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Heilwirkung

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Der früheste uns bekannte Bericht über die wunderbare Heilkraft des Beinwells stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.. Dioskurides, ein berühmter Militärarzt, lobt diese Pflanze in seiner »De Materia Medica Libri«. Und er musste es ja wissen, denn er hatte wohl hauptsächlich mit der Heilung von Wunden, Verletzungen und Knochenbrüchen zu tun. Und dies sind nach unserer heutigen Überzeugung die gebräuchlichsten Wirkungsgebiete des Beinwells, der, nachdem er einige Zeit vergessen war, eine Renaissance erlebt.

Mit einem Glas Beinwellsalbe und einer Schachtel Beinwellpulver in der Hausapotheke ist man für so viele Notfälle gerüstet, die hier aufzuzählen mir schier unmöglich ist. Doch wenn man die Hauptbestandteile des Beinwells kennt, kann man sich selbst die Heilwirkungen ableiten.

Der Amerikaner Edgar Allen (1892-1943), ein bekannter Forscher, besonders auf dem Gebiet der Pharmakologie, nannte den Beinwell »die Arnika der Knochen und der Knochenhaut, des derben Gewebes, der Narben und Fasern«. Wir können den Beinwell also bei allen Erkrankungen des Knochensystems anwenden: Verletzungen der Knochenhaut und des Knochengewebes, Kniegelenksbeschwerden, Knochenbrüchen. Auch die Sehnen und Bänder werden durch Beinwell gestärkt und geheilt. Er hilft bei Sehnenscheidenentzündung, Verstauchungen, Überdehnungen.

Die Heilung von Wunden wird beschleunigt durch den Abtransport abgestorbenen Gewebes und Flüssigkeit und durch die Anregung des Wundwachstums. Daraus leiten sich weitere Anwendungen ab: Wunden, Unterschenkelgeschwüre, Nagelbettentzündungen, Geschwüre, Venenentzündungen, Narbenschmerzen, verhärtete, schlecht heilende Narben, Schmerzen nach Amputationen, Frostbeulen, Blutergüsse. Beinwellzubereitungen sollten jedoch nicht auf größere offene Wunden aufgetragen werden.

Wie wird der Beinwell bei all diesen Krankheiten angewendet? Eine Beinwellsalbe wird aufgetragen bei Wunden, Narbenschmerzen, Phantomschmerzen, Nagelbettentzündungen, Fußpilz, Fersenriss, Sehnenscheidenentzündung. Bei Kniegelenksbeschwerden, Blutergüssen, Unterschenkelgeschwüren, Gicht, Arthrose und Venenentzündung macht man einen Umschlag mit Beinwellpulver in heißem Wasser gelöst. Am besten ist der frische Brei aus der zerstampften Wurzel. Sie wird ausgegraben, gereinigt und zerstoßen, auf ein Tuch gestrichen und aufgelegt. Je nach Bedarf einige Zeit oder über Nacht wirken lassen. Das trokkene, aus der getrockneten Wurzel gemahlene Pulver wird mit heißem Wasser gut durchgerührt, bis es einen steifen, schleimigen Brei ergibt. Auf ein Tuch streichen und über die betreffende Körperstelle legen, über Nacht einwirken lassen.


Wundkräuter im Vergleich

Beinwellregeneriert das Gewebe, heilt Blutergüsse besonders dort, wo der Knochen direkt unter der Haut liegt, Knochenerkrankungen, hemmt bösartiges Zellwachstum, heilt stumpfe Verletzungen mit Gewebeverlust; einsetzen dort, wo Arnika zu scharf ist und Allergien erzeugt, auch bei älteren Wunden.
ArnikaHieb-, Stichund Schnittverletzungen, Blutergüsse an Weichteilen, stärkt arterielle und venöse Gefäße, Mittel zur Lokalbehandlung von Entzündungen bei frischen Wunden.
JohanniskrautWunden und Brandverletzungen, wo besonders Nervenspitzen verletzt sind, Neuralgien, bei frischen Erfrierungen und Verbrennungen.
Blutwurzblutstillend und zusammenziehend bei stark blutenden Wunden und speziell bei Schnitten.
Ringelblumeschlecht heilende Wunden, Schwellung und Entzündung der Lymphknoten und -stränge.
GundermannEiternde, schlecht heilende Wunden, Verbrennungen.

