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Lillien

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Der Regen tropfte Lilly in den Kragen. Sie zog ihn fester zu, während sie Denniz durch den Dallington Forest folgte. Es gefiel ihr, wenn sie mit ihm hier jagen konnte. Mittlerweile vertrug sie auch das Tierblut immer besser. Die Jungs hatten recht gehabt, als sie gesagt hatten, es wäre schwierig im Umfeld des Hauses Opfer zu finden.

Die ersten Wochen hatte Lilly sogar große Schwierigkeiten gehabt, richtig satt zu werden. Memphis war öfter als normal in die Stadt gefahren und hatte Blutkonserven besorgen müssen. Ab und zu war sie auch mitgefahren. Teils zum Jagen, teils um Zeit mit ihm allein verbringen zu können. Im und um das Haus war es nicht optimal. Entweder waren Angestellte in der Nähe oder Denniz.

Lilly liebte Denniz und wollte ihn nicht missen. Doch in manchen Situationen wäre sie froh gewesen, wenn er kein Vampirgehör gehabt hätte. So groß das Haus auch war, sie konnte selten mit einem der beiden ungestört reden. Das nervte schon ab und zu und so richtig daran gewöhnt hatte sie sich auch noch nicht, obwohl Lilly sich sonst schon ziemlich gut eingelebt hatte.

Die drei waren vor knapp drei Monaten aus Deutschland angereist. Die Jungs kamen zurück und Lilly kam an. Memphis hatte Heathrow als Ankunftsort gewählt und sie von einem Fahrer abholen lassen. Die Fahrt bis Dallington Forest hatte länger gedauert, da auf der Strecke mehrere Staus und Baustellen gewesen waren. Lilly hatte die Zeit jedoch genutzt und sich die Gegend aus dem Autofenster heraus angeschaut. London war so schön. Genau wie sie es sich vorgestellt hatte. Memphis hatte den Fahrer angewiesen durch die Stadt zu fahren, damit Lilly sie sich ein wenig anschauen konnte.

Als sie dann in East Sussex angekommen waren, war das Wetter schlechter geworden. Zwar hatte Lilly gewusst, es hieß immer, in England sei das Wetter mies, doch dass sie damit begrüßt werden würde, hatte sie nicht gedacht. Im Dallington Forest war es dann ruhiger geworden. Es waren kaum noch Leute unterwegs gewesen. Sei es wegen dem Wetter oder weil hier einfach nicht viele Menschen wohnten. Lilly empfand es aber als angenehm. Noch.

Schon die Anfahrt zum Haus war beeindruckend gewesen. Das Grundstück hatte ein lange Auffahrt quer durch den Wald. Ein paar hundert Meter vor dem Haus, lichtete er sich plötzlich und der schlammige Waldboden wurde von einem halb gepflasterten, halb ausgekiesten Weg abgelöst. Links und rechts vom Weg lagen Rasenflächen. So akkurat geschnitten, dass es Golfrasen hätte sein können. In regelmäßigen Abständen waren mehrere Blumenrabatten angelegt, die immer jeweils eine Heckenfigur aufwiesen.

Lilly hatte grinsen müssen. Genau solche Figuren hatte sie erwartet. Der Platz vor dem Haus war halbrund und ebenfalls mit Kies und Pflastersteinen ausgelegt. In der Mitte stand ein obligatorischer Brunnen, mit einer äußerst hässlichen Fontänenfigur in der Mitte. Lilly hätte nicht sagen können, was es darstellen sollte. Irgendetwas Abstraktes jedenfalls.

Von außen wirkte das Haus nicht sehr groß. Es war zweigeschossig, in roten Ziegeln gemauert. Das Dach ragte weniger spitz auf. Doch es gab mehrere Schornsteine, die auf Kamine hinwiesen. Eine Veranda erstreckte sich über die ganze Länge der Front. Der Fahrer hatte genau vor dem Eingang geparkt. Memphis hatte Lilly die Tür aufgehalten und ihr standesgemäß eine Hand gereicht. Sie hatte sie genommen und sich von ihm aus dem Auto helfen lassen.

Denniz war zu ihnen herübergekommen, er hatte das Gepäckauto gefahren. „Willkommen zu Hause“, hatte er gesagt und breit gegrinst. Dann war er die Stufen zur Eingangstür hochgerannt. Memphis hatte noch immer Lillys Hand gehalten und sie langsamer nach oben begleitet. Je näher man dem Haus kam, desto größer wurde es. Denniz hatte den beiden die Tür geöffnet.

