Читать книгу Das grosse Buch der Pflanzenwässer - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 12

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ANWENDUNGSBEREICHE

Pflanzenwässer sind durch die breite Fächerung ihrer Wirkungen sehr vielseitig einsetzbar. Sie sind Heilwässer und wirken auf der körperlichen, mentalen und seelischen Ebene. Sie mit allen Sinnen wahrzunehmen, ist eine pure Freude. Der Umgang mit diesen duftenden Naturprodukten kann dazu inspirieren und helfen, gesund zu bleiben, die individuelle Befindlichkeit und Gesundheit wahrzunehmen und zu unterstützen. Sei es durch einen anregenden Raumduft, ein entspannendes Bad, einen wohltuenden Wickel oder eine pflegende Creme für die Haut. So können Pflanzenwässer in der Salutogenese, in der Gesundheitsförderung, die in unserer Zeit immer bedeutender wird, eine hilfreiche Rolle spielen. Der psychisch wirksame Effekt der Pflanzenwässer, die Verbindung von Duftwirkung und Wellness in ihrer Anwendung, kann unsere Resilienz fördern und uns für die Anforderungen des oft stressigen Alltags stärken.

Aber auch Beschwerden können mit den Pflanzenwässern gelindert und behandelt werden. Die Pflanzenwässer sind gute Begleiter bei vielen verschiedenen therapeutischen Maßnahmen. Dies zeigt ihr vermehrter Einsatz im Pflegebereich.

RAUMPFLEGE – MIT DÜFTEN RÄUME GESTALTEN

Die zurzeit sehr beliebte Raumbeduftung ist keine neue Erfindung. Schon im antiken Ägypten, in Griechenland und in Rom liebte man es, Räume angenehm zu beduften. Es wurde mit aromatischen Pflanzen geräuchert, oder man streute duftende Blumen auf den Boden der Wohnräume. Die Kultur der Streukräuter hat sich bis weit in unsere Zeit hinein gehalten. Man verwendete dafür aromatische Pflanzen wie Lavendel, Majoran, Pfefferminze, Rose oder Wiesenkönigin und streute sie großzügig auf die Fußböden des Hauses. Beim Darübergehen entströmte den Pflanzen ein angenehmer Duft. Dies sollte auch Insekten fernhalten. Die Pflanzen wurden morgens frisch ausgestreut und am Abend wieder zusammengekehrt. Statt dieser Streukräuter können wir duftende Kräuter in Form von Pflanzenwässern verwenden, um Räumen angenehme Düfte zu verleihen.

Sicher kennen Sie diese Situation: Sie betreten eine fremde Wohnung und nehmen einen spezifischen Geruch wahr. »Es liegt etwas in der Luft«, so heißt es. Unsere Wohnräume sind voller gelebter Emotionen. Oft sind es Stimmungen, die wir in Räumen, meist ganz unbewusst über Gerüche wahrnehmen. Wenn sich in Räumen Menschen aufhalten, dann entsteht durch deren Ausdünstungen ein Raumgeruch. Unser Körpergeruch drückt unsere Stimmungen aus. Sind wir glücklich, riechen wir anders als wenn wir zum Beispiel Angst haben oder krank sind. Bestimmte erlebte Bereiche des menschlichen Lebens haben so entsprechende DuftGrundstimmungen: in unserer eigenen Wohnung, im öffentlichen Bereich wie im Wartezimmer, Hotelzimmer, in Krankenhäusern, Altersheimen, Bibliotheken; sie alle haben spezifische erfühlbare Grund-Duftmuster. Diese Duftstimmungen beeinflussen wiederum unser Befinden in diesen Räumen. Oft sind sie nicht angenehm. Wir spüren ein Unbehagen.

