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Achtsamkeit: Im Hier und Jetzt sein
ОглавлениеAchtsamkeit ist eine besondere Form von Aufmerksamkeit, eine Qualität menschlichen Bewusstseins. Es handelt sich dabei um eine möglichst wertfreie Wahrnehmung dessen, was gerade ist, einen Bewusstseinszustand, in dem jede Erfahrung im Hier und Jetzt ohne Vorurteile zugelassen wird. Mit der Praxis der Achtsamkeit gelingt es, zunehmend aus einem Autopilot-Modus in einen Zustand der Spontaneität und Authentizität zu kommen, in dem selbstbewusstes und kreatives Handeln möglich ist.30 Die Praxis der Achtsamkeit ermöglicht die Entwicklung einer inneren Stabilität, Zentrierung und Gelassenheit sowie den Zugang zu Ressourcen, die in wechselhaften und herausfordernden Lebenssituationen unterstützend und beruhigend wirken. In der Sexualität hilft die Praxis der Achtsamkeit, mit den situativen Veränderungen der Befindlichkeit zwischen den Partner*innen gelassener, liebevoller und spontaner umzugehen.
ÜBUNG:
DEN EIGENEN ATEM SPÜREN
Bei dieser Übung werden Sie sich für zwei bis drei Minuten auf Ihren Atem konzentrieren. Dafür schließen Sie Ihre Augen und richten den Blick nach innen. Nehmen Sie Ihren Atem wahr, so wie er gerade ist. Achten Sie auf seine Beschaffenheit: Ist er ruhig oder unregelmäßig, langsam oder schnell, flach oder tief? Schauen Sie, ob Sie den Zustand Ihres Atems einfach nur spüren können, ohne gleich gedanklich ein Urteil darüber zu fällen. Nehmen Sie dann wahr, an welcher Stelle Sie Ihren Atem im Körper am besten spüren: Ist es an der Nasenspitze oder am Hals? Am Brustbein oder am Bauch? Auch in diesem Fall verweilen Sie einfach bei dieser Wahrnehmung und beobachten Ihren Atem. Dabei vermeiden Sie, etwas ändern zu wollen.
Sollten Sie zum ersten Mal eine solche Übung machen, werden Sie vermutlich nach zwei, drei Atemzügen von irgendwelchen Gedanken abgelenkt werden und womöglich verlieren Sie den Faden. Vermeiden Sie auch hier, diese Tatsache zu bewerten, und kehren Sie sanft, aber entschieden zu Ihrem Atem zurück.
Je häufiger Sie diese Übung wiederholen, desto einfacher wird es, den Fokus auf den Atem zu halten und die auftauchenden Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen, ohne ihnen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken (vgl. Rescio, 2014).