Читать книгу Die Heilerin von Worms - Susanne Eder - Страница 14

Kapitel 8

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Ich denke darüber nach, ob es nicht klug wäre, der Lambsheimerin ein Angebot für Rosalind zu unterbreiten«, raunte Matthäa, während sie ihre Finger spielerisch über die Brust ihres Gatten krabbeln ließ.

»Hmm«, murmelte der Burggraf.

Bevor er unter die Felle gekrochen war, hatte er zu Matthäas Erheiterung seiner Tochter einen langen Vortrag über die Unsitte gehalten, anderer Leute Schlaf zu stören, was nicht nur sehr unchristlich sei, sondern auch eine ausgesprochen üble Angewohnheit, die ihrem Vater einst Schwierigkeiten bereiten würde, einen Gatten für sie zu finden, falls sie diese Laune nicht schleunigst ablege. Das Küken hatte ihm mit großen winterblauen Augen gelauscht, und als Bandolf nichts mehr eingefallen war, um sein Anliegen zu unterstreichen, hatte es gegähnt, die Augen geschlossen und war eingeschlafen, ohne auch nur noch ein einziges Quäken von sich zu geben.

Man müsse nur die rechten Worte finden, das verstehe sie dann schon, hatte er seinem Weib erklärt, worauf Matthäa in Gelächter ausgebrochen war und geantwortet hatte, er habe seine Tochter wohl eher in den Schlaf gelangweilt.

Wie auch immer, dachte Bandolf zufrieden, in jedem Fall hatte das Küken endlich einmal Ruhe und ihrem Vater die Gelegenheit gegeben, die Glut seiner Lenden vorübergehend abzukühlen.

»Nun, da das Kind da ist und, wie ich beten will, nicht das einzige bleiben wird, meine ich, dass wir im Haus noch eine weitere Magd haben sollten«, fuhr Matthäa leise fort. »Rosalind ist ein anstelliges Ding, und da der König Euch nun auch mit einem Gut im Sächsischen belehnt hat, könntet Ihr doch einmal mit der Lambsheimerin sprechen?«

»Hmm«, machte ihr Gatte.

Matthäa seufzte.

Nach einer Weile rückte sie näher an ihn heran und flüsterte: »Ich werde Eltrudis in unserer Schlafkammer einquartieren und unsere Bettstatt oben in dem kleinen Verschlag unter dem Dach aufstellen lassen. Was meint Ihr?«

»Hmm.«

Ein Augenblick verging.

Dann fuhr er plötzlich auf: »Den Teufel werdet Ihr tun! Schlimm genug, dass Eltrudis ihre spitze Nase überall hineinstecken wird, aber ich will verdammt sein, wenn sie sich in meiner Kammer breitmacht!«

Leise lachend schlug ihm Matthäa auf die Brust. »Ich wusste doch, dass Euch das munter macht«, sagte sie, offenkundig erheitert. Als er mit einem verstimmten Knurren antwortete, hauchte sie ihm einen Kuss auf den Bart und drehte sich auf die andere Seite.

Beschwichtigt lächelte der Burggraf in die Dunkelheit, ehe er laut gähnte und sich dann ebenfalls umdrehte. Doch kaum hatte er die Augen geschlossen, schob sich der Anblick des toten Dompropstes vor sein inneres Auge, und so müde er auch war, der Schlaf wollte nicht kommen.

Nun, da der Tote auf dem Rücken liege, erkenne er auch, dass es der Dompropst sei, hatte Meister Gottlieb sichtlich verlegen Notgers Behauptung bestätigt, worauf Bandolf seinen Vetter bat, nach Worms zurückzukehren und dem Bischof die Botschaft vom traurigen Schicksal seines Archidiakons zu überbringen.

Schließlich hatte der Burggraf den Leichnam noch einmal genauer in Augenschein genommen und war zu der Ansicht gekommen, dass der Propst nicht im Fluss getrieben hatte, zumindest nicht über längere Zeit. Auch wenn Reginhards Gewandung völlig durchnässt und mit Wasser vollgesogen war, wies sie weder Risse noch sonstige Spuren auf, wie man sie erwarten konnte, wäre der Leichnam der Strömung ausgesetzt gewesen. Das wiederum legte die Vermutung nahe, dass auch die Wunden am Hinterkopf und im Gesicht des Toten nicht vom Treiben im Fluss herrührten, ganz abgesehen von den Schnitten über seiner Brust.