Manche Räume bedürfen einer atmosphärischen Reinigung, besonders wenn wir uns in ihnen nicht wohlfühlen. Auch beim Umzug in neue Wohnräume oder bei dem bewussten Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt ist eine energetische Klärung und Reinigung des Raumes sinnvoll und hilfreich. Mit Raumdüften kann eine Atmosphäre geschaffen werden, die eine persönliche Entfaltung unterstützt und so auch positiv mit unserer Lebensgestaltung verbunden ist, denn die meiste Zeit verbringen wir in der Regel in Räumen.

Reinigung verbinden wir in unserer Zeit meist ganz materiell gesehen mit Putzmitteln und der Vernichtung von Keimen und vergessen, dass eine atmosphärische, energetische Reinigung ebenfalls wichtig für das Wohlbefinden in Räumen ist. Ein hygienisch reiner Raum schenkt uns nicht gleichzeitig auch Wohlgefühl.


Mit Pflanzenwässern und ätherischen Ölen als Raumduft kann man also die Raumatmosphäre verändern und den Raum energetisch umgestalten. Der Raum fühlt sich dann neu belebt und frisch an. Unangenehme Essensgerüche oder der Geruch von kaltem Rauch werden mit Pflanzenwässern neutralisiert. Mit Raumdüften kann man Räume auch widmen, das heißt, sie werden für bestimmte Anlässe, Themen und Tätigkeiten duftmäßig eingestimmt und vorbereitet. Es gibt Düfte für eine gute Kommunikation bei Konferenzen, Teamsitzungen und Besprechungen. Andere Düfte entspannen die Patienten im Wartezimmer. In Schulräumen können Raumdüfte helfen, leichter zu lernen, wie eine umfangreiche Studie in Klassenzimmern von dem Duftexperten Axel Mayer zeigte (Mayer 2010). Raumdüfte helfen, nach einem anstrengenden Tag schneller zu entspannen, einen Raum für Festlichkeiten vorzubereiten und beim Fitnesstraining länger fit zu bleiben. Pflanzenwässer als Raumdüfte können in Krankenzimmern oder bei Ansteckungsgefahr die Luft desinfizieren und zu Heilimpulsen anregen. Ein Raum, der keinen ihm eigenen Duft hat oder nur nach Putzmitteln riecht, fühlt sich leblos an. Manche Raumdüfte helfen, damit wir uns in solchen Räumen trotzdem gerne aufhalten und uns auch an fremden Orten, wie zum Beispiel in Hotelzimmern, wohlig und wie zuhause fühlen.

Für die Kunst, in Räumen mit Pflanzendüften zu wirken, braucht man keine starken, aufdringlichen Düfte. Es hat sich gezeigt, dass Düfte stimmungsmäßig wirksamer sind, wenn sie knapp unter der Wahrnehmungsschwelle liegen. Bei der Raumbeduftung gilt oft: »Weniger ist mehr.« Lassen Sie zum Beispiel den Aromadiffuser, der Pflanzenwässer vernebelt, nicht stundenlang arbeiten. Eine Raumbeduftungszeit von 10 bis 15 Minuten mit diesem Gerät ist oft völlig ausreichend für einen Tag. Auch eine kurzzeitige Raumbeduftung mit einigen Sprühstößen aus der Flasche bewirkt eine spürbare und ausreichende Raumbeduftung.

Die Pflanzenwässer und die ätherischen Öle sind eine gesunde Alternative zu den im Handel angebotenen Produkten zur Raumbeduftung, die künstliche Duftstoffe enthalten. Sprühen oder vernebeln Sie in die Luft der Wohnräume nur, was Sie auch einnehmen würden, denn was wir einatmen, wird auch in den Körper aufgenommen.

HAUSHALT – MEHR ALS SAUBER

Pflanzenwässer schenken Wäsche, Bettwäsche, Handtüchern, Vorhängen, Polstermöbeln, Schränken usw. durch leichtes Besprühen einen angenehmen Duft. Sie können auch als Bügelspray in das Dampfbügeleisen eingefüllt werden. Manche Pflanzenwässer mit desinfizierender Kraft wie beispielsweise Thymian dienen zur Flächendesinfektion und zum hygienischen Reinigen, andere wie Neembaumwasser wirken gegen Milben in Haustextilien.

KÜCHE – DÜFTE, DIE DAS ESSEN BELEBEN

Pflanzenwässer sind nicht nur eine Freude für die Nase, sondern auch ein Gaumenschmaus. Die Lust am Essen hängt zum großen Teil vom Duft der Speisen ab. Der Duft der Speisen setzt uns nicht nur in eine erwartungsvolle Stimmung, sondern er stimmt uns, quasi ungesehen, auf die zu erwartenden Speisen ein. Unsere Verdauung wird reflektorisch über die Düfte der Speisen angekurbelt, das »Feuer der Verdauung« entfacht sich, und die speziellen Verdauungssäfte werden vom Körper bereitgestellt, bevor wir überhaupt den ersten Bissen zu uns genommen haben. Düfte sorgen so für eine gute Verdauung der Speisen und tragen zu unserer Gesundheit bei. Dies vermögen zum Beispiel die Pflanzenwässer aus Fenchel, Bärwurz, Basilikum und Angelika. Pflanzenwässer werden schon seit Langem als duftende Zutat in der feinen Küche geschätzt. In diesem Bereich wurden sie nie ganz vergessen. Besonders Rosen- und Orangenblütenwasser werden in der orientalischen und südeuropäischen Küche verwendet. Marzipan bekommt sein feines Aroma durch Rosenwasser, der sizilianische Osterkuchen schmeckt vorzüglich nach Orangenblütenwasser, und ein Sorbet duftet und schmeckt köstlich durch die Zugabe von Holunderblütenwasser. Heute werden in der avantgardistischen Küche Kräuter, Gemüse, Hölzer und Früchte in einem Rotationsverdampfer destilliert und als Aromen für die Speisen verwendet. In der Molekularküche werden die frischen Pflanzen meist ohne Wasser destilliert. Hier knüpft man an eine alte Tradition der Destillierkunst ohne Wasser an, wie sie bereits Brunschwig 1512 beschrieben hat. Pflanzenwässer lassen sich zum Aromatisieren von Speisen leichter dosieren als die ätherischen Öle. Manche Pflanzenwässer weisen noch eine ganz andere Duft- und Geschmacksnote auf als das ursprüngliche Gewürz, die Pflanze aus der sie destilliert wurden. Die Pflanzenwässer werden in der Regel nicht mit den Speisen gekocht. Dafür eignen sich die Gewürze selbst. Sie werden für kalte Speisen und zum letzten Nachwürzen von warmen Speisen, zum Aromatisieren kurz vor dem Servieren über die Gerichte gesprüht oder in Süßspeisen und Eis, auch in kalte Dipps und Salatdressings eingearbeitet. Sie aromatisieren ganz hervorragend Getränke wie Limonaden, Smoothies, Drinks und Bowlen. Sie werden im Glas mit Mineralwasser, Sekt oder Prosecco aufgegossen, oder man besprüht das Glas selbst damit. Auch für Milchshakes und Lassi-Mischungen eignen sich die Pflanzenwässer sehr gut. Sie passen zu Soja- und Mandelmilchgetränken.

Es würde leider den Rahmen dieses Buches sprengen, den einzelnen Pflanzenwässern weitere Rezepte zur Verwendung in der Küche hinzuzufügen. Deshalb habe ich bei den Pflanzenporträts jeweils nur Hinweise zu ihrer Verwendung bei bestimmten Gerichten hinzugefügt. Ich hoffe, dies ist Inspiration genug, damit Sie die Pflanzenwässer in der Küche selbst ausprobieren und genießen können. Lassen Sie Ihrer Experimentierfreude freien Lauf, genießen Sie die Düfte beim Essen mit Nase und Zunge.

»Hydrolate sind etwas sehr Schönes, sie haben in der Küche eine große Zukunft. Gegenüber den ätherischen Ölen besitzen sie den Vorteil, dass sie wasserlöslich sind und sich zum Beispiel in Suppen oder Saucen und in Gerichten, die wenig Fett enthalten, besser dosieren lassen. Hydrolate sind flüchtig und verlieren ihr Aroma leicht in heißen Speisen. Man kocht mit den Hydrolaten, man verkocht sie nicht. Sie werden in kalte Speisen wie in Salatsaucen eingerührt oder über Fleischgerichte, Salate, Früchte oder Beilagen gesprüht. Auch Salze können mit Hydrolaten aromatisiert werden. Hydrolate werden aus Kräutern, Gewürzen, Früchten, Gemüse, Fleisch und Hölzern destilliert. Sie dienen auch als Geschmacksverstärker, ein Kürbisdestillat beispielsweise für eine Kürbissuppe. Sie sind Modifikatoren, die den Geschmack einer Speise in eine bestimmte Richtung lenken, wie zum Beispiel Rosmarinhydrolat das Aroma von Aprikosenzubereitungen deutlich unterstreichen kann. Eine der schönsten Arten, Hydrolate in der Gastronomie einzusetzen, ist das Versprühen über Tisch und Gäste. Die Düfte schweben in der Luft, und man kann multisensorisch genießen. Auch das Aufsprühen auf die Hände oder den Puls schenkt ein zusätzliches Dufterleben beim Essen. Ich verwende Hydrolate wie Elemente im Fluxus der radikalen Experimentierkunst für ein ungewohntes, unverhofft-surrealistisches Erleben der Speisen. Es tauchen dabei überraschende Aromen beim Essen auf. Man kann zum Beispiel ein weißes Eis aus Mascarpone mit Muskatblüten- oder Pfefferaroma versehen. Die weiße Farbe versteckt den warmen, heißen Geschmack dieser Gewürze.« STEFAN WIESNER, AVANTGARDISTISCHER NATURKOCH MIT MICHELIN-STERN UND 17 GAULT-MILLAU-PUNKTEN AUS DER SCHWEIZ

WELLNESS – KÖRPER UND SEELE GUT TUN

Pflanzendüfte erinnern uns daran, gut mit uns selbst umzugehen, uns zu verwöhnen und zu pflegen. Dies ist besonders wertvoll in unserer Zeit der Hektik, des Leistungsdrucks und der Beschleunigung. Halten Sie einmal inne, sprühen Sie sich ein Pflanzenwasser wie Rosengeranienwasser, Lavendelwasser oder Lindenblütenwasser ins Gesicht. Es ist wie ein zart duftender Frühlingsregen, der Sie sofort entspannt. Manche Pflanzenwässer eignen sich als Body Splash, das heißt, sie können großflächig auf die Haut oder auf den ganzen Körper gesprüht werden – wunderbar, wenn man sich erhitzt oder gestresst fühlt und sehr angenehm zu Beginn eines Tages als belebende Duftdusche. Pflanzenwässer eignen sich hervorragend für angenehme Badefreuden. Bäder mit Pflanzenwässern erwärmen, entspannen, stärken Körper und Seele. Die Pflanzenwässer können, im Badewasser verdünnt, für entspannende oder belebende Vollbäder oder Fuß- und Armbäder verwendet werden. Mit Trägerölen wie Mandelöl, Jojobaöl oder Aprikosenkernöl verschüttelt, ergeben sie eine pflegende Lotion, ein Second Skin, das die Haut pflegt und verwöhnt.

SAUNA/SPORT – FITNESS UND GESUNDHEIT UNTERSTÜTZEN

Die Pflanzenwässer können dem Aufgusswasser in der Sauna zugefügt werden. Sie verströmen dann ihre belebenden Düfte, um die Atmung zu vertiefen, Erkältungskrankheiten vorzubeugen und die Hautreinigung zu unterstützen.

Beim Sport helfen die Pflanzenwässer als erfrischendes oder entspannendes Körperspray oder Body Splash in Fitnessräumen wie auch draußen. Bei akuten kleineren Verletzungen, Bluterguss, Prellungen usw. können die Pflanzenwässer schnelle Hilfe leisten.


KOSMETIK – NATÜRLICHE PFLEGE FÜR HAUT UND HAAR SELBST HERSTELLEN

Pflanzenwässer können – pur oder in Kosmetikprodukten verarbeitet – der Haut und dem Haar Pflege, Schönheit und Heilung schenken.

Die Duftmoleküle in den Pflanzenwässern sind so klein, dass sie auch in tiefere Hautschichten vordringen können und dort zum Beispiel die Durchblutung anregen oder die Zellregeneration verbessern. Pur oder in Mischungen sind die Pflanzenwässer natürliche Parfums, die die Ausstrahlung und Schönheit der Trägerin oder des Trägers unterstreichen. Als Aftershave dienen sie der duftenden und pflegenden Befeuchtung der Haut nach der Rasur.

PFLEGEN UND GESUND BLEIBEN – HILFREICHE PFLANZENWÄSSER FÜR ZUHAUSE

Die Pflanzenwässer mit ihren sanft heilenden Wirkungen können bei vielen verschiedenen Beschwerden im häuslichen Bereich eingesetzt werden. Kleinere Wunden, Sonnenbrand, Insektenstiche, Blutergüsse werden mit den Pflanzenwässern besprüht. Bei Verdauungsbeschwerden dienen sie als Einreibungen oder zur Einnahme. Auch in der Babypflege und Kinderpflege sind die Pflanzenwässer inzwischen beliebt, da sie eine sanfte Wirkung haben.

GESUNDHEITS-, KRANKEN- UND SENIORENPFLEGE – GUT VERSORGT SEIN

In der Pflege haben sich in unserer Zeit einige Pflanzenwässer schon ihren Platz erobert und sich sehr bewährt. Hier werden die Pflanzenwässer im Rahmen der Aromapflege vermehrt eingesetzt und dienen als begleitende Maßnahme zur Unterstützung und Förderung von Wohlbefinden, Entspannung und Heilung. Sie eignen sich gut zur Hautpflege und fördern die psychische und physische Gesundheit. Sie können als Raum-, Körper- oder Mundspray, für Kompressen, Wickel, Bäder, Waschungen usw. eingesetzt werden. Pflanzenwässer eignen sich zur feuchten Körperpflege wie auch für sanfte Streichungen und Einreibungen. Sie können die Haut pflegen und heilen, auch nach einer Strahlentherapie. Sie kühlen und beruhigen gereizte, juckende Haut. Trockene, gereizte Schleimhäute können mit den Pflanzenwässern beruhigt und befeuchtet werden. Hebammen verwenden inzwischen einige Pflanzenwässer in der Geburtsvorbereitung, während der Geburt und zur Pflege im Wochenbett. In der Seniorenpflege dienen die Pflanzendüfte auch zur Belebung und zum Erhalt des olfaktorischen Gedächtnisses. Das Interesse am Leben wird dadurch intensiviert oder aufrechterhalten.

Die Pflanzenwässer eignen sich sehr gut zur Luftverbesserung im Pflegebereich. Auch unangenehme Gerüche in Krankenzimmern können mit Pflanzenwässern als Raumspray neutralisiert werden. Nicht nur die Kranken und Pflegebedürftigen fühlen sich dadurch wohler, sondern auch Pflegekräfte, Besucherinnen und Besucher empfinden den Aufenthalt in diesen Räumen als spürbar angenehmer. Bei der Raumbeduftung sollten die Pflanzenwässer immer wieder gewechselt werden, damit keine Gewöhnung stattfindet und der Duft bewusst wahrgenommen werden kann.

Da die Pflanzenwässer leicht verkeimen, muss im pflegerisch-medizinischen Bereich ganz besonders hygienisch damit umgegangen werden. Die Pflanzenwässer sollten von zuverlässigen Herstellern stammen.

»Von besonderer Wichtigkeit für den professionellen Einsatz von Pflanzenwässern ist ein hygienischer Umgang (Verwendung eines Sprühaufsatzes, ersten Hub in die Luft sprühen) sowie die kühle Lagerung (Kühlschrank) und die Berücksichtigung der Haltbarkeit. Es gibt eine Reihe von Vorschriften und Voraussetzungen, die der professionellen Aromapflege als komplementäre Pflegemethode vorausgehen müssen. Von besonderer Wichtigkeit ist hier das Einverständnis und der Wunsch des Patienten.« EVELYN DEUTSCH, DIPLOMIERTE GESUNDHEITS- UND KRANKENSCHWESTER

PSYCHIATRIE – SANFTE BEGLEITUNG

Düfte beeinflussen unsere Psyche. Wie neuere wissenschaftliche Studien zeigen, können sie sogar teilweise ähnlich wirken wie Psychopharmaka. In der Psychiatrie wurden inzwischen auch Erfahrungen zum Einsatz von ätherischen Ölen und Pflanzenwässern gesammelt und dokumentiert.

»Hydrolate eignen sich sehr gut als Raumspray in der Psychiatrie, da sie nicht so intensiv duften, und somit sind sie bei psychotischen Patienten gut einsetzbar.« ROSWITHA KELLER, DIPL. PFLEGEFACHFRAU, DIPL. AROMATHERAPEUTIN SFA

HOSPIZ – PFLANZENDÜFTE FÜR NÄHE UND FÜRSORGE

Die lebendigen Düfte der Pflanzen in Form von Pflanzenwässern verwandeln die oft weihelose Nüchternheit von Institutionen wie Krankenhäuser und Hospize in Räume, wo menschliche Nähe und Fürsorge, aber auch Angst und Tod einen würdigen Rahmen erhalten. Im Hospiz werden die Pflanzenwässer auch für die Mundpflege Schwerstkranker verwendet. Sie pflegen, befeuchten und beruhigen die Schleimhäute. Die Pflege und Reinigung der Haut mit Pflanzenwässern spielt im Hospizbereich ebenfalls eine wichtige Rolle.

Die wohltuende Wirkung der Pflanzenwässer im Hospiz konnte ich eindrücklich erleben und dokumentieren. 1994 bot ich dann eine mehrjährige Seminarreihe zum Einsatz von ätherischen Ölen und Hydrolaten für die Hospizhelferinnen in Lindau an. In diesem Hospiz, einem der ersten Hospizgruppen Bayerns, wurden viele wertvolle Erfahrungen mit ätherischen Ölen und Pflanzenwässern gemacht.

»Bettlägrige Hospizgäste werden je nach Fall mit Ölmischungen zur Hautpflege (Dekubitusprophylaxenöl) oder auch bei einem schon bestehenden Dekubitus adjuvant mit Wundspray auf Hydrolatbasis gepflegt. Hydrolate, das heißt, Pflanzenwässer werden häufig bei psychischen Problemen als Raumspray eingesetzt.« MAJA DORNIER, HOSPIZLEITUNG, STATIONÄRES HOSPIZ

»Die Anwendung von Pflanzenwässern (Hydrolaten) im Hospizbereich erlebe ich als wertvolle Hilfe bei der Pflege und Versorgung schwerstkranker Menschen, weil sie pur aufgetragen werden können, sehr angenehm erlebt werden und mit Sprühflaschen ein sauberes Auftragen möglich ist. Die gute Wirkung der Pflanzenwässer konnte schon häufig beobachtet werden, und auch die Betroffenen sind in der Regel sehr zufrieden, nicht noch ein Medikament nehmen oder auftragen zu müssen.« MARTINA SENG, PFLEGEDIENSTLEITUNG, STATIONÄRES HOSPIZ


TIERPFLEGE/TIERHYGIENE – HILFREICHE ANWENDUNGEN

Die Pflanzenwässer mit ihrem milden Duft und der heilenden Wirkung sind besonders gut zur Pflege und Behandlung von Tieren geeignet. Wenn ätherische Öle zu stark sind, können die Pflanzenwässer oft problemlos verwendet werden.

