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VON HIMMLISCHEN DÜFTEN ZU WUNDERBAREN PFLANZENWÄSSERN

»Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.« HILDE DOMIN

In diesem Buch möchte ich Sie mit den Pflanzenwässern, den duftenden Wässern aus Heilpflanzen, bekannt machen. Obwohl schon seit Jahrhunderten hergestellt und verwendet, sind sie fast ganz in Vergessenheit geraten. In der heutigen Aromatherapie stehen sie als Nebenprodukt der Destillation im Schatten der ätherischen Öle. Doch nun erinnert man sich wieder an diese hochwirksamen Pflanzenwässer, und sie erleben eine wohlverdiente Renaissance. Seit einigen Jahren werde ich in meinen Seminaren zur Aromatherapie und Heilpflanzenkunde immer öfter nach Informationen über die Pflanzenwässer gefragt. Auch sonst ist ein wachsendes Interesse an den Pflanzenwässern, die auch Hydrolate genannt werden, zu beobachten. Dies hat mich bewogen, mein bisheriges Wissen und meine Freude an den duftenden Pflanzenwässern in einem Buch zu verpacken und es Ihnen zu übergeben. Ich freue mich, dass dies eine weitere Möglichkeit für mich ist, die Pflanzen, die mein Leben begleiten, weiter und neu zu würdigen.

DIE ANFÄNGE DER AROMATHERAPIE

In der Anfangszeit der modernen Aromatherapie spielten die Pflanzenwässer eine unbedeutende Rolle. Sie galten als nutzloses Nebenprodukt bei der Destillation der ätherischen Öle. Bei so manchem Destillateur sah ich, wie das bei der Destillation von ätherischen Ölen entstandene Hydrolat, das Pflanzenwasser, in den nahen Bach abgeleitet wurde. Niemand interessierte sich dafür, es ging nur um das ätherische Öl, und nur dieses stand zum Verkauf. Das ist auch heute noch oft so und wird sich vielleicht erst durch das nun langsam wachsende Interesse an Pflanzenwässern ändern.

Dabei bin ich selbst noch einmal in Gedanken meine Geschichte zurückgegangen, die mich mit den Pflanzendüften verbindet. Es war 1988, als ich mein Buch Himmlische Düfte. Das große Buch der Aromatherapie schrieb. Wie einem Wunder hatte ich mich – mit Freude, Neugier und Enthusiasmus – der damals im deutschsprachigen Raum noch fast unbekannten Aromatherapie genähert. Ich habe entdeckt, geforscht, experimentiert, ich war bezaubert von der Schönheit der Pflanzendüfte und beeindruckt von ihrer Heilkraft. Das Buch hat der Aromatherapie im deutschsprachigen Raum die Tür geöffnet und sie bekannt gemacht. Sie ist inzwischen in vielen Bereichen akzeptiert und etabliert. Die Aromatherapie hat teilweise auch in Institutionen wie Kliniken, Seniorenheimen, Hospizen Eingang gefunden und wird besonders in der Krankenpflege geschätzt. Die ätherischen Öle haben das Leben von vielen Menschen bereichert, und ein umfangreicher neuer Erfahrungsschatz hat sich angesammelt. Auch haben zahlreiche wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der ätherischen Öle bestätigt. Die ätherischen Öle, die »himmlischen Düfte«, haben sich ihren Platz erobert.

DEM WUNDER DIE HAND HINHALTEN

Mit den Pflanzenwässern verhält es sich ähnlich. Mit diesem Buch lade ich Sie ein, mit mir – wie damals bei den ätherischen Ölen –»dem Wunder die Hand hinzuhalten«, wie es Hilde Domin ausdrückt, Neues zu entdecken und alten Spuren zu folgen.

Die Pflanzenwässer lernte ich zum ersten Mal Anfang der 1970er-Jahre kennen, als ich durch die Beschäftigung mit der Alchemie von meinen Lehrern das Destillieren erlernte. Einiges über ihre Anwendung in der Naturheilkunde erfuhr ich im Rahmen meiner damaligen Ausbildung zur Heilpraktikerin. Das erste Pflanzenwasser, das ich damals herstellte, war das Rosmarinwasser. Es war so wohltuend, dass ich mehr über die Pflanzenwässer erfahren wollte.

Beim Studium alter Kräuterbücher war mir aufgefallen, dass dort neben gebräuchlichen Zubereitungen der Heilpflanzen als Tees, Pulver, Salben auch die Destillation der Pflanze zu einem Pflanzenwasser beschrieben wird. Fast aus jeder Pflanze, so wussten es die alten Kräuterbuchautoren wie Hieronymus Bock (1577) oder Tabernaemontanus (1731), konnte man ein heilsames Pflanzenwasser herstellen. Auch in den Büchern einiger zeitgenössischer Phytotherapeuten finden sich Angaben zur Anwendung und zur Heilkraft mancher Pflanzenwässer. Da ich wusste, wie man selbst destilliert, stellte ich mit meiner kleinen Destille zahlreiche Pflanzenwässer her. Es gab viel auszuprobieren. Ich sammelte die Ergebnisse meiner Erfahrungen, die Angaben aus der Literatur und Berichte von Kolleginnen und Kollegen. Einige Pflanzenwässer waren mir schon aus der Naturheilkunde bekannt, wie zum Beispiel Fenchelwasser, Hamameliswasser, Holunderblütenwasser und Rosenwasser. Manchen wie dem Rosenwasser, dem Orangenblütenwasser, dem Safranwasser war ich schon in Kochrezepten der Küche Asiens, des Mittleren Ostens und Südeuropas begegnet, besonders durch meine Arbeit an einem Safran-Kochbuch.

