Flur führt.
Chris zieht sich die Schuhe aus und läuft barfuß durch den Sand, mit einem dicken Grinsen auf den Lippen. „Das ist der Wahnsinn!“, stellt er freudig fest und reckt sein Gesicht gen Himmel, wo die Sonne auf seine markanten Züge fällt.
Ich stehe noch immer zweifelnd und überwältigt da. Es wirkt, als befänden wir uns auf einer einsamen Insel. Noch nie habe ich erst Australien, dann das England des 17. Jahrhunderts und nun ein tropisches Paradies bereist, und das innerhalb weniger Stunden!
Roberta kommt zu mir und stellt sich neben mich. „Du musst lernen zu genießen, Kindchen“, sagt sie und deutet mit dem Kopf in Chris´ Richtung, der sich die laue Sommerluft durch das Haar wehen lässt und mit den Zehen im Sand spielt. „Nimm dir ein Beispiel an deinem Gefährten. Er lebt im Moment. An die Zukunft kannst du später noch denken.“
Ich seufze und fülle meine Lungen mit der salzigen Luft. „Ich weiß, was du meinst, Roberta. Aber ich habe keine Zeit“, erkläre ich und sehe sie an.
Sie lacht nur. „Keine Zeit? Hier, auf dieser Insel, steht die Zeit still. Ich habe sie mit einem Zauber versehen. Tritt man durch diese Tür, verrinnt dahinter keine Sekunde mehr.“
Verwirrt sehe ich zur Tür und dann wieder in ihr kugelrundes Gesicht. „Wie meinst du das?“
Lachend schüttelt sie mit dem Kopf. „Die Zeit wird erst weitergehen, wenn du wieder über diese Türschwelle trittst. Momentan vergeht keine einzige Sekunde. Du könntest Tage, Wochen, Monate hier verbringen, und draußen wäre nur ein Wimpernschlag an Zeit vergangen.“
Ich klappe den Mund auf und sehe auf das Meer, wo die Wellen mit weißer Gischt auf den Strand zurollen. „Im ernst?“
Sie nickt. „Wollt ihr ein bisschen hierbleiben? Nur du und dein knackiger Adonis da hinten?“ Mit einem weiteren Kopfnicken deutet sie in seine Richtung.
Chris hat sein Shirt ausgezogen und läuft mit freiem Oberkörper am Strand entlang, die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt. Der sanfte Wind fährt durch sein salz- und pfefferfarbenes Haar, die Sonne lässt seine Haut in einem satten Honigton erstrahlen.
Als ich nicht antworte, spricht sie weiter. „Ich lasse euch mal alleine. Wenn du mich suchst, ich bin im Flur, direkt hinter der Tür. Und wenn du wiederkommst, wird bei mir nur eine Sekunde vergangen sein. Also lass dir Zeit... Einen Tag...“, sagt sie und geht zur Tür. „Oder zwei Wochen... Vielleicht auch einen Monat. Wie ihr wollt. Lebe im Moment, Kindchen!“
Dann ist sie dahinter verschwunden und ich sehe bloß noch die Rückseite des verschnörkelten weißen Türblattes, das hier am Strand absolut fehl am Platz wirkt.
Es dauert ein paar Momente, bis ich begreife, wie toll das alles eigentlich ist. Zwar habe ich eine Menge zu tun, ich muss Mario retten, meine Mutter aufwecken, herausfinden, ob der schwarze König noch lebt und eventuell auch noch Bianca und Chris wieder versöhnen, indem ich Bianca davon überzeuge, dass Arturo mich verlassen hat, und nicht ich ihn. Doch momentan bin ich auf einer einsamen Insel, auf der die Zeit stillsteht. Mit meinem Gefährten, der sich gerade seiner Hose entledigt.
Ich beschließe, meine Sorgen hinter dieser Tür zu lassen, ziehe mir lachend meinen Pullover über den Kopf und renne durch den weichen, warmen Sand auf Chris zu. Als ich ihn erreicht habe, liegt mein Pullover achtlos im Sand und zu Chris´ überraschten Blicken, bin ich dabei meine Jeans aufzuknöpfen.
Verdutzt blickt er hinter mich und zur Tür. „Wo ist Roberta?“, will er wissen und wird vom Anblick meines halbnackten Körpers abgelenkt. Er grinst schief und kann seine Finger nicht bei sich behalten.
„Sie ist zurück im Palast“, sage ich atemlos und trete aus meiner Jeans. „Auf dieser Insel steht die Zeit still. Wir könnten Wochen hier verbringen und draußen wäre nur eine Sekunde vergangen.“
„Was?“, fragt er irritiert und umfasst meine Taille.
„Ich weiß auch nicht, wie das funktioniert. Aber es ist so, und ich vertraue Roberta.“ Auf einem Bein hinkend ziehe ich meine Socken aus und fummle dann am Verschluss meines BH´s. „Also machen wir beide jetzt ganz spontan Urlaub auf einer einsamen Insel!“, sage ich lachend und wirble meinen BH über meinen Kopf.