Ihr milder Duft wird von Tieren, deren Geruchssinn hochsensibel ist und die ätherische Öle manchmal nicht akzeptieren, oft leichter angenommen. Testen Sie vor Anwendung eines Pflanzenwassers oder ätherischen Öls die Akzeptanz. Geben Sie etwas Pflanzenwasser auf ein Tuch und lassen Sie das Tier daran schnuppern. Verwenden Sie für Tiere keine Pflanzenwässer mit Alkohol.

Generell kann man sagen, dass Pflanzenfresser unter den Tieren die Pflanzendüfte leicht akzeptieren. Ist doch eine Kuh den ganzen Tag auf der Weide mit ihrer Nase »in den Kräutern«. Fleischfresser wie Hunde oder Katzen haben zwar auch ein extrem sensibles Riechvermögen, akzeptieren jedoch oft nicht so leicht die Düfte von ätherischen Ölen. Die Pflanzenwässer mit ihren zarten Düften werden jedoch in den meisten Fällen angenommen.

Pflanzenwässer werden vorwiegend zur Fellpflege, Ohrpflege, zum Abwehren von Insekten, zur Wundbehandlung und bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Sie lassen sich äußerlich wie auch innerlich anwenden, werden dem Futter oder Trinkwasser zugesetzt oder zur Inhalation vernebelt oder versprüht. Pflanzenwässer eignen sich auch gut für Auflagen und Kompressen bei Prellungen, Verstauchungen und Schwellungen.

Die Pflanzendüfte können wie bei den Menschen auch bei den Tieren auf Stimmungen einwirken. Zur Beruhigung vor dem Tierarztbesuch können sie leicht um das Tier herum versprüht werden. Verschreckte Tiere beruhigen sich schneller, wenn sie mit beruhigend wirkenden Pflanzenwässern besprüht werden.

»Pflanzenwässer, Hydrolate eignen sich zur Behandlung von Tieren deshalb so gut, weil sie eine intensive Wirkung haben und dennoch sehr sanft und wenig reizend wirken. Hydrolate sind durch ihren feinen Aufbau für sensible Tiere sehr gut geeignet. Besonders wichtig ist dies bei der Behandlung mit pflanzlichen Stoffen, die für einzelne Tierarten unverträglich sind. So ist die Katze als reiner Karnivore (Fleischfresser) eine ausgesprochen anspruchsvolle Phytotherapie-Patientin. Sie ist nicht in der Lage, bestimmte pflanzliche Inhaltsstoffe zu verstoffwechseln und kann sich bei unsachgemäßer Behandlung regelrecht vergiften. Hydrolate sind ausgezeichnet geeignet, um Katzen phytotherapeutisch zu behandeln. So kann ein Salbeiwasser zur Wundbehandlung einer Katze oder eines jungen Tieres viel besser eingesetzt werden als ein Salbeitee, dessen starke Gerbstoffe für Katzen unverträglich sind. Ein weiteres Beispiel ist die Inhalationstherapie kleiner Vögel, die sich hervorragend mit Hydrolaten besprühen lassen. So atmen sie die sanften Wirkstoffe ein, ohne dass diese sie zu sehr belasten.« ALEXANDRA NADIG, TIERÄRZTIN, ANIMAPLANTA – HEILPFLANZENZENTRUM FÜR MENSCH UND TIER

Das grosse Buch der Pflanzenwässer

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