Читать книгу Das grosse Buch der Pflanzenwässer - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 9

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EIN BLUMENSTRAUSS FÜR SIE

PFLANZEN FÜR DIE DESTILLATION

DAS SPRECHENDE GRÜN

Lange bevor es Menschen auf diesem Planeten gab, waren dort Pflanzen zuhause. Vor etwa 450 Millionen Jahren übersiedelten sie aus dem Meer auf das Land. In einem fortwährenden Prozess der gegenseitigen Anpassung und Entwicklung haben die Pflanzen wie Urmütter die Erde zum Leben für die Tiere und später auch für uns Menschen vorbereitet, uns mit Nahrung und Sauerstoff versorgt, uns heranwachsen sehen und unsere Entwicklung begleitet. Im nahtlosen Gewebe des Lebens, im uralten Beziehungsnetz des Lebendigen sind wir Menschen mit der Pflanzenwelt in gegenseitiger Abhängigkeit, in intensivem Austausch und sinnvoller Unterstützung verbunden – ohne Pflanzen gäbe es uns nicht. Die Pflanzenwelt ist auch ein Zuhause für unsere Seele, sie wirkt auf unsere Stimmungen ein, ohne dass uns dies bewusst ist. Deshalb können die duftenden Pflanzenwässer so unmittelbar und selbstverständlich auf unsere Stimmungen und unsere Beschwerden Einfluss nehmen. Sie sprechen in der stillen, aber sehr wirkungsvollen und uralten Duftsprache der Pflanzen, der Sprache von gegenseitigem Austausch und Vernetzung. Die Pflanzenwelt kommuniziert mit »lautlosen Gesprächen«, wie es die Biologin und Chemikerin Florianne Koechlin (2009), die diese Kommunikation erforscht, nennt. In dieser Sprache kommunizieren auch die Pflanzen mit uns.

Jetzt, wo viele Menschen mehr in virtuellen Räumen als in der Natur leben und Letztere nur noch beim Durchfahren erleben, wird der Verlust bewusst, und wir begreifen, wie sehr wir eine Verbindung zur Natur für unsere körperliche wie seelische Gesundheit brauchen. Durch zahlreiche aktuelle Studien wurde belegt, dass sich der Umgang mit der Natur heilend auf Menschen auswirkt, dass ein Leben fern der Natur krank machen kann. Man braucht nicht einmal große Wälder oder Wildnis zur Rückkehr. Die Begegnung mit einzelnen Pflanzen, etwas Grünfläche, Bäume vor dem Haus können schon stabilisierend und heilend wirken. »Erhöht sich der Anteil an Grünflächen in einer Wohngegend, leben die Menschen länger, erholen sich schneller von Operationen und haben auch die subjektive Empfindung, sich besser zu fühlen.« (Kegel 2013)


VERBINDUNGEN KNÜPFEN

Durch die Pflanzenwässer, durch die bewusste Wahrnehmung ihres Duftes und ihrer Wirkung können wir uns wieder auf eine heilende Beziehung zu den Pflanzen einlassen. Wir haben die Möglichkeit, unsere Verbindung zur Natur, zu ihren Gesetzen zu erneuern und zu vertiefen. Beim Sammeln, bei der Verarbeitung, während der Destillation lässt uns der Duft der Pflanze, ihre Essenz, in eine sinnliche Beziehung mit ihr treten, denn Duftwahrnehmung, der Geruch, ist der Sinn für eine elementare Kommunikation. Wir können das Wesen, die Heilkraft der Pflanzen wortlos verstehen, intuitiv erfassen.

PFLANZEN UND ÄTHERISCHE ÖLE

Die Pflanzen, diese außergewöhnlichen Wesen, können im Gegensatz zu Tieren Sonnenlicht verwerten, es in Materie umsetzen. Sie sind »Selbsternährer«. Mit ihrem Blattgrün, dem Chlorophyll, und dem Sonnenlicht besitzen sie die Fähigkeit, lebensnotwendige Stoffe wie auch die ätherischen Öle, die wir in den Pflanzenwässern zur Verfügung haben, zu bilden. Die sehr komplex aufgebauten ätherischen Öle, die einen großen Teil der Wirkung der Pflanzenwässer ausmachen, gehören zu einer über Jahrmillionen evolutionär entwickelten chemischen Überlebensstrategie der Pflanzen (Köchlin, Battaglia 2012). Sie dienen als Energiereserven, als Schutz vor Parasiten, Fraßfeinden, Bakterien, Pilzbefall, UV-Strahlung, Hitze, Trockenheit und Kälte. Die ätherischen Öle locken bestäubende Insekten an oder halten sich Fraßfeinde vom Leib. Diese Sprache dient auch zur Kommunikation mit anderen Pflanzen, um sie zum Beispiel vor angreifenden Insekten zu warnen. Die duftenden Pflanzenstoffe sind mit unserem Körper kompatibel. Sie wirken nicht nur auf unsere Seele, wie oben beschrieben, sondern auch auf unsere Körperfunktionen. Die Stoffe, mit welchen sich die Pflanzen gegen Viren, Keime und Pilze schützen, sind für uns wertvolle, schützende Heilstoffe. Ihre keimtötenden, antiviralen Eigenschaften kommen auch uns zugute.