Chris lacht, während er meinen Körper mit Blicken bedeckt und beginnt nun auch seine Boxershorts abzustreifen, während die warmen Sonnenstrahlen auf uns herabscheinen. Nachdem ich meinen Slip losgeworden bin und in den Sand geworfen habe, renne ich in das lauwarme, glasklare Wasser. Er folgt mir und springt in einem langen Hechtsprung an mir vorbei. Lachend komme ich hinter ihm her und schwimme den leichten Wellen entgegen, die meinen Körper sanft auf und ab wiegen. Der Wind rauscht, wie das Innere einer Muschel, die Sonne strahlt hell und gleißend auf uns herab und bedeckt Chris´ nackten Körper mit dutzend funkelnder Lichttropfen, die ihn noch schöner und exotischer wirken lassen. Ich bin ganz fasziniert von diesem Anblick und lasse mich im Wasser treiben, während ich den muskulösen Körper meines Gefährten bewundere und seine feinen, verschmitzt lächelnden Gesichtszüge mustere.
Er tut bei mir offenbar dasselbe, denn sein hungriger Blick, als er näher auf mich zu schwimmt, verrät mir, woran er denkt.
Unter Wasser umfasst er mit einer Hand meine Taille und mit der anderen meinen Po und zieht mich dicht an sich. Das Wasser bricht sich in kleinen Wellen zwischen unseren Körpern.
„Wird sie gleich wieder zurückkommen, um nach uns zu sehen?“, fragt er und blickt kurz zur Tür, die weit entfernt am Strand steht.
„Ich glaube nicht“, antworte ich und schlinge meine Beine um seine Hüfte.
Im schwerelosen Wasser fühle ich mich so leicht, wie sonst nie. Die Einsamkeit dieser Insel spült zusammen mit den Wellen all meine Hemmungen davon und der Anblick seines leicht gebräunten Körpers im Wasser, tut sein Übriges.
„Wir sind also wirklich allein?“, hakt er nach, zieht mich zu sich heran und beginnt meinen Hals mit Küssen zu bedecken.
„Ja, das sind wir“, seufze ich und verstärke den klammernden Griff meiner Beine, wobei mein Becken dichter an seines gedrückt wird.
Er knurrt lustvoll an meiner Halsbeuge, klettert mit seiner Zunge über die zarte Haut nach oben und versenkt schließlich seine Zähne in meinem Ohrläppchen. Ich spüre, wie seine Erregung zwischen meinen Schenkeln wächst und fordernd gegen mein Becken pocht. Eine Hand liegt auf meinem Po, mit der anderen fährt er an meiner Seite entlang und greift gierig nach meiner Brust. Ich bin so gierig nach ihm und seinen wohltuenden Berührungen, dass ich mich ihm entgegen drücke und mein Becken so manövriere, dass ich seiner harten Erektion überraschend Eintritt gewähre.
Er keucht und blickt mich mit diesem Hunger in den Augen an. Ich halte mich an seinen Schultern fest und beginne mich zu bewegen, woraufhin seine Gesichtszüge immer mehr entgleiten. Die warmen Wellen wiegen sich im Takt meiner Bewegungen, Chris hält mich in Position, und ich lasse all meine Sorgen und Pflichten vom Rauschen des Meeres und meiner Liebe zu diesem Mann davontragen.
Chris blickt alle paar Sekunden besorgt in Richtung Tür, doch ich höre nicht auf und schon bald nimmt sein Hunger überhand und auch er lässt sich fallen. Ich liebe es zuzusehen, wie Chris es genießt und alles um ihn herum vergisst. Bewundernd, lust- und liebevoll zugleich sieht er mir in die Augen, bevor er sie zusammenkneift, mich an sich drückt und mit einem dunklen Keuchen an meinem Hals den Höhepunkt erreicht.
Wir lassen uns noch eine Weile so im Wasser treiben, streicheln einander über die nasse Haut und blicken uns verliebt an. Alles ist magisch: Der Ort an dem wir uns befinden, die Liebe, die uns als Gefährten verbindet, die Art, wie wir miteinander umgehen und wie sehr ich mich bei ihm fallenlassen kann.
So turbulent mein Leben auch ist, seitdem meine Macht aktiviert wurde; die Magie gibt mir immer wieder Auszeiten und zeigt mir, wie wunderschön mein Leben doch ist. Es ist wirklich „magisch“, unerklärbar und dabei wunderschön.
Als wir wieder dem Meer entstiegen sind, ziehe ich mir den Slip und meinen Pullover über und gehe zur Tür. Ich öffne sie und spähe in den Flur hinein, wo Roberta mir mit dem Rücken zugewandt steht. Leicht erschrocken zuckt sie zusammen und dreht sich um.
„Wieviel Zeit ist vergangen?“, will sie schmunzelnd wissen.
