Читать книгу Vampirmächte - Stefanie Worbs - Страница 8

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Die Fahrt in die Stadt ging schnell. Memphis parkte den Wagen hinter dem kleinen Krankenhaus und sie betraten es durch einen Seiteneingang. Lilly sollte nur zuschauen und aufpassen was er sagte und tat, also hielt sie sich im Hintergrund. Er ging auf ein Fenster zu, durch das man in einen angrenzenden Raum sehen konnte. Eine Frau saß dort an einem Schreibtisch und studierte irgendwelche Unterlagen. Sie schaute auf, als Memphis sanft gegen das Fenster klopfte. Dann erhob sie sich und kam herüber.

„Hallo Rachel“, sagte er sanft, ein umwerfendes Lächeln auf den Lippen. Lilly hörte, wie er flirtete. Ihre Miene wurde grimmig, dann besann sie sich eines Besseren. Es musste sein.

„Hi Memphis“, erwiderte sie seinen Gruß und lächelte schüchtern. „Was kann ich für dich tun?“

„Du weißt, was ich möchte.“

„Warte einen Moment.“ Sie verschwand vom Fenster.

„Du fragst einfach? Wo ist da die Schwierigkeit?“, wollte Lilly wissen.

„Ich hab nicht gesagt, dass es schwierig wird. Manchmal ist es das, wenn jemand anderes da ist oder jemand neu ist. Wir haben Glück. Rachel weiß, was wir sind und steht auf Vampire.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Echt? Cool.“ Lilly war erstaunt, dass es doch ganz einfach sein konnte, an Blut zu kommen. „Und was machst du, wenn es mal nicht einfach ist?“

„Man muss den beißen, der die Schlüssel zum Kühlhaus hat. Dann nutzt man die Gunst der Stunde, solange er oder sie noch benommen genug ist. Es ist Diebstahl. Deswegen mag ich diese Methode hier lieber.“

„Fällt es denn nicht auf, wenn so viele Konserven fehlen?“

„Wenn wir es stehlen müssen schon. Heute wird Rachel aber ein bisschen was in den Akten drehen. Was sie da macht, weiß ich nicht. Aber es funktioniert.“

„Wenn du beißen und es stehlen musst, wie geht das?“

„Es bedarf einiger Vorbereitung. Zuerst musst du wissen, ob du nicht vielleicht mit einem bisschen von unserem Charme weiterkommst. Diebstahl ist der letzte Ausweg. Wenn es nicht klappt denjenigen zu überzeugen, musst du dich schlaumachen, wo das Kühlhaus ist. Wie man schnell rein- und rauskommt. Du musst natürlich wissen, wen du beißen musst. Und dann musst du schnell sein.“

Lilly hatte nicht erwartet, dass sie auch Blut stehlen mussten. Sie hatte eher so was wie einen Schwarzmarkt geglaubt. Aber wenn sie darüber nachdachte, war es klar, dass es nicht immer ganz diebstahlfrei zugehen würde.

Rachel kam um die Ecke und bedeutete den beiden, ihr zu folgen.

„Merke dir den Weg“, wies Memphis Lilly an. Sie ging hinter ihm und prägte sich genau ein, wo sie langliefen. Dann stoppte Rachel an einer Tür und hielt eine Schlüsselkarte vor deren Scanner. Das Schloss klackte und die Tür sprang auf. Sie gelangten in einen kleinen Vorraum.

„Wartet hier.“ Rachel ging in einen weiteren Raum, aus dem Kälte drang, als sie die Tür öffnete. Kurze Zeit später kam sie mit einer großen Kühlbox wieder raus und Memphis nahm sie ihr ab. Während Rachel die Tür sorgfältig schloss, traten er und Lilly wieder auf den Flur hinaus, dann folgte Rachel. Schweigend gingen sie den Weg zurück bis zu der Tür, die in den Raum mit dem Fenster führte.

„Ich danke dir“, sagte Memphis und erneut erfasste Lilly ein Stich der Eifersucht, als er die andere in den Arm nahm und auf die Stirn küsste.

„Das mache ich doch gern.“ Rachels Stimme klang zaghaft. Sie schenkte ihm einen schmachtenden Blick, dann drehte Memphis sich zu Lilly um. Ihr Gesichtsausdruck musste alles sagen.

Er schmunzelte. „Komm, wir gehen.“ An der Tür warf Lilly noch mal einen Blick über die Schulter. Rachel stand noch immer an der Tür und schmachtete Memphis hinterher. So schnell würde Lilly nicht wieder herkommen. Im Auto verstaute er die Kühlbox im Kofferraum und stieg ein. Lilly wartete bereits im Wagen und sagte kein Wort, doch sie konnte seinen Blick auf sich spüren.