Eine weitere Eigentümlichkeit schien Bandolfs Verdacht zu bestätigen. Nicht die Gewandung des Propstes stank. Nein, es war Reginhard selbst, der diesen üblen Geruch verströmte. Besonders an seinem Haupthaar haftete der Gestank, als hätte er seinen Kopf in die Aasgrube getaucht. Wäre er im Wasser untergegangen, hätte es den Geruch wohl abgewaschen, und dass es nicht der Fluss war, der nach Kot und Schlimmerem roch, davon hatte sich der Burggraf überzeugt.

Womöglich hatte der Propst sein Leben erst im Fluss ausgehaucht, als man ihn ins Wasser gestoßen hatte und er mit dem Kopf nach unten zu liegen kam, doch alle sichtbaren Spuren wiesen darauf hin, dass Reginhard von Köln erschlagen worden war.

Ob der Propst hier oder woanders getötet worden war, ließ sich schwerlich sagen. Zwar hatte der Burggraf sich am Ufer aufmerksam umgeschaut und später auch ein Stück des Pfads in Augenschein genommen, aber nichts gefunden, was darüber Aufschluss gab.

›Falls es dort irgendwo Blut und Spuren eines Kampfs gegeben hatte, dann hat der Regen sie fortgewaschen‹, überlegte Bandolf und unterdrückte ein Seufzen.

Die Kleidung des Toten gab ihm Rätsel auf, und er fragte sich, wieso der Propst nicht seine Robe getragen hatte, sondern Umhang, Hemd und Beinlinge, wie sie für einen weltlichen Mann von Stand üblich waren. Überdies schienen die Gewänder auch für einen größeren, kräftigeren Mann bestimmt gewesen zu sein. Und noch etwas fand Bandolf merkwürdig: Am Finger von Reginhards rechter Hand hatte der priesterliche Zeremonialring gesteckt, doch das Kreuz, das er als Geistlicher vermutlich um den Hals getragen hatte, fehlte.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitete dem Burggrafen aber das Muster auf der Brust des Propstes. Was man damit bezweckt hatte, war ihm ein Rätsel, doch fest stand, dass jemand Reginhard von Köln gezeichnet oder aber seinen Leichnam damit geschändet hatte.

›Was, zum Teufel, hat es mit diesem Zeichen nur auf sich?‹, grübelte Bandolf, während er sich ein weiteres Mal umdrehte, um eine Lage in der Bettstatt zu finden, in der er endlich einschlafen konnte. Bedauerlicherweise half das so wenig wie das halbe Dutzend Mal zuvor.

»Herrje, was treibt Euch nur so um?«, raunte Matthäa plötzlich.

»Ihr seid noch wach?«

Matthäa seufzte. »Ich höre Euch denken.«

Als er keine Antwort gab, fragte sie: »Der Propst?«

Im Dunkeln verdrehte der Burggraf die Augen.

Es wunderte ihn nicht, dass sein Weib von dem grausigen Fund gehört hatte. Die Nachricht, der Dompropst sei tot aus der Pfrimm gefischt worden, schien sich so rasch wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet zu haben.

Als der Burggraf und seine Büttel mit Reginhards Leichnam nach Worms zurückgekehrt waren, hatte sich bereits eine stattliche Anzahl gaffender Leute beim Andreastor versammelt gehabt, die wohl einen Blick auf die Bahre zu erhaschen hofften.

»Der Propst«, gab Bandolf einsilbig Antwort.

»Dann ist es wahr?«, fragte Matthäa. »Ist er ertrunken?«

»Ich denke, dass er erschlagen wurde, wäre es auch augenscheinlich so manchem lieber, er wäre nur ertrunken«, gab ihr Gatte bissig zurück.