Die Eingangshalle war groß und erstreckte sich über alle Etagen. Weißer Marmorboden erhellte die hohe Halle. Überall gingen Türen ab oder es waren offene Durchgänge in andere Räume eingelassen. Eine große weiße Steintreppe mittig der Halle führte in die nächste Etage. Hinter ihr lag ein Raum, der wie ein Wintergarten aussah. Man konnte ihn zu beiden Seiten der Treppe erreichen.

An den Wänden der Halle hingen verschiedene Bilder. Porträts und Landschaftszeichnungen. Ab und an auch moderne Fotografien, doch es passte alles perfekt zusammen. Eine ältere Frau hatte neben der Treppe gestanden und die Ankömmlinge erwartet. Denniz war auf sie zu getreten und hatte sie in den Arm genommen.

Memphis hatte Lilly zu ihr geführt und sie einander vorgestellt. „Lilly, das ist Mrs Hamilton. Unser guter Geist des Hauses.“ Er hatte beide angelächelt. „Mrs Hamilton, das ist Lillien Robinson unser neustes Familienmitglied.“

„Lilly“, hatte sie ihn korrigiert und Mrs Hamilton die Hand gereicht.

Diese hatte sie mit ihren beiden genommen und Lilly herzlich begrüßt. „Willkommen, Liebes. Ich hoffe Sie werden sich hier wohlfühlen. Wir haben Ihr Zimmer schon vorbereitet. Wenn Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie einfach nach mir.“

„Danke, das ist nett.“ Lilly war etwas verlegen gewesen. Sie hatte sich nie träumen lassen, mal Angestellte zu haben.

„Mr Lavoie, ich habe Mr Cheslock angewiesen, das Abendessen vorzubereiten. Es gibt feinsten Rinderbraten, wie Sie gewünscht haben.“

„Vielen Dank, Mrs Hamilton. Das war vorerst alles.“ Er hatte ihr freundlich zugenickt und sie war durch eine Tür links von ihnen verschwunden. Der Duft von Bratensoße war Lilly in die Nase gedrungen als die Tür auf- und wieder zugegangen war.

„Bratensoße, ja?“, hatte sie an Memphis gewandt gefragt. Er hatte gegrinst. Er wusste also noch, wie gern sie die Soßen im Hotel gehabt hatte. Dann hatte er sie zu ihrem neuen Zimmer begleitet. Es lag im ersten Stock des Hauses, im Westflügel. Die Treppe hoch und links. Die letzte Tür auf der rechten Seite.

Es war ein großer Raum und durch die hohe Fensterfront auch hell. Ein fast riesiges Himmelbett stand links an einer Wand, dem gegenüber war ein Kamin. Links und rechts vom Kamin ging jeweils eine Tür ab. Eine führte in ein Bad, die andere in ein Ankleidezimmer. Links vom Bett führte eine weitere Tür in ein Arbeitszimmer.

Die komplette Einrichtung war in dunklem Barockstil gehalten. Lilly hatte sich sofort wohlgefühlt. Gleich neben der Tür hatten noch ein paar Kisten mit persönlichen Sachen gestanden. Es waren die gewesen, die Memphis hatte vor fliegen lassen und an denen sich die Angestellten offensichtlich nicht hatten vergreifen wollen.

Nachdem Lilly alle Räume begutachtet hatte, war sie auf den großen Balkon getreten. Auf der Nordseite des Hauses lag ein riesiger Garten. Sie hatte einen herrlichen Blick auf alles. Der Garten war ebenfalls von Wald gesäumt. Eine große Rasenfläche erstreckte sich mittig und wurde von einem Kiesweg und Blumenrabatten umrandet.

Direkt unter ihrem Balkon befand sich eine Terrasse. Sie gehörte zum Wintergarten und drei Stufen führten davon hinab, direkt auf die Rasenfläche. Memphis war ihr still wie ein Schatten gefolgt und hatte Lilly alles in sich aufsaugen lassen.

Auf dem Balkon war er hinter sie getreten und hatte ihr die Arme um die Schultern gelegt. „Gefällt es dir?“, hatte er wissen wollen.

„Sehr“, war ihre schlichte Antwort gewesen. Wobei sich ein Lächeln auf ihre Lippen gelegt hatte. Von da an hatte sie nach und nach das Haus erkundet. Sie hatte die Angestellten kennengelernt und natürlich Hayley. Die Hexe hatte ein Zimmer im Ostflügel und weitere Räume im Keller. Dort hatte sie den nötigen Platz und konnte Kraft aus der Erde ziehen.