Beinwellwurzeln sind in der Apotheke als Symphy ti radix erhältlich, ebenso die Urtinktur aus der frischen Wurzel.

Verarbeitung

Zur Herstellung von Salbe, Pulver, Tee usw. können wir die Wurzeln vom Beinwell wie vom Comfrey verwenden. Comfrey enthält etwas mehr Allantoin. Im zeitigen Frühjahr und späten Herbst, wenn die Kräfte der Pflanze wieder in die Wurzel zurückgezogen sind, ist ihr Allantoingehalt am höchsten. Dann ist die beste Zeit, sie auszugraben. Man braucht dazu einen kräftigen Spaten, denn sie ist groß und bohrt sich tief in die Erde. Der obere Teil ist stark verzweigt. Die Wurzelrinde ist dunkelbraun bis schwarz, das Innere weißlichgelb und sehr schleimig. Nachdem man die Wurzel sorgfältig ausgegraben hat (einen Wurzelsteckling übriglassen und wieder eingraben), wird sie sauber gewaschen und in kleine Stücke geschnitten. Man breitet sie auf einem Tuch aus und trocknet sie an der prallen Sonne. Normalerweise sollte man dies mit Heilpflanzen nicht tun, sie können Stoffe dadurch verlieren. Die Beinwellwurzel ist jedoch so schleim- und wasserreich, dass sie nicht richtig getrocknet sehr leicht schimmelt. Bei bedecktem Wetter auf ein Backblech streuen und auf die Zentralheizung stellen oder im Backofen leicht antrocknen. Man kann die Wurzel auch in Scheiben schneiden, auf einen Faden auffädeln und zum Trocknen aufhängen. Die getrockneten Wurzelstücke vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahren. Zum Tee kocht man davon 1 Teelöffel mit 1 Tasse Wasser auf. Er dient für Umschläge und Kompressen. Für Pulver werden die Wurzelstücke im Mörser oder in der Kaffeemühle fein gemahlen. Letztes Jahr habe ich einige Beinwellwurzeln, um sie für Notfälle als Frischpflanze zu gebrauchen, im Keller in einer Sandkiste aufbewahrt. Sie haben sich gut gehalten. Für die Tinktur gibt man klein geschnittene, frische Wurzelstücke in ein dunkles Schraubglas, so dass es ganz gefüllt ist, übergießt mit 45-prozentigem Alkohol, lässt es ca. 3 Wochen stehen und seiht ab.

Beinwellsalbe

Frische Beinwellwurzeln500 g
Wollfett, pestizidfrei,70 g
in der Apotheke erhältlich
Olivenöl, nativ, kaltgepresst500 ml
Bienenwachs, geraspelt, ungebleicht20 g

Die Wurzeln sauber waschen und klein schneiden. Wollfett in einem Topf schmelzen, das Öl zugeben. Die Wurzeln untermischen und ca. 20 Minuten unter ständigem Rühren erhitzen. Nicht kochen lassen, jedoch immer kurz unter dem Siedepunkt halten. Durch ein Tuch seihen, gut ausdrücken und in den sauberen Topf zurückschütten. Jetzt das Wachs in einem anderen Topf im Wasserbad schmelzen und unter Rühren zu der Öl-Wollfett-Mischung geben. Nochmals erwärmen, damit sich alles gut verbindet. In Salbentöpfchen füllen. Kühl aufbewahren. Ca. 1 Jahr haltbar. Für diese Salbe kann man Beinwell- wie Comfreywurzeln verwenden.

In seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion auf Wollfett (Wollwachs) kommen, besonders wenn es auf offene Wunden aufgetragen wird. Das Wollfett kann jedoch durch Sheabutter ersetzt werden.

Beinwellsalbe - Spezial

Frische Beinwellwurzeln500 g
Wollfett, pestizidfrei70 g
Ringelblumenöl250 ml
Johanniskrautöl250 ml
Propolistinktur2 TL
ätherisches Berglavendelöl10 Tropfen
Bienenwachs, ungebleicht, geraspelt22 g

Die beiden Kräuteröle werden aus frischen Pflanzen angesetzt. Propolistinktur ist im Reformhