Читать книгу Vampirmächte - Stefanie Worbs - Страница 14

Оглавление

7

„Ich war im Wintergarten. Laut war es nicht, aber gehört habe ich es trotzdem. Außerdem bin ich gerade etwas empfindlich, was Blutgeruch angeht.“

Lilly nickte. Seit die Freunde auf Diät waren, roch sie auch die feinsten Noten. Mittlerweile konnte sie sogar Hayley riechen, wenn die Hexe das Haus betrat und Lilly fiel auf, wenn Hayley weg war, allein daran dass ihr Blutgeruch fehlte. Immer wenn sie merkte, dass es stärker wurde, wusste Lilly, dass es Zeit war zu jagen.

„Denniz ist bei den Pferden. Er ist gerade nicht in bester Laune, am besten lassen wir ihn schmollen“, fuhr Memphis fort.

„Wir haben alle gerade nicht die beste Laune“, murrte Lilly. „Ich will raus. Hawk braucht mehr Platz zum Laufen und ich mehr Luft zum Atmen.“ Das Haus und das Grundstück waren vollkommen ausreichend. Für eine gewisse Zeit zumindest. Und wenn man ein normaler Mensch war, der gern zurückgezogen lebte, war es ideal. Doch für drei Vampire mit Blutdurst und zu wenigen Möglichkeiten an Nahrung zu kommen, wurde es mit der Zeit einfach zu eng. „Ich will ausreiten, Memphis.“

„Ich auch“, stimmte Hayley zu. „Misty ist schon total störrisch.“

„Wir haben genug Land. Das muss ausreichen“, wehrte er ab.

„Aber es wird langweilig, immer im Kreis zu reiten. Auch wenn er noch so groß ist.“ Lilly warf ihm einen flehenden Blick zu. „Wie lange wollen wir noch hier drin hocken? Rave hat bis jetzt keine Gefahren entdeckt. Ich finde, wir sollten mal zum normalen Tagesablauf zurückkehren.“ Sie saß noch immer auf dem Stuhl, hatte sich aber zu ihm gedreht und sein Hemd gepackt. Er schaute auf sie herab und Lilly legte so viel mädchenhaften Charme in ihren Blick wie nur möglich.

Er wandte seinen ab und verdrehte die Augen. „Meinetwegen. Wir warten noch, bis Rave zurück ist. Wenn er keine Hinweise darauf hat, dass Raphael in der Nähe ist, lockern wir die Sicherheitsmaßnahmen.“

Lilly sprang auf und fiel ihm um den Hals. „Danke, danke, danke“, freute sie sich und gab ihm einen Kuss. Auch Hayley stieß ein leises yes aus. Memphis lächelte. Lilly liebte sein Lächeln. Er war immer so ernst und speziell in der letzten Zeit hatte er wenig gelacht oder auch nur gelächelt.

Sie ließ ihn los und schob ihn von sich. „So jetzt aber husch, husch. Ich hab was mit Hayley zu bereden.“

„Und das darf ich nicht hören, oder was?“

„Nein darfst du nicht. Komm hopp, Abmarsch.“ Sie schubste ihn leicht Richtung Treppe.

Er drehte sich jedoch noch mal um und gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Macht kein Blödsinn“, scherzte er, dann verließ er den Keller.

„Ich hoffe, du hast nicht noch irgendwelche verrückten Ideen“, merkte Hayley an, als Lilly sich zu ihr drehte.

„Keine verrückten, aber ich brauche deine Schutzzauber. Nur, um Memphis ruhigzustellen. Er würde sonst nie und nimmer mitkommen.“

„Mitkommen? Wohin?“

„Ich wollte schon, bevor das hier anfing, meine Schulden bei ihm einlösen. Jetzt habe ich die Gelegenheit.“

„Aha und wie kann ich dir dabei helfen?“

„Ich möchte ihn zu einem Picknick einladen. Nur wir zwei. Allerdings ist der Ort, den ich gefunden habe, etwas weiter weg.“

„Ach ich weiß schon. Und weil der so weit weg ist und ihr nicht schnell herkommen könnt, brauchst du einen Schutzzauber.“

„Nur einen Kleinen. Bitte.“

„Und wann und wie lange?“

„Wenn Rave heute nichts findet, dann gleich morgen und den Nachmittag über. Wir wären am Strand an der Coast Road. Ist das zu weit?“

Hayley überlegte kurz, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein ich denke, das geht. Ich werde dir ein paar Dinge mitgeben, so wie ich es bei den Jungs gemacht habe, als sie in Deutschland waren. Die müsst ihr unbedingt bei euch behalten. Und ich werde einen Zauber wirken, der euch vor Aufspürung verbirgt. Das sollte reichen. Ihr dürft dann nur nicht zaubern.“

„Das kriegen wir hin. Prima.“ Lilly strahlte. Endlich konnte sie mal wieder allein mit Memphis sein. Ihre Schulden konnte sie damit endlich begleichen.

„Ich mache das am besten gleich. Kannst du mir was Persönliches von dir bringen?“, bat die Hexe.

„Geht der hier?“ Lilly zog den Engelsrufer unter ihrem Shirt hervor.