Lilly war ihr an jenem Abend auch gleich zum ersten Mal begegnet. Memphis hatte sie beim Abendessen einander vorgestellt und nach der ersten peinlichen Stille, die Denniz mit ständigem leisen Kichern immer wieder unterbrochen hatte, hatten die Mädchen irgendwann ein Gesprächsthema gefunden.

Hayley war eine junge Hexe. Zumindest sah sie jung aus. Ihr genaues Alter wollte sie nicht preisgeben. Doch Lilly wusste, dass sie schon viele Jahre mit den Jungs zusammenlebte. Sie musste mindestens so alt wie Denniz sein. Offensichtlich hatte also auch sie einen Weg gefunden, das Altern zu stoppen. Ein kleiner Funke der Eifersucht hatte sich in Lilly entzündet, als Hayley in den Raum getreten war und Memphis herzlich in den Arm genommen hatte. Lilly hatte sie eingehend gemustert. Hayley war hübsch.

Gewöhnlich hübsch. Ihre Haare waren dunkel wie Lillys und ihre Augen braun.

Gewöhnlich braun. Von der Größe her kam sie an Lilly heran. Sie hätte sich direkt neben sie stellen müssen, um einen Unterschied auszumachen. Vom Körperbau war die Hexe schlank aber nicht muskulös.

Eher schmächtig. Alles in allem war sie eben gewöhnlich. Bis auf ihre Eigenschaft, eine Hexe zu sein. Lilly war ihr trotz der kurzen Eifersucht mehr als dankbar für den Schutz, den sie den Jungs gab und sie hatte sowieso keine andere Wahl, als sich damit abzufinden, dass die Hexe da war. Hayley hatte das ältere Hausrecht und wer weiß, vielleicht würden sie sogar gute Freundinnen werden.

Jetzt betraten Lilly und Denniz das Haus über den Wintergarteneingang. Die Tür stand offen. Memphis ließ gerne Türen und Fenster offenstehen. Es gefiel ihm, wenn eine Brise durchs Haus wehte. Der Frühling hielt bereits Einzug und die Luft war mild, also protestierte auch niemand mehr dagegen. Im Winter war es nervig gewesen.

Die beiden Freunde gingen direkt ins Esszimmer. Dieser Raum war ihre heimliche Kommandozentrale, wie Denniz Lilly belustigt erklärt hatte. Tagsüber besprachen sie dort alle ihre Pläne. Lilly fand das Wohnzimmer bequemer, aber es störte sie auch nicht, an dem langen Esstisch zu sitzen, während Memphis meist am Kamin stand und Denniz und Hayley auf ihren Stühlen lümmelten. Zum Glück gab es nicht allzu oft Besprechungen. Mrs Hamilton war gerade dabei, den Tisch für eine morgendliche Teezeit vorzubereiten, als sie eintraten. Richtiges Frühstück gab es selten.

„Hallo Mrs Hamilton“, begrüßte Lilly sie freudig. Sie hatte die alte Dame liebgewonnen. Egal was sie brauchte, die Haushälterin machte es möglich.

„Hallo, Liebes. Mr O‘Sullivan.“ Sie lächelte und nickte beiden zu. „Der Tee ist gleich fertig. Mrs Thomas hat Kuchen gebacken. Ich bringe ihn, sobald er etwas abgekühlt ist.“

„Danke Mrs Hamilton“, sagte Denniz lächelnd und nickte zurück. Die Haushälterin verließ den Raum.

Lilly setzte sich auf ihren Platz, rutschte etwas auf dem Stuhl herunter und legte ein Bein über die Tischecke. „Das nächste Mal gehen wir, wenn es nicht regnet“, beschwerte sie sich und fuhr sich durch das nasse Haar.

„Geht klar, Liebes“, zog Denniz sie auf. Er versuchte sie immer damit zu ärgern, dass Mrs Hamilton sie so nannte, doch es störte Lilly nicht.

Memphis betrat den Raum. „Ihr seid wieder da, gut. Wir müssen ein bisschen was planen.“ Er kam zu Lilly rüber und drückte ihr einen Kuss aufs nasse Haar. Dann zwang er sie sanft, sich zu erheben und die nasse Jacke auszuziehen. Ein leises Stöhnen von sich gebend, folgte sie seiner Aufforderung. Er nahm die Jacke und legte sie über den Stuhl neben ihr.

Denniz grinste. Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, seine beiden Vampirfreunde so miteinander umgehen zu sehen. Dabei war das harmlos. Memphis hatte Lilly gebeten, ihm etwas Zeit zu geben und sie gab ihm allen Freiraum, den er wollte. Dafür bedankte er sich immer öfter mit kleinen Gesten der Zuneigung. Sie wartete geduldig auf den Tag, an dem der Damm brach. Auch wenn es sie oft Überwindung kostete, ihn nicht einfach zu schnappen und zu küssen.

In den wenigen Monaten, die sie nun hier war, hatte sie beide Jungs schon viel besser kennengelernt. Ihre Marotten und Eigenheiten. Ihre Gewohnheiten und ihre Persönlichkeiten. Wie die Sache mit den Türen und Fenstern bei Memphis, hatte Denniz die Angewohnheit im Garten und auf den Rasenflächen zu stehen. Er stand da einfach. Die Augen geschlossen und tat nichts.

Lilly ärgerte ihn dann manchmal, indem sie zum Beispiel das Brunnenwasser über seine Füße laufen ließ. Oder wenn Nebel in der Luft hing, ließ sie ihn sich um Denniz sammeln, bis er nicht mehr zu sehen war und er selbst nichts mehr sehen konnte. Die Retourkutschen kamen jedoch stets. Er nahm ihr diese Neckereien nie übel und Memphis meinte sogar, es sei sehr viel lustiger und lebendiger im Haus, seit sie hier wohnte.

Die Bewohner verbrachten auch viele ruhige Tage drinnen. Wenn es draußen zu kalt war, feuerte Mrs Hamilton den Kamin im Wohnzimmer an und alle vier lagen oder saßen verteilt im Raum. Sie redeten viel oder lasen. Oder zauberten. Denniz lernte schnell, wie man das Erdelement nutzen konnte. Im Haus wucherten teilweise riesige Kletterpflanzen vor sich hin. Memphis hatte ihn mehrfach ermahnen müssen, es nicht zu übertreiben. Meist dann, wenn er früh morgens nicht aus seinem Zimmer gekommen war, weil wieder irgendeine Pflanze quer über die Türen und Wände gekrochen war.

Er selbst zauberte nicht so viel. Zum Einen, weil er es nicht lernen musste und zum Anderen, weil er würdevoller damit umging. Das ein oder andere Mal erkannte man sein Alter allein daran, wie er etwas tat. Er trank das Blut nie aus der Konserve. Er kam nie verdreckt von der Jagd. Er trug stets ordentliche Kleider. Selbst seine lässige Mode, hatte etwas Elegantes. Er beteiligte sich zwar an den Rangeleien und sah dann auch dementsprechend aus, doch er hatte immer eine bestimmte Würde dabei.

Denniz war da ganz anders. Er lümmelte rum und sah genauso schmutzig wie Lilly aus, wenn er von der Jagd kam. Zumeist deswegen, weil sie Tiere jagten, was Memphis so gut wie nie tat. Denniz redete auch viel Blödsinn, was alle zum Lachen brachte und hatte immer einen Scherz in petto.

Hayley zeigte auch manchmal, was sie konnte, doch auch sie hielt sich damit zurück. Ihre Kräfte reichten über alle vier Elemente. Viele ihrer Zunft brachten es nie so weit. Sie beherrschten sie vielleicht ein wenig, aber nicht in dem Maße, wie Hayley es konnte. Memphis beharrte darauf, sie eine der mächtigsten Hexen der Zeit zu nennen. Was sie immer wieder mit einem Kopfschütteln ablehnte. Lilly bekam sie allerdings nicht allzu oft zu Gesicht. Meist hielt Hayley sich in ihren Räumen auf oder war unterwegs. Das hatte zur Folge, dass Lilly wenig über sie wusste. Doch sie wollte auch die Jungs nicht nach ihr ausfragen. Irgendwann würde die Zeit kommen, da sich die Mädchen näherkommen würden. Lilly wollte nichts erzwingen.

Ein Rabe flatterte in den Raum und ließ sich auf dem Bein nieder, das Lilly wieder über die Tischecke gelegt hatte. Das Tier war wunderschön. Es handelte sich um einen weiß-bunten Raben. Diese Gattung galt seit Mitte des 20. Jahrhunderts als ausgestorben. Doch er hier, hatte das Aussterben dank Magie überlebt.

Er war größer als ein normaler Rabe und sein Gefieder glänzte seidig schwarz. Zumindest an den Stellen, die schwarz waren. Die Federn an den Flügelspitzen waren reinweiß. Genau wie die Federn am Schwanzende und ein weißer Fleck auf dem Kopf kurz über dem Schnabel. Ein ebenfalls reinweißer Streifen zog sich mittig über den halben Rücken des Tieres. Krallen und Schnabel waren ebenso schwarz wie der Rest und seine Augen glänzten mal silbern mal golden. Je nachdem, in welcher Stimmung er war. Heute waren sie silbern, also war er satt und zufrieden. Lilly mochte diesen Vogel. Er war extrem intelligent.

Sie streichelte ihm sanft über das Gefieder. Als Hayley reinkam, flatterte er auf und ließ sich auf ihrer ausgestreckten Hand nieder. Die Hexe setzte sich und der Rabe stolzierte über den Tisch.

„Muss das sein?“, wies Memphis sie zurecht.

„Sag es ihm“, beschwerte sich Hayley.

„Rave, runter vom Tisch!“, forderte Memphis energisch. Der Rabe krächzte und flatterte auf den Kaminsims. Lilly fand den Namen nicht sehr originell. Einen Raben Raven zu nennen. Aber da man es mit Rave abkürzen konnte, hatte es schon wieder was. „Du solltest ihm endlich Manieren beibringen.“ Memphis setzte sich nun neben Lilly.

„Später.“ Hayley lächelte. Später war ihre Lieblingsantwort. „Der Hausherr hat zur Versammlung gerufen?“, fuhr sie fort und sah ihn fragend an.

„Ja. Wir müssen ein bisschen was besorgen und erledigen.“

„Ich hab Hunger“, kam es von Denniz. Lilly lachte. Er hatte eine Gabe dafür, das Thema zu wechseln.

Memphis warf ihm einen genervten Blick zu. „Wir müssen zur Blutbank. Unsere Vorräte sind fast aufgebraucht. Außerdem sollte jemand mit Mrs Hamilton einkaufen fahren. Es wird diesmal wieder ein großer Einkauf. Ihr wisst, dass sie das nicht allein schafft. Und wir müssen ein paar Dinge regeln wegen der Renovierung.“ Die Küche und Angestelltenräume sollten grundsaniert werden. Altes Haus, viel Arbeit.

„Ich gehe mit einkaufen“, bot sich Hayley an. „Ich brauche auch ein bisschen was. Und ihr bringt immer das Falsche mit.“

Hexenkram, dachte Lilly.

„Gut. Denniz, ich bitte dich, die Sache mit den Handwerkern zu übernehmen.“

Yes. Er nimmt mich mit zur Blutbank. Lilly konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen.

Memphis quittierte es mit einem umwerfenden Lächeln, als er sie ansah. „Und wir fahren zur Blutbank. Du solltest wissen, wie das dort abläuft.“ Lilly sprang innerlich vor Freude in die Luft. Nicht weil er sie endlich mit in die Blutbank nahm, bisher hatte sie immer draußen warten müssen, sondern weil sie, seit längerer Zeit, mal wieder allein sein würden.

Mrs Hamilton kam herein und trug ein Tablett mit Tee und Kuchen. Denniz sprang auf, um ihr zu helfen und sie stellten beides auf den Tisch. Rave flog auf die alte Dame zu und landete sanft auf deren Schulter. Sie zog ein paar Körner aus der Tasche und gab sie ihm. Vorsichtig pickte er sie von ihrer Hand, dann flog er zurück auf den Kamin. Er krächzte und begann sich sein Gefieder zu putzen.

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte die Haushälterin und warf einen Blick in die Runde.

„Nein danke“, antwortete Memphis und fügte an, „Hayley wird Sie morgen zum Einkaufen begleiten.“

„Das ist nett, vielen Dank.“

„Nichts zu danken, Ann.“ Die Hexe hob die Hand und winkte ab. Mrs Hamilton verließ den Raum.

„Wann fahren wir in die Stadt?“, wollte Lilly wissen.

„Gleich. Du solltest dich aber umziehen.“ Memphis musterte sie lächelnd.

Sie sah an sich herab und registrierte ihre mit Schlamm bespritzten Sachen. „Ist wohl besser. Aber erst esse ich Kuchen.“ Damit erhob sie sich und schnappte sich ein Stück vom Rand, bevor Denniz es sich holen konnte. Der Schokokuchen von Mrs Thomas war ein Traum. Memphis goss ihnen Tee ein, während Hayley ein paar Krümel vom Kuchen in die Luft warf. Rave flog auf, machte einen Bogen um den Tisch und fing sie im Flug.

Memphis setzte sich kopfschüttelnd. „Manieren.“

Hayley grinste. „Später.“

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