„Erst eine Stunde, oder so.“
Empört stemmt sie die Hände in ihre ausladende Hüfte. „Was willst du dann schon wieder hier?“
„Wir bräuchten Handtücher, und vielleicht ein Shirt für mich. Ich bin viel zu warm angezogen für eine tropische Insel.“
„Und wieso kommst du dann zu mir?“
Ich sehe zurück über den Strand und erblicke Chris, der in seinen enganliegenden Boxershorts an einer Palme gelehnt steht und auf das Meer blickt. „Weil hier keine Handtücher sind!“, erwidere ich. „Oder hast du hier welche versteckt?“
Roberta rollt mit den Augen. „Du brauchst keine Handtücher, du brauchst ein Buch!“, bestimmt sie und stapft den Flur entlang. „Bin gleich wieder da! Lass die Tür offen, sonst vergeht die Zeit nicht und du wartest ewig auf meine Rückkehr!“, ruft sie mir zu, während ihre Schritte sich entfernen.
Nach ein paar Minuten kehrt sie zurück und knallt mir einen Stapel Bücher in die Arme. „Hier! Und nun verbring Zeit mit deinem sexy Wolfsmann“, sagt sie und ihr Gesicht wird wieder weicher bei der Erwähnung von Chris.
„Danke“, sage ich und balanciere umständlich den Bücherstapel auf meinen Armen.
Sie umfasst die Klinke und will die Tür zuziehen, doch dann grinst sie breit und zeigt mit dem Finger auf mich. „Deine Wangen sind nicht allein von der Sonne so rot, du Schlingel“, sagt sie und wackelt mit dem Zeigefinger vor meiner Nase. „Kommst ganz nach deiner Tante Roberta!“ Sie kichert, sodass ihr üppiger Busen zu vibrieren scheint. „Der Zauber der Insel wirkt immer! Viel Spaß noch, ihr Süßen“, flötet sie und schließt die Tür hinter sich.
In mich hineingrinsend und mit noch roter werdenden Wangen kehre ich zu Chris zurück. Auf halbem Weg kommt er mir entgegen und nimmt mir die Bücher ab.
„Sie hatte keine Handtücher mehr und nun sollen wir uns nun mit Büchern abtrocknen?“, scherzt er.
„Nein, ich glaube, das meinte sie nicht. Offenbar steht in den Büchern, wie wir an Handtücher kommen.“
Wir gehen zu einer Gruppe von Palmen, die einen Bereich des Strandes in Schatten hüllen und setzen uns darunter. Der Sand pikst auf der nackten Haut und mein Pullover wird mir jetzt schon wieder zu warm. Pustend vor Hitze lege ich die Bücher vor uns auf den Boden und lese die Titel.
„Weiße Objektzauber, Elemente und Objekte, die Hilfe der Geistwesen, Tantra, Kamasutra.“
Chris lacht schon, bevor ich begriffen habe, welche Bücher meine Tante mir untergeschoben hat. Als auch ich endlich verstehe, stimme ich in sein Gelächter ein.
„Also, deine Tante gefällt mir“, sagt Chris und greift nach dem Kamasutra Buch.
Ich sehe ihm zu, wie er die Seiten durchblättert und zwischendurch immer wieder das Buch dreht und näher an sein Gesicht hält. „Du willst also jetzt neue Stellungen erlernen?“
Er sieht kurz auf, grinst und nickt. „Und du zauberst uns ein Handtuch herbei.“
Noch immer lächelnd schlage ich das erste Buch mit dem Titel „Weiße Objektzauber“ auf und lese die verschwommene Schrift auf dem gelblichen Pergament.
Nach ein paar Minuten legt Chris sein Buch zur Seite. „Sagte Roberta nicht, dass ihr königlichen Hexen auch anders lesen könnt?“, erinnert er mich.
Ich seufze und streiche über dicken Seiten. „Ja, schon... Aber ich weiß nicht, wie! Sie hat es nicht weiter erklärt.“
Chris rutscht näher zu mir heran und nimmt mir das Buch aus den Händen. Nachdem auch er ein paar Seiten durchgeblättert hat, gibt er es mir zurück. „Dir hat auch niemand gesagt, wie man Urdämonen tötet, oder wie man sich bei der Vollmondzeremonie verhält, oder wie man den Namen seines Schutztieres erfährt, und doch hast du es geschafft. Vielleicht tust du, wozu dein Instinkt dir rät“, schlägt er vor und sieht mich aufmunternd an.
Nachdenklich blicke ich auf die Wellen, die an den weißen Sandstrand spülen, während der Wind uns als laues Lüftchen über die Haut weht.
„Und außerdem, will ich auch so einen Pool“, ergänzt Chris und deutet auf das Meer. „In einem der Gästezimmer wäre noch Platz für so eine Insel.“
„Ach ja? Du hast also schon Pläne geschmiedet?“
Er nickt und fährt mit seiner Hand meinen Oberschenkel hinauf, während sein Gesicht einen verführerischen Ausdruck bekommt. „Oh ja... Die Sache, die du vorhin im Wasser mit mir gemacht, müssen wir unbedingt wiederholen... Immer wieder.“