„Ja der sollte gehen.“ Hayley lächelte, als sie ihn nahm. „Memphis hat dich wirklich sehr gern, weißt du das?“

„Ja“, antwortete Lilly mit leicht erstickter Stimme und lief blassrot an. Bis jetzt hatte er zwar kein Ich liebe dich gesagt, doch sie spürte seine Zuneigung in jeder seiner Berührungen und Gesten. Er war immer noch sehr vorsichtig, was ihre Beziehung anging, doch sie nutzte jede Gelegenheit ihm zu zeigen, dass er sich sicher fühlen konnte. Es würde die Zeit kommen, zu der Memphis seinen Gefühlen wieder komplett vertraute und Lilly wartete geduldig drauf.

„Ich werde dich dann mal machen lassen und sehen, ob ich Denniz aufheitern kann.“

„Gut, viel Erfolg dabei.“

Lilly lächelte und winkte ab, dann verließ auch sie den Keller und gesellte sich für den Nachmittag zu Denniz in den Stall.

Als dann der Abend gerade hereinbrach, führten die beiden die Pferde auf die Koppel. Lilly hielt Hawk und Wind, Denniz führte Dean und Misty. Er öffnete das Gatter und sie ließen die Pferde laufen. Denniz hatte wirklich keine gute Laune gehabt. Er hatte Durst und wollte raus. Lilly konnte das gut nachfühlen.

Als sie ihm erzählt hatte, dass Memphis vorhatte die Regeln zu lockern, hatte ihr Freund aufgeatmet. „Wird ja auch Zeit. Ich halte das nicht mehr lange aus.“

„Wir müssen nur aufpassen, nicht dass irgendeine Kleinigkeit passiert und er wieder in den Sicherheitsmodus verfällt“, hatte sie gescherzt und Denniz damit sogar zum Lachen gebracht. Nun beobachteten die beiden ihre Pferde schweigend. Dean hatte sich sofort die nächste große Schlammpfütze gesucht und sich hineingeworfen. Misty stand unweit und graste. Wind ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach und rannte kreuz und quer über die Wiese. Hawk stand bei Lilly und ließ sich streicheln.

„Ich hoffe wirklich, Rave findet nichts“, flüsterte sie in die Stille.

„Ja ich auch“, gab ihr Denniz ebenso leise zurück. „Ich hab es satt, hier festzusitzen.“

Ein Schatten huschte über ihre Gesichter und beide hoben gleichzeitig die Köpfe. Raven war über sie hinweggeflogen und hielt auf das Haus zu. Die letzten Sonnenstrahlen ließen sein Gefieder glänzen. Lilly legte kurz die Stirn an Hawks Nase, um sich zu verabschieden, dann drehte sie sich um und rannte mit Denniz zum Haus. Im Esszimmer hockte der Vogel auf dem großen Tisch und sah die beiden erwartungsvoll an. Lilly musterte ihn aufmerksam. Er hatte nichts bei sich.

„Hayley, Memphis, Rave ist zurück“, rief Denniz in die Halle und kurze Zeit später kamen beide. Hayley hielt sofort auf den Vogel zu. Sie nahm ihn auf den Arm und betrachtete ihn ebenfalls eingehend. Lilly hatte keine Ahnung, wie die Hexe mit dem Raben kommunizierte, doch einen Moment später griff sie in ihre Tasche und holte ein paar Körner für ihn heraus. Er pickte sie auf und flog zu seinem Platz auf dem Kamin.

Drei Augenpaare waren auf die Hexe gerichtet, als sie sich zu ihren Freunden umdrehte. Sie grinste angesichts der verschiedenen Ausdrücke darin. Lilly musterte die beiden Jungs. Sie selbst war erwartungsvoll. Memphis sah argwöhnisch aus und in Denniz’ Blick lag eine Mischung aus Frust und Flehen.

„Er hat nichts gefunden.“

Kollektives Aufatmen ging durch den Raum.

„Heißt das, wir dürfen wieder raus?“, wandte sich Denniz sofort an seinen Freund.

Memphis seufzte. „Ja. Ich denke, wir können wieder raus. Trotzdem sollten wir aufpassen.“

„Gott sei Dank.“ Denniz schloss erleichtert die Augen und auch Lilly war froh, endlich wieder mehr Freiheit genießen zu dürfen. Sie freute sich schon auf den Ausritt morgen.

Hayley trat an sie heran und gab ihr den Engelsrufer zurück. „Hier, alles erledigt.“ Außerdem drückte sie ihr einen Ring in die Hand. „Der ist von Memphis. Er nutzt ihn bei solchen Gelegenheit immer.“

„Danke.“

Die Hexe pfiff leise durch die Zähne und Raven flog heran. Er landete sanft auf ihrer Schulter, dann verließ sie mit ihm den Raum.

„War was mit dem Rufer?“, wollte Memphis wissen.

„Nein alles gut. Ich habe Hayley nur gebeten einen Zauber zu wirken.“ Lilly ging zu ihm hinüber und reichte ihm den Ring. „Hier, den wirst du morgen brauchen. Und keine Widerrede. Am Nachmittag gehörst du ganz mir.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Memphis einen Kuss auf den Mund.

Er nahm den Ring und steckte ihn an. „Was auch immer du vorhast, ich hoffe, es ist nicht gefährlich.“

„Keine Sorge. Wir reiten nur aus.“

Vampirmächte

Подняться наверх