Als sie sich endlich überwand ihn anzusehen, stahl sich wieder ein Lächeln in seine Mundwinkel. „Eifersüchtig?“, fragte er geradeheraus.

„Pff“, gab sie ihm nur zur Antwort. Bevor sie wusste, was geschah, hatte er ihr einen Arm umgelegt und sie zu sich gezogen. Mit der anderen Hand drehte er ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen musste, dann küsste er sie. So direkt und liebevoll, wie er es seit ihrem ersten Kuss in Deutschland nicht mehr getan hatte.

Als sie sich voneinander lösten, vergaß Lilly glatt, weiter zu atmen. Nicht, dass sie es hätte tun müssen. Memphis lächelte sie wieder an und diesmal war dieses umwerfende Lächeln nur für sie bestimmt. Lilly erkannte einen Unterschied. So wie er es jetzt tat, tat er es nur für sie, dann ließ er sie los und sie glitt in ihren Sitz zurück.

„Wir haben noch etwas Zeit. Willst du irgendwohin?“, fragte er.

„Ich weiß nicht.“ Dann fiel ihr was ein. „Können wir irgendwo einkaufen gehen?“

Er sah sie nachdenklich an. „Klar. Hast du an was Bestimmtes gedacht?“

„Einfach ein Lebensmittelladen. Du musst auch nicht mitkommen. Ich geh allein rein. Ich weiß nur nicht, wo hier was ist.“

„Ich komme gern mit.“

„Nein. Du gehst Kaffee trinken. Was ich brauche, muss ich allein besorgen.“

Nun sah er verwirrter aus, doch dann hellte sich sein Blick auf. „Okay. Ich hab da auch noch was zu besorgen.“

Er fuhr eine Stadt weiter und hielt auf dem Parkplatz eines kleinen Supermarktes. „Ist das okay?“, wollte er wissen.

„Perfekt.“

„Gut. Wir treffen uns wieder hier.“

„Geht klar.“ Lilly verließ das Auto und steuerte auf den Markt zu. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass Memphis sie beobachtete. Ein Lächeln flog ihr übers Gesicht. Dann wandte auch er sich ab und ging Richtung Innenstadt davon. Während sie ihre Besorgungen machte, überlegte Lilly, was er zu tun haben könnte. Zurück am Auto musste sie dann nur kurz warten. Er kam wenige Minuten später und hatte zwei Eistüten in der Hand, von denen er ihr eine reichte.

„Wolltest du das erledigen?“, fragte sie und nahm das Eis.

„Nein. Aber der Eismann lag auf dem Weg.“

„Praktisch, danke“, sagte sie und warf ihm einen Luftkuss zu, den er mit einem Grinsen quittierte. Sie verstaute ihren Einkauf im Auto und stieg ein. Memphis folgte ihr einen Moment später. Sein Blick hatte sich verändert. Er schaute jetzt argwöhnisch drein und das Lächeln war verschwunden.

„Ist alles okay?“, fragte Lilly vorsichtig.

Er antwortete nicht, sondern starrte nur stirnrunzelnd in Richtung einer kleinen Baumgruppe, unweit des Supermarktes. Lilly folgte seinem Blick. „Was ist da? Memphis, ist alles klar?“

Abwesend wandte er den Kopf zu ihr und schaute sie fragend an. „Entschuldige, was?“

„Ob alles in Ordnung ist? Was war denn da?“

„Ja, alles okay“, entgegnete er ihr abwesend. „Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen. Ich hab mich wohl verguckt.“

Lilly musterte ihn. Irgendwas war komisch. Memphis war immer aufmerksam, doch jetzt sah er aus, als hätte er einen Geist gesehen.

Er fing sich wieder einigermaßen und ließ das Auto an. „Hast du alles, was du brauchst? Können wir nach Hause fahren?“

„Ja“, antwortete Lilly knapp, immer noch verwirrt über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung.

Zurück im Haus achtete sie darauf, dass er ihr nicht in die Küche folgte, wo sie ihre Einkäufe verstauen wollte. Doch sie hätte sich nicht allzu große Mühe geben brauchen. Er hatte die ganze Fahrt über abwesend gewirkt und das setzte sich auch hier fort. Während sie in die Küche ging, brachte er die Kühlbox in den Keller, wo sie einen extra Kühlschrank für solche Sachen hatten.

In der Küche war Mrs Thomas bei der Vorbereitung für das Mittagessen. Lilly und Memphis waren früh aufgebrochen und so auch früher als gedacht wieder zu Hause. Mrs Thomas half ihr, die Sachen auszupacken und Lilly bat sie, ihr bei der Umsetzung ihrer Pläne zu helfen. Die Köchin war Feuer und Flamme.

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