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Zwei Wochen später

Der Elf hat mich dick eingepackt und schiebt mich auf direktem Weg in unser neues Lieblingscafé. Seit zwei Wochen gehen wir jeden Nachmittag hier Kuchen essen und er erzählt mir von seinem Tag. Es macht Spaß, so was Normales zu tun. Und es fühlt sich gut an, nicht mehr nur in der Wohnung zu hocken und darauf zu warten, dass etwas passiert.

Manchmal begleiten seine Geschwister uns. Alle außer Ristan. Ihn habe ich noch nicht kennengelernt. En will es nicht und es scheint ihm echt gegen den Strich zu gehen, dass ich so neugierig deswegen bin.

Bent, Basil und Cara sind dagegen total okay für ihn. Das ist so merkwürdig. Wieder so was Seltsames. Ristan setzt sich, den Erzählungen meiner Freunde nach, richtig für die Stadt ein. Er besorgt Vorräte und Waffen. Er schickt seine Leute aus und unterstützt Saiden, den ich auch noch nicht kenne, wo er nur kann.

Er hat ja sogar seine eigene Stadt in den Hintergrund gerückt, um für Ryél da zu sein. Okay, Fraya, Ens zweite Schwester ist dortgeblieben und kümmert sich, aber sie ist nun mal nicht die Regentin.

Trotzdem hegt Enyo einen tiefen Groll gegen seinen ältesten Bruder. Niemand gibt mir Antworten deswegen und ich merke, wie es mich immer mehr frustriert, dass mein Gedächtnis so gegen mich arbeitet.

Ich glaube, manchmal träume ich von Dingen, die passiert sein könnten. So wie die Sache mit Bay im Krankenhaus. Aber die scheinen alle so unwirklich zu sein, dass ich mir nicht sicher bin, was echt sein könnte und was Traumgeschehen ist. Ich traue mich allerdings auch nicht, En von den Träumen zu erzählen. Einiges davon ist wirklich erschreckend und ich habe ein bisschen Angst, es könnte wahr sein.

„Jedenfalls kommen morgen die Akquisiteure aus dem Norden zurück“, erzählt Bent gerade. „Sie haben lange nichts von sich hören lassen. Ich bin gespannt, was sie berichten.“

Ich sehe, wie sein Blick sich auf etwas hinter mir richtet und dann zu En schnellt, der neben mir sitzt. Irgendwie wirkt Bent alarmiert. Ich drehe mich um und werfe einen Blick über die Schulter. Eine junge Frau, ungefähr in meinem Alter kommt freudestrahlend auf uns zu.

„Tyree!“ Sie kommt bei uns an und nimmt mich von hinten in die Arme. „Hey! Wie geht es dir? Ich hab dich ewig nicht gesehen. Du siehst gut aus!“

Ah ja, okay. Mein Blick geht fragend zu En, der missmutig den Kopf schüttelt.

„Lillith“, sagt er und ich weiß nicht, ob er sie jetzt grüßt oder es nur feststellt.

„Hallo Leute!“, grüßt sie die Runde und bekommt von jedem außer En ein Lächeln. „Ich will gar nicht lange stören. Ich hab euch nur gesehen und Ty, wirklich, du siehst echt erholt aus. Wir sollten mal einen Kaffee zusammen trinken. Ich bin so froh, dass du wieder auf den Beinen bist.“

Ist das ein schlechter Scherz? „Auf den Beinen ist gut“, bemerke ich und ziehe die Brauen hoch.

„Oh. Ehm. Entschuldige, so war das nicht gemeint. Ich meinte, dass ich froh bin, dass du wieder wohlauf bist.“

„Na ja. Es gab sicher schon bessere Tage, aber danke, ehm Lillith, ja?“

Ihr Ausdruck wird verwirrt und einen Moment später erschrocken. „Oh mein Gott. Ty! Entschuldige! Ich hab nicht dran gedacht! Das tut mir so leid! Du weißt noch nicht, wer ich bin? Ich meine, du kannst dich noch nicht an mich erinnern? Ich dachte, weil du hier bist und so.“

„Kein Problem“, beruhige ich sie, weil es ja okay ist. „Ich freue mich, neue alte Bekanntschaften zu machen.“

„Wirklich? Oh gut. Ich meine, schön. Weil wir kannten uns ja recht gut. Ehm, ja.“ Sie senkt betreten den Blick.

„Ich würde gern mit dir reden. Ich denke, du weißt, wo ich wohne? Besuch mich gern. Wenn dich seine Anwesenheit nicht stört?“ Ich deute auf Bay, denn egal was kommt, mein Training mit ihm wird nicht ausgelassen.

Sie schaut ihn kurz an und lächelt dann erleichtert. „Nein, tut es nicht. Ich komme gern vorbei. Wann passt es dir denn?“

„Mhh. Wenn du willst, dann Mittag oder abends.“

„Nicht abends“, wirft En ein. „Das ist meine Zeit mit dir.“

Ich muss schmunzeln. Besitzergreifend ist er auch. „Na gut, dann Mittag oder früher Nachmittag.“

„Alles klar“, freut Lillith sich und wippt auf den Füßen vor und zurück. „Dann morgen gegen zwölf. Ich bring was zu essen mit. Ich freu mich.“ So sehr, dass sie jetzt sogar leicht hüpft.

„Alles klar.“

Sie winkt in die Runde und dreht ab. En atmet hörbar aus.

„Magst du sie nicht? Sie war nett.“, frage und halte ich fest.

Er schüttelt nur den Kopf.

Ich seufze. „Du weißt, dass ich irgendwann alles erfahren werde?“

„Leider.“

„Dann sag’s mir doch gleich, Elf.“

Bent grinst seine Kaffeetasse an und Bay lacht leise auf.

„Wo sie recht hat, En“, stimmt Cara mir feixend zu.

Enyo atmet tief durch und meint dann: „Lillith ist eine Hexe. Eine ná Aleárth.“

„Ahh ... Warte. Aleárth? Das ist doch mein Name?“ Immerhin den haben die Geschwister mir schon verraten.

„Stimmt.“

„Sind wir verwandt?“

„Entfernt.“

„Elf!“, fordere ich ausführlichere Antworten.

„Immer noch dieselbe“, grinst Bay.

Erneut seufzt En. „Du stammst von der Hauptfamilie ab. Lillith von einem entfernten Zweig. Ich kenne euer genaues Verwandtschaftsverhältnis nicht. Aber ihr seid vom gleichen Blut.“

„Wenn sie eine Hexe ist. Bin ich dann auch eine?“, will ich weiter wissen. Es ist naheliegend.

„Ja“, brummt En ziemlich düster.

„Und das passt dir nicht“, stelle ich fest. Das erste Mal gibt es etwas, was der Elf nicht an mir mag.

„Nicht die Tatsache, dass du eine Hexe bist, stört mich. Sondern die, dass du es nun weißt.“

„Hä?“ Ich finde ja sowieso nichts mehr ungewöhnlich hier, aber was ist denn an dem Wissen verkehrt?

Bent lacht auf. „Du willst jetzt bestimmt zaubern, oder?“

Ich schaue zu ihm. „Nein. Warum?“

„Weil du es könntest.“

„Es klingt gut. Zugegeben. Aber ehrlich. Ich kann nicht mal laufen oder allein aufs Klo gehen. Und meinen Verstand habe ich noch. Zaubern ist sicher anstrengend.“

Ens erstaunt geweitete Augen richten sich auf mich. „Du bist vernünftig“, stellt er fest.

Ich verenge meine. „War ich es denn früher nicht?“

Er lacht auf. „Nicht immer.“

„Tja. Dann bin ich es wohl jetzt. Allerdings hab ich auch andere Dringlichkeiten. Laufen lernen ist anstrengend. Und überhaupt ist gerade einiges wichtiger als magische Spielchen.“

„Mit Magie kann man mehr als nur herumspielen“, wirft Bay ein und kassiert einen überaus finsteren Blick dafür von Enyo.

„Mag sein. Trotzdem. Ich setze es aber auf die Liste.“

„Welche Liste?“, will Cara wissen.

„Meine Das werde ich in den nächsten Wochen schaffen - Liste.“

„Und was steht da so drauf?“, fragt jetzt Bent neugierig.

„Laufen, besser reden - vor allem schneller - mich erinnern. Es ist nervig, dass ihr alles wisst und ich immer keine Ahnung hab“, erkläre ich.

„Es ist erst knapp vier Monate her, da lagst du noch im Koma“, erinnert Bent mich. „Du weißt, dass du nichts überstürzen solltest.“

„Das habe ich ja nicht vor. Auch wenn ich sonst ein bisschen doof bin, bemerke ich, wenn ich an meine Grenzen komme. Und bevor er hier“, ich schubse En mit der Schulter an, „einen Anfall bekommt, weil ich was getan habe, was zu viel war, halte ich mich an meine Grenzen. Vorerst.“

„Du bist nicht doof“, widerspricht En mir. „Du warst lange krank und erholst dich noch davon. Deine Fortschritte sind gewaltig, wenn man die Ausgangssituation bedenkt. Aber ich danke dir, dass du Rücksicht nimmst.“ Sein Blick ist liebevoll und so wie er mich gerade ansieht, verspüre ich den Drang, ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich halte mich aber lieber zurück. Wer weiß, ob er es überhaupt gutheißen würde.

Am nächsten Tag kommt Lillith pünktlich halb eins und bringt gebratene Nudeln mit Hühnchen und Gemüse mit. Wir verputzen die wirklich mächtigen Portionen und reden relativ ausgelassen über dies und das.

Lillith erzählt mir unverblümt, was wir schon so gemacht haben. Wo wir waren und dass ich mit ihr Magie geübt habe. Sie meint, ich wäre eine wirklich starke Hexe, wegen meiner Abstammung und dass es sie freuen würde, wenn wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen und üben könnten. Ich bremse sie allerdings aus und erkläre ihr, dass ich gerade andere Ziele habe, die einfach wichtiger für mich sind.

Als ich die Punkte aufzähle, wird sie nachdenklich. „Hast du schon mal daran gedacht, einen Gedächtniszauber zu versuchen?“, fragt sie mich dann und im Augenwinkel, sehe ich Bay blass werden.

„Nein. Ich hab bis gestern nicht mal über Magie nachgedacht“, gebe ich ihr zurück, weil’s ja so ist. Ich wusste aber, dass es das gibt und mich verwundert, wie gesagt, sowieso gerade nichts mehr, was meine Person angeht.

„Na ja. Ich kenne ein paar Zauber und Rituale, die man versuchen könnte. Ich ...“

„Das ist keine gute Idee“, unterbricht Bay sie, dann schaut er mich an. „Ty. Ehrlich. Ich glaube nicht, dass du das in Erwägung ziehen solltest.“ Er macht sich sichtlich Sorgen.

„Was soll denn passieren, außer dass ich mich erinnere?“

„Ich weiß nicht. Aber vielleicht ist es zu viel?“

Ich runzle die Stirn. Das klingt, als wäre einiges wirklich Dramatisches passiert. Ich meine, klar, jemand hat mich gewaltig verdroschen. Das weiß ich, weil En es angerissen hat und ich eins und eins zusammengezählt habe. Deshalb sitze ich jetzt in diesem nervtötenden Rollstuhl. Aber das weiß ich ja eben schon. Und Bay weiß auch, dass ich es weiß. Was ist da also noch?

Die Träume kommen mir in den Sinn. Ob sie doch wahr sind? Kann das sein? Und wenn ja, wie viel davon?

„Wirst du mir erzählen, was passiert ist?“, frage ich an Bay gewandt, doch er schüttelt den Kopf.

„Nein. Nicht hier und jetzt und nicht allein. Sorry. Aber das kann ich einfach nicht.“

Ich stoße die Luft aus. „Na gut. Dann lasst uns das Thema verschieben und laufen üben.“

Bays Blick bleibt misstrauisch, doch er erhebt sich. „Aber kotz mich nicht an, nach dem ganzen Essen“, zieht er mich auf und dann an den Armen nach oben.

Phönix Band 3

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