Unter der gaffenden Menge am Tor hatte sich auch Bruder Pothinus, der Kämmerer des Domstifts, befunden.

Ohne sich mit Fragen irgendeiner Art aufzuhalten, hatte er Bandolfs Bütteln befohlen, ihre kostbare Last sogleich ins Domstift zu bringen, wo man bereits alles vorbereitet hätte, um dem toten Propst die Ehre zu erweisen. Der Burggraf hatte keine Einwände erhoben, doch als er sich anschickte, dem Kämmerer durch die Pforte zum Stift zu folgen, hatte Bruder Pothinus ihm den Zutritt verweigert.

Auf Bandolfs Einwand, Propst Reginhard sei offenkundig erschlagen worden, und es gäbe Fragen, auf die er dringend Antworten benötige, hatte Pothinus empört die Backen aufgebläht. Das sei gänzlich ausgeschlossen, der Burggraf müsse sich irren. Niemand habe einen Grund gehabt, einen so untadeligen Mann wie den Propst auf derart grausige Weise zu töten. Falls es den Burggrafen aber beruhige, und um sich selbst keiner Nachlässigkeit schuldig zu machen, würde er, der Kämmerer, den Leichnam des Propstes in eigener Person in Augenschein nehmen. Sollte sich dann herausstellen, dass der Burggraf Recht hätte, was er, Pothinus, wohlgemerkt für mehr als unwahrscheinlich halte, dann sei es noch immer früh genug, um Antworten zu finden. Ob es dann allerdings der Burggraf sein würde, der Fragen welcher Natur auch immer stellte, oder aber er, Pothinus, der Kämmerer, der nun als Stellvertreter des dahingeschiedenen Propstes auch für seine Mitbrüder spreche, das würde Seine Eminenz zu entscheiden haben. Die den Burggrafen im Übrigen bereits in der Pfalz zur Berichterstattung erwarte.

Mit einem knappen »Benedicite« war Bruder Pothinus durch die Pforte des Domstifts gerauscht und hatte einen erbosten Burggrafen zurückgelassen.

Matthäa hatte nichts auf die bissige Bemerkung ihres Gatten erwidert, und Bandolf glaubte, sie sei wieder eingeschlafen, als sie plötzlich fragte: »Und Garsende?«

»Garsende?«, wiederholte er erstaunt.

»Nun, Ihr hattet doch versprochen, ihr zu helfen«, meinte sie.

»Woher, zum Teufel, wisst Ihr das?«

Leise lachte sie. »Wenn Ihr beabsichtigt hattet, Garsendes Schwierigkeiten für Euch zu behalten, dann hättet Ihr nicht in der Halle vor den aufmerksamen Ohren der Hörigen mit ihr sprechen dürfen.«

»Filiberta«, vermutete der Burggraf brummend. »Was hat sie Euch erzählt?«

»Ich wurde zwar nicht recht schlau aus dem, was Filiberta zwischen ihren wilden Anschuldigungen gegen Rosalind über den Besuch der Heilerin eingestreut hat, aber immerhin habe ich so viel verstanden, dass es um ein junges Weib geht, das augenscheinlich unter fragwürdigen Umständen zu Tode kam.«v

Der Burggraf unterdrückte ein Seufzen. Da sie ohnehin schon davon wusste, war es wohl sinnlos, wenn er ihr die Schwierigkeiten der Heilerin vorenthielt. »Guntram von Hollerborns Tochter«, brummte er. »Garsende glaubt, sie sei vergiftet worden. Sie ist beunruhigt, weil das junge Ding in ihrer Obhut gestorben ist.«

»Zu Recht«, bemerkte Matthäa. »Das Gerede, das in der Stadt über sie kursiert, ist bereits schlimm genug.«

»Davon wisst Ihr also auch«, murmelte Bandolf ergeben.