SAMMELN UND VERARBEITEN

Die Qualität der Pflanzen, die Sie zur Destillation verwenden, prägt die Qualität des Pflanzenwassers.

Falls Sie keine Frischpflanzen zur Verfügung haben, verwenden Sie getrocknete Pflanzen (Pflanzendrogen) möglichst in Bioqualität. Diese werden mehr und mehr im Kräuterhandel, im Reformhaus oder im Naturkostladen angeboten. Sehr gut eignen sich auch Pflanzen aus dem eigenen Garten oder selbst gesammelte Wildpflanzen.

Sammeln Sie nur Pflanzen, die Sie hundertprozentig sicher kennen. Dieses Buch ersetzt kein Pflanzenbestimmungsbuch. Ziehen Sie Pflanzenbestimmungsbücher zurate oder noch besser, lassen Sie sich von Kräuterkundigen in die Welt der Wildpflanzen einführen. Sammeln und destillieren Sie keine Giftpflanzen.

Sammeln Sie nur so viel, wie Sie wirklich benötigen. Gemäß dem Naturschutzgesetz darf man wildwachsende Pflanzen für den Eigengebrauch der Natur entnehmen, aber nicht mehr als einen Handstrauß.

Pflücken Sie keine unter Naturschutz stehenden Pflanzen (siehe Rote Liste) und auch nicht in einem Naturschutzgebiet. Entnehmen Sie nie den gesamten Bestand der Pflanzen. Gibt es von der gesuchten Pflanze nur wenige Exemplare, lassen Sie alle Pflanzen stehen.

Sammeln Sie nur an unbelasteten Plätzen, die genügend entfernt von Straßen und Industriegebieten liegen, und nicht dort, wo gedüngt wird oder der Boden durch Agrarchemikalien belastet ist.

Dem richtigen Zeitpunkt des Erntens von Heilpflanzen wurde immer eine große Bedeutung zugemessen. Dieses Wissen war in früheren Zeiten umfassend und lebendig. Der Wirkstoffgehalt der Pflanzen schwankt stark im Rhythmus der Jahreszeiten. Eine Wurzel im Sommer zu sammeln, wäre nicht zweckmäßig, da sie erst im späten Herbst ihren höchsten Wirkstoffgehalt besitzt. Pflanzen mit hohem Gehalt an ätherischem Öl in den Blättern sammelt man in der Regel vor Blühbeginn. Beachten Sie dazu den Sammelkalender auf Seite 389.

Der Gehalt an ätherischem Öl in der Pflanze schwankt auch während des Tages. Es gibt Höhepunkte mit einer hohen Konzentration und Zeiten, zu denen sich das Sammeln dieser Pflanzen nicht lohnt.

Manche Duftpflanzen brauchen einige Stunden nach Sonnenaufgang, um genügend ätherische Öle zu enthalten. Einige duftende Pflanzen haben am zeitigen Morgen ihren Dufthöhepunkt wie zum Beispiel die Rose. Später am Tag kann sie sehr viel weniger Duftgehalt haben. Manche Pflanzen entwickeln ihren Duft am Abend oder in der Nacht, wie zum Beispiel der Jasmin.

Nach einer länger anhaltenden Regenzeit oder nach einer Wetterlage mit extrem wenig Niederschlag haben die meisten Pflanzen einen geringeren Gehalt an Wirkstoffen.

Die Gestirne und speziell der Mond üben ebenfalls einen Einfluss auf die Qualität der Pflanzen und somit auch der Pflanzenwässer aus. Dieses Wissen wurde und wird in der Alchemie zum Sammeln und Destillieren der Pflanzen sorgfältig beachtet. Sammeln Sie Wurzeln bei abnehmendem Mond und Blätter und Blüten bei zunehmendem Mond. Kurz vor und nach einer Vollmondnacht haben die Pflanzen in der Regel weniger Kraft, und die Pflanzenwässer sind weniger lange haltbar.

Beobachtungen haben gezeigt, dass der Mondstand auf die Destillation und auf die Qualität der Pflanzenwässer einen Einfluss haben kann. Ich selbst verwende für die günstigen Sammelzeitpunkte den jährlich erscheinenden Konstellationskalender von Maria Thun (Aussaattage, aktuell für jedes Jahr) und Angaben aus der Alchemie (zum Beispiel Junius 1982, Surya 1980) und dokumentiere meine Beobachtungen.

VORBEREITUNG DER PFLANZEN ZUR DESTILLATION

Für die Destillation wird die ganze Pflanze oder auch nur bestimmte Teile der Pflanze, in welchen sich die gewünschten Inhaltsstoffe angereichert haben, verwendet wie: Blätter, Blüten, Stängel, Samen, Früchte, Schale, Wurzeln, Rinde, Holz. Die Limette speichert ihr Öl in der Fruchtschale, die Echte Kamille in den Blüten, die Melisse in den Blättern. Der Duft des Palo-Santo-Holzes befindet sich im Holz. Für ein ganz besonders aromatisches Pflanzenwasser kann man von Melisse, Pfefferminze, Salbei nur den oberen Pflanzenteil, etwa ein Drittel, pflücken.Verwenden Sie zur Destillation die in den Pflanzenporträts angegebenen Pflanzenteile.

Viele Pflanzen werden, zur Herstellung von Pflanzenwässern, frisch zur Destillation verwendet, wie Rose, Melisse, Apfelblüte. Manche Pflanzen werden angetrocknet oder getrocknet wie Lavendel oder Pfefferminze. Wird in einer sehr kleinen Destille, zum Beispiel der Taschendestille mit 0,25 Liter-Kolben oder der Wanderdestille mit 0,5 Liter-Kolben, mit wenig Raum für das Pflanzengut destilliert, ist es manchmal ratsam, getrocknete Pflanzen zu verwenden, da diese weniger Volumen haben. Der Verlust an aromatischen Stoffen, der durch das Trocknen entsteht, ist in diesem Fall geringer als der höhere Ertrag an Inhaltsstoffen im Pflanzenwasser.

Stehen Frischpflanzen nicht zur Verfügung, kann man, bis auf Ausnahmen, auf getrocknete Pflanzen ausweichen. Bewahren Sie getrocknete Kräuter zum Destillieren luftdicht und aromaschonend verschlossen auf, damit die Aromastoffe erhalten bleiben. Zur guten Aufschließung, und um genügend Inhaltsstoffe zu lösen, werden die Pflanzenteile vor der Destillation in der Regel zerkleinert. Wurzeln werden klein geschnitten, hartes Pflanzenmaterial wie Rinden, Holz oder Früchte im Steinmörser grob zerkleinert oder in einer Kaffeemühle grob gemahlen.

Bei vielen Pflanzen wie bei den Lippenblütlern sitzen die ätherischen Öle in Öldrüsen, die auf den Blättern, manchmal exponiert auf der Spitze von Härchen gelagert sind. Die Destillation wird bei den Lippenblütlern in der Regel leicht und schnell verlaufen. Pflanzen aus dieser Pflanzenfamilie wie Rosmarin, Lavendel und Pfefferminze eignen sich besonders gut zur Destillation, und Anfängerinnen und Anfänger haben schon zu Beginn erfreuliche Resultate.

Diese Pflanzen sollen nur grob zerkleinert werden. Man sollte sie nicht zu viel mit den Händen anfassen, die ätherischen Öle können sich sonst zu schnell verflüchtigen. Das Pflanzenmaterial, egal aus welcher Pflanzenfamilie, sollte nie zu Mus gequetscht oder frisch im Mixer püriert werden. Manche Pflanzen, deren ätherische Öle in Wachs oder einer Harzschicht eingeschlossen sind, werden vor der Destillation ein paar Stunden, in seltenen Fällen bis zu 1 bis 2 Tage eingeweicht und dann aus diesem Wasser heraus destilliert. Trotzdem dauert die Destillation länger als bei den Lippenblütlern.

Trockene Pflanzen saugen viel Wasser auf und können während des Destillationsvorgangs bewirken, dass zu wenig Wasser im Kolben ist. Es ist daher ratsam, sie mit Wasser zu besprühen, bevor sie in das Destillationsgefäß gefüllt werden. Frische Pflanzen sollten nicht befeuchtet oder vor der Destillation gewaschen werden.

EIN BLUMENSTRAUSS FÜR SIE

Die bewusste Beschäftigung mit Pflanzen und Pflanzenwässern kann zu einer verantwortungsvollen, liebevollen Haltung im Umgang mit der Natur inspirieren. Dies ist ein wertvoller Beitrag zum Schutz der Natur selbst und formt auch unsere eigene innere Natur.

In diesem Buch werden Sie viele Pflanzenwässer und Pflanzen kennenlernen. Sie sind ein bunter Strauß voller Blumen, Farben, Düfte, Formen und Heilwirkungen, zusammengebunden mit einem Band aus Lebensenergie. Die Schönheit der Blumen haben wir Menschen schon immer als besonders belebend empfunden. So wundert es nicht, dass im alten Ägypten das Zeichen »Ankh« Lebensenergie wie auch Blumenstrauß bedeutet.

Das grosse Buch der Pflanzenwässer

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