Читать книгу Weil du so schön bist... - Stefanie Rock - Страница 5
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Оглавление„Herr und Frau Große?“, der Doktor blickte die aufgewühlten Eltern an und streckte ihnen die Hand entgegen.
Wie geht es unsere Tochter, können wir zu ihr?“, fragte Peter Große den Oberarzt. Der Arzt blickte etwas freundlicher als zuvor und sah in vier verzweifelte Gesichter.
Frau Große hielt sich an ihrer jüngeren Tochter Alexa, die mit ihrem Freund sofort ins Krankenhaus gefahren war, fest und wartete angespannt auf eine Antwort. „Ihrer Tochter geht es soweit gut, sie hat großes Glück gehabt. Die Schnittwunde am Hals sieht zum Glück schlimmer aus, als sie ist. Die Halsschlagader wurde um ein paar Zentimeter verfehlt.“ Die Erleichterung war deutlich spürbar, Alexa rollte eine Träne über die Wange und ihre Mutter drückte sie fest an sich.
„Können wir zu ihr?“, fragte Peter hoffnungsvoll.
„Ja können sie, aber vielleicht nicht alle auf einmal. Sie steht noch leicht unter Schock, aber sie hat nach einer Alexa gefragt.“
„Ja das bin ich“, antwortete Alexa erleichtert, „ich bin ihre Schwester.“
Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ihres Pullis ab, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und folgte dem Arzt.
„Dad, ich gebe ihr einen Kuss von dir.“
Peter Große war ein toller Vater. Er war ein stattlicher Mann Mitte 60 und ließ die ganze Welt wissen, wir stolz er auf seine beiden Mädels war. Nicht nur, weil sie beruflich Erfolg hatten oder weil sie beide sehr hübsch waren. Nein, er war einfach stolz auf die Persönlichkeiten seiner Töchter. Er selbst hatte nicht so eine unbeschwerte Kindheit, seine Eltern waren sehr früh gestorben und er wuchs in mehreren Pflegefamilien auf. Umso mehr war er stolz, dass er trotz dieser Umstände zwei so tolle Töchter hatte. „Ham wa toll hinbekommen, ne mein Ritalein?!“ Sagte er immer zu seiner Frau, die ihn daraufhin immer mit einem Kuss auf die Wange bestätigte. Alexa klopfte vorsichtig an die Tür.
„Ja?“, antwortete eine fast nicht vernehmbare Stimme. Sie öffnete die Tür und trat in das spartanisch eingerichtete Zimmer. Vorsichtig spähte sie um die Ecke und sah ihre Schwester im Bett liegen. Sie hatte noch die Augen geschlossen und man sah deutlich das große weiße Pflaster an ihrem Hals. Dann blinzelte Lena ihre kleine Schwester an und ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Alexa!“ flüsterte sie. Alexa fing wieder an zu weinen und stürzte zu ihrer Schwester ans Bett. Sie vergrub ihr Gesicht in der Bettdecke und umklammerte die Hand ihrer Schwester.
„Alexa, ist doch alles halb so wild. Ich lebe doch noch!“, versuchte Lena ihre kleine Schwester zu beruhigen. Lena war schon immer die Stärkere von beiden, aber man sah ihr an, dass sie im Moment keine Kraft hatte, ihre Stärke unter Beweis zu stellen. Trotzdem beruhigte sie ihre Schwester: „Alexa, schau mich mal an!“
Alexa hob den Kopf und rieb sich wie ein kleines Kind die verweinten Augen. „Mensch, Schwesterchen, es geht mir gut und der Arzt hat gesagt, ich kann schon in ein paar Tagen wieder raus.“ Alexa zog die Nase hoch und bediente sich gleichzeitig an einer Papiertücherbox. Sie schnaubte sich die Nase und fing fast gleichzeitig an zu reden: „Was ist denn nur passiert, keiner konnte uns etwas Genaues sagen. Nicht mal die Polizei weiß etwas, weil du wohl bewusstlos warst. Die haben Dad angerufen, dass du hier eingeliefert worden bist. Kannst du dich an irgendwas erinnern?“
„Ich kann mich an fast alles erinnern, ich glaube, mir fehlt nur die Zeit, in der ich bewusstlos war, es ging alles so schnell.“ Lenas Blick an die Decke verfestigte sich kurz, als ob sie sich angestrengt erinnern wollte.
„Dieser Typ trug eine Maske, ich konnte nichts erkennen. Aber sage mal wie, konnten die mich denn eigentlich identifizieren? Ich kann mich schwach erinnern, dass mir der Typ zwar die Schnittwunde mit irgendetwas abdrückte. Ich dachte im ersten Moment, dass er mich erwürgen wolle, aber dann ist er hektisch aufgesprungen. Kurze Zeit später zerrte etwas an mir und ich befürchte, dass er mir in dem Moment meine Handtasche geklaut hat.“
„Lena, man hat deinen Personalausweis in deiner Manteltasche gefunden. Weißt du nicht, wie er dort hingekommen ist?“
Lena runzelte die Stirn und mit einem etwas zu lauten ´Na, klar´ fiel es ihr wieder ein. „Ich hatte mich bei der Post ausweisen müssen und habe den Ausweis dann schnell in die Manteltasche gesteckt. Naja, selbst wenn der auch weg gewesen wäre, ich leide ja zum Glück nicht an Amnesie und kenne meinen Namen.“ Alexa legte sich zu ihr in das Krankenhausbett und kuschelte sich an sie, auch wenn ihre Schwester wie immer die Starke spielte, wusste sie, dass ihr das guttun würde. Es dauerte nicht lange und Lena schlief ein.