»Herrje, natürlich weiß ich davon«, gab sie in einem Ton zurück, als wäre es völlig undenkbar, dass ihr Derartiges verborgen bliebe. »Und seit Wochen zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie man dem üblen Gerede beikommen könnte.« Sie stieß ein tiefes Seufzen aus. »Das Schlimme ist, dass gegen diesen wachsenden Groll in der Stadt kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Mir kommt es so vor, als wüchse ebenso rasch, wie ich Lobendes über Garsende sprechen kann, eine neue Verleumdung aus dem Boden.«

»Warum habt Ihr mir das verschwiegen?«, fragte der Burggraf ärgerlich. »Man hätte dem Gerede doch gleich den Garaus machen müssen.«

»Und wie hättet Ihr das anstellen wollen?«, erkundigte sie sich spitz. »Glaubt Ihr, die Leute würden aufhören, miteinander zu tuscheln und im Bösen zu reden, nur weil Ihr es so wollt?«

»Ich hätte ...«, knurrte er und verstummte. So ungern er es auch zugab, aber sein Weib hatte wohl Recht. Er konnte den Leuten das Maul nicht verbieten. ›Herr im Himmel!‹, dachte er verdrossen. In was für eine vertrackte Lage hatte sich die Heilerin nur wieder gebracht?

»Könnt Ihr denn gar nichts tun, um ihr zu helfen?«, stieß Matthäa hervor. »Ohne Garsende wäre unser Kind womöglich nicht am Leben.«

Der unglückliche Ton in Matthäas Stimme war ihm nicht entgangen. Unwillkürlich streckte er die Hand nach ihr aus. »Wenn ich den Giftmischer erwische, der Guntrams Tochter auf dem Gewissen hat, würde sie das zumindest vom schlimmsten Vorwurf befreien«, sagte er und bemühte sich, zuversichtlich zu klingen. »Mit ein wenig Glück und Gottes Hilfe könnte das genügen, um die Lästermäuler zum Schweigen zu bringen.«

»Dann bete ich, dass Ihr diesen Unmenschen rasch finden werdet«, murmelte sie. Sie gähnte und ließ sich tiefer in die Felle gleiten. »Auch wenn dem Bischof gewiss mehr daran gelegen wäre, dass Ihr den Meuchler des Propstes fasst.«

Der Bischof ...? ›Pah!‹, dachte Bandolf und schnaubte.

Die Glocken der Domkirche Sankt Peter und Paul hatten just zur Sext geschlagen, als Bandolf die Bischofspfalz betrat. Wie üblich hatte in der Aula Minor ein ständiges Kommen und Gehen geherrscht. Pilger, Bittsteller, Speichellecker, Geistliche, die den Bischof stets wie eine Schar aufgeregter Bienen umgaben, standen sich die Beine in den Bauch, bis Seine Eminenz geruhen würde, sie zu empfangen. Der Bischof sei just beim Mittagsmahl, hatte es geheißen, der Burggraf möge sich ein wenig gedulden.

Der Burggraf hatte sich geduldet.

Die Zeit war verstrichen. Sein eigenes Mittagsmahl war ausgefallen, und als Bandolf schließlich das Gefühl hatte, dass seine Magenwände aneinanderrieben und das Organ schon in seinen Kniekehlen zu knurren begann, war ihm die Geduld abhandengekommen. Erbost hatte er den Vogt des Bischofs beiseite genommen und ihm erklärt, er habe seine Zeit nicht gestohlen und würde wiederkommen, sobald Seiner Eminenz Gefräßigkeit es gestatten würde, sich so banalen Dingen wie beispielsweise der Ermordung seines Archidiakons zuzuwenden.

Es könne sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis der Bischof ihn empfangen würde, hatte der Vogt ihn beschwichtigt, und tatsächlich hatte Bandolf just seine Wanderung durch die Aula Minor wieder aufgenommen gehabt, als man ihn endlich in eine kleine Kammer rief, die Seine Eminenz zu Unterredungen unter vier Augen zu nutzen pflegte.

Adalbero von Rheinfelden, der Bischof von Worms, schien noch fettleibiger geworden zu sein, als er ihn in Erinnerung hatte, war es Bandolf durch den Kopf gegangen, als er Knie und Haupt vor Seiner Eminenz beugte. Dann war der Burggraf ohne Umschweife auf den Tod des Dompropstes zu sprechen gekommen. Noch während er Seiner Eminenz darlegte, weshalb er glaubte, dass Reginhard von Köln durch fremde Hand zu Tode gekommen war, hatte sich zu Bandolfs Unbehagen Bruder Pothinus, der Kämmerer des Domstifts, zu ihnen gesellt. Schweigend hatte er im Hintergrund gewartet, bis der Burggraf mit seinen Ausführungen fertig war.