PFLANZENWÄSSER IN DER NATURHEILKUNDE

Die Pflanzenwässer entstehen als Kondensat des Destillationsdampfes im Kühler der Destille und enthalten die öllöslichen wie auch die wasserlöslichen flüchtigen Inhaltsstoffe der Pflanzen. Somit sind sie ein Schnittpunkt zwischen der Phytotherapie, die hauptsächlich Pflanzen als Tee, Tinkturen, Pulver usw. verwendet, und der Aromatherapie, die mit den öllöslichen Anteilen, den ätherischen Ölen, arbeitet, die aber eigentlich auch zur Phytotherapie gehört. Beide Bereiche werden in der Anwendung wie auch in der Literatur meist getrennt abgehandelt. Die Angaben über die Pflanzenwässer in der Heilpflanzenkunde, der traditionellen Naturheilkunde, reichen weiter zurück als jene der modernen Aromatherapie. Die Aromatherapie und Aromapflege liefern neue Erkenntnisse und Erfahrungen. So können sich Phyto- und Aromatherapie gegenseitig bereichern, wozu dieses Buch anregen und beitragen möchte.

GEHEIMNISVOLLES WASSER

Im Gegensatz zu den ätherischen Ölen sind die Pflanzenwässer – wie schon der Name verrät – vom Wasser bestimmt. Wer sich mit ihnen und ihrer Heilwirkung beschäftigt, wird auch auf die faszinierenden Eigenschaften des Wassers stoßen. So bin ich auf die interessanten Forschungen zu den besonderen Qualitäten des Wassers von Ruth Kübler, Professor Bernhard Kröplin und weiteren gestoßen. Ich berichte darüber im Kapitel »Geheimnisvolles Wasser« (Seite 27).

Mit dem wachsenden Interesse an Pflanzenwässern werden diese zunehmend im Handel angeboten. Doch es gibt viele wirksame Pflanzenwässer, die man noch nicht kaufen kann, und es ist faszinierend, sie selbst herzustellen. Wie schon die Alchemie zeigte, die uns die Destillation nach Europa gebracht hat, ist die Destillation etwas ganz Besonderes. Es ist ein magischer Moment, wenn der erste Tropfen Pflanzenwasser aus der Destille rinnt, wenn der ganze Raum mit dem Duft der Pflanzen erfüllt wird.

MEINE PFLANZENWÄSSER

Ich habe in diesem Buch jene Pflanzenwässer beschrieben, die ich selbst kenne. Ich habe sie destilliert, ausprobiert, getestet, Studien dazu betrieben und Erfahrungsberichte von Anwenderinnen und Anwendern gesammelt. Einige dieser Berichte finden Sie auf diesen Seiten. Mein Zugang zu den Pflanzenwässern ist die lebendige Erfahrung und meine Verbindung zur europäischen Naturheilkunde als Heilpraktikerin. In den Pflanzenporträts in diesem Buch ergänze ich mein Wissen teilweise mit Informationen aus der aktuellen wissenschaftlichen Forschung, die es über die Pflanzenwässer oder die ätherischen Öle gibt. Hinzu kommen alte und neue Literatur, überliefertes und neues Wissen aus der Pflanzenheilkunde, Aromatherapie und Aromapflege sowie der rege Austausch darüber mit Kolleginnen und Kollegen, mit meinen Schülerinnen und Schülern. So können sich Wissenschaft, Erfahrung, Intuition und Naturerleben miteinander verbinden, um ein facettenreiches Bild der Pflanzenwässer entstehen zu lassen. Ich möchte die Pflanzenwässer nicht nur, wie heute oft üblich, in Hinblick auf isolierte Inhaltsstoffe betrachten und bewerten, sondern sie als harmonisches Ganzes im Sinne der Naturheilkunde und der modernen Komplementärmedizin vorstellen.


Dazu möchte ich David Suzuki, früher Professor für Genetik an der Universität von British Columbia und Träger des Alternativen Nobelpreises, zu Wort kommen lassen: »Die Wissenschaft vertritt eine sehr einflussreiche Sicht der Welt. Indem wir uns auf ein Teilstück der Natur konzentrieren, indem wir alles, was damit zu tun hat, erfassen und ein bestimmtes Fragment messen und beschreiben, gewinnen wir tiefe Einsichten – aber nur in jenen Teilaspekten (…). Das Detailwissen wird im Lauf der Zeit wachsen und sich wandeln, die Phänomene jedoch werden ihren wunderbaren Glanz für immer behalten.«

Die Beschäftigung mit Pflanzenwässern, mit Heilpflanzen, die Berührung mit der Natur, dies alles lässt uns manchmal diesen wunderbaren Glanz, von dem David Suzuki spricht, erfahren und ermöglicht es uns, an Wundern zu wachsen, unsere eigene Mitte zu erleben und unsere Gesundheit zu erhalten. Den Pflanzen mit offenen Sinnen zu begegnen, sich auf ihre Persönlichkeit einzustimmen, lässt uns heilsam die Lebendigkeit der Erde wie auch unsere eigene Lebendigkeit spüren.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Kennenlernen und Anwenden der wunderbaren Pflanzenwässer.

Susanne Fischer-Rizzi

Sulzberg im Allgäu, Herbst 2013

Das grosse Buch der Pflanzenwässer

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