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Der Diktator – Retter und Vernichter der Republik

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Beim Stichwort „Diktator im alten Rom“ denkt man unweigerlich an C. Iulius Caesar oder auch L. Cornelius Sulla. Letzterer regierte als solcher für zwei Jahre, dann legte er sein Amt nieder; Caesar herrschte zuletzt sogar auf Lebenszeit. Die quasi monarchische Gewalt dieser beiden Diktatoren und die Ohnmacht des Senats machten das Amt dermaßen verhasst, dass nach dem berühmtesten Mord der Antike, dem an Caesar 44 v. Chr., beschlossen wurde, es nie wieder zu besetzen. Allerdings fehlte dem sogenannten Triumvirat aus Marcus Antonius, C. Octavius (Octavian, der spätere Augustus) und M. Aemilius Lepidus, auf fünf Jahre festgelegt und danach verlängert, lediglich der offizielle Name „Diktatur“ – die Machtfülle war vergleichbar, nur eben auf drei Köpfe verteilt.


C. Octavius/Octavian begründete als „Augustus“ („der Erhabene“) das Kaisertum.

Legendärer Held Zum Aushängeschild für den tugendhaften Römer, den konservative Staatsmänner wie Cato d. Ä. später vermissten, wurde Lucius Quinctius Cincinnatus. Er war 458 und 439 v. Chr. Diktator und 460 v. Chr. eventuell (Suffekt-)Konsul. Wie es heißt, gab er die Macht, an die er nach einem historisch fraglichen Sieg über verschiedene italische Stämme gelangt war, an den Senat zurück und zog sich auf sein Landgut zurück. Indirekt wurde er zum Namenspatron der Stadt Cincinnati (USA).

Die Diktaturen Sullas und Caesars waren gleichermaßen Ausdruck und Folge der Krise der römischen Republik, die letzten Endes zum Prinzipat führte. Dabei hatte dieses außerordentliche Amt im Ursprung der Rettung der Republik dienen sollen: Die Diktatur entstand bereits in der frühen Republik, im 5. Jahrhundert v. Chr. Der Diktator entspricht wahrscheinlich dem alten Titel des magister populi (Volks- oder Fußtruppenführer). Einer der beiden römischen Konsuln ernannte nach Senatsbeschluss einen herausragenden Landsmann zum dictator, zum Heerführer, wenn eine große innere oder äußere Gefahr Rom bedrohte. Und solche gab es zuhauf: den Galliersturm, die Ständekämpfe, die Samnitenkriege, Hannibal.


Die Büste stellt angeblich Hannibal dar, der Rom – fast – in die Knie zwang.

Die Amtszeit eines Diktators war auf sechs Monate begrenzt. Er konnte jedoch im nächsten Jahr oder später erneut ernannt werden. Die Konsuln, Militärtribunen und alle anderen Magistrate waren dazu verpflichtet, mit diesem Imperiumsträger zu kooperieren, sei es in Italien, worauf sein imperium – seine Befehlsgewalt – prinzipiell begrenzt war, oder in Notfällen überall dort, wo Rom militärisch agierte. Das war während des 2. Punischen Krieges (218–202/01 v. Chr.) der Fall. Im Zeitraum von 501 bis 202 v. Chr., dem Jahr von Hannibals Niederlage bei Zama, die diesen großen Krieg beendete, ernannten die Römer mehr als achtzig Diktatoren, und zwar vorrangig im 4. Jahrhundert v. Chr., der Zeit der heftigsten Ständekämpfe und der Samnitenkriege. Generell amtierte nur ein Diktator pro Jahr, manchmal aber auch zwei nacheinander, zum Beispiel nach der schweren Niederlage Roms bei den Caudinischen Pässen 321 v. Chr. Als Hannibal seine größten Siege feierte – in den Schlachten am Trasimenischen See und bei Cannae 217 bzw. 216 v. Chr. –, besetzten die Römer das Amt sogar doppelt.

Ein dictator hatte aber auch innenpolitisch unwiderrufliche Befehlsgewalt und kontrollierte zum Beispiel die Volksversammlungen. Weil das Amt der Königsherrschaft sehr ähnelte, lehnte Augustus, der sich republikfreundlich gab, es ab. Die Macht, die er und die nachfolgenden Principes/Imperatores/Augusti/Caesares – die Kaiser – letztlich genossen, war jedoch weitaus größer als die eines Diktators.

Hannibal macht’s nötig Im Jahr 217 v. Chr. bewirkte M. Minucius Rufus, als magister equitum Stellvertreter des Diktators Q. Fabius Maximus, mithilfe eines ansonsten hier unüblichen Volksbeschlusses, dass er ebenfalls zum Diktator ernannt wurde. Dabei sah das Amt keine Kollegialität vor. Doch der siegreiche Karthager Hannibal stand „vor den Toren“, und auch ein Jahr darauf, im Jahr der Schlacht von Cannae, gab es vorübergehend zwei Diktatoren in Rom.

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