»Was meint Ihr dazu?«, wollte der Bischof schließlich wissen und blinzelte den Kämmerer träge an.

»Ich für mein Teil halte es für ausgeschlossen, dass ein so vortrefflicher Mann wie unser geschätzter Propst noch dem Geringsten unter uns Anlass für eine solche Tat gegeben hätte, wie der Burggraf sie andeutet«, behauptete Pothinus, fügte dann jedoch hinzu: »Immerhin jedoch erweckt die eine oder andere Wunde an dem Leichnam den Anschein, als könnte sie möglicherweise von Schlägen herrühren. Wohlgemerkt, ich sage: könnten. Um aber eine solche Möglichkeit auszuschließen, sollte Eure Eminenz vielleicht eine Untersuchung der Umstände von Propst Reginhards bedauerlichem Tod in Betracht ziehen. Wobei ich, wenn Ihr gestattet, anmerken möchte, dass Propst Reginhard Priester war und gewiss eine natürliche Empfindlichkeit dagegen verspürt haben würde, dem weltlichen Arm Einblicke in Belange seines geistlichen Amtes zu gewähren.«

Gewöhnlich pflegte der Kämmerer stets das Gegenteil dessen zu vertreten, was sein weltliches Gegenüber, der Burggraf von Worms, dachte und vertrat. Umso mehr erstaunte es Bandolf, dass Bruder Pothinus die Ermordung des Propstes immerhin für möglich hielt. Kaum hatte er jedoch Gelegenheit gehabt, sich zu fragen, was hinter der ungewöhnlichen Zustimmung des Kämmerers stecken mochte, als Bischof Adalbero sein Erstaunen in Argwohn verwandelte.

»Der Burggraf genießt mein vollstes Vertrauen«, erklärte er und richtete seinen trägen Blick auf Bandolf. »Sofern es möglich ist, werdet Ihr gewiss Euer Bestes geben, die genauen Umstände dieses Unglücks herauszufinden.« Ein wohlwollendes Lächeln ließ seine Augen fast unter den wulstigen Wangen verschwinden und verstärkte Bandolfs Argwohn. »Ihr werdet es doch gewiss nicht an dem nötigen Feingefühl fehlen lassen, was die geistlichen Belange meines verstorbenen Archidiakons betrifft?« Ohne die Zustimmung des Burggrafen abzuwarten, wandte sich Bischof Adalbero an den Kämmerer. »Und ich wünsche, dass man den Burggrafen auch allerorten unterstützt. Ihr versteht das gewiss?«

Für einen Augenblick runzelte Bruder Pothinus verblüfft die Stirn, dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht, das dem Burggrafen Unbehagen bereitete. Schließlich neigte der Kämmerer mit einem »Ganz wie Ihr wünscht, Eminenz« den Kopf.

Mit grimmigem Gesicht und noch grimmigeren Rachegelüsten hatte der Burggraf die Bischofspfalz verlassen. Es war ihm nicht schwergefallen, die Gedanken des Bischofs und des Kämmerers zu erraten.

Reginhard von Köln entstammte einer Sippschaft, deren beträchtlicher Einfluss sowohl in höchste kirchliche als auch in höchste weltliche Kreise reichte. Die Familie des Propstes würde es dem Bischof von Worms zweifellos übel vermerken, wenn er es unterließe, Nachforschungen über Reginhards plötzliches Ende anzustellen. Doch weder Seine Eminenz noch der Kämmerer beabsichtigten, sich in die Nesseln zu setzen, falls sich herausstellen sollte, dass Reginhards Tod auf irgendeine Weise die ehrgeizigen Pläne seiner mächtigen Sippe berührte. Das konnte man doch getrost dem unbequemen Burggrafen von Worms überlassen.

Die Heilerin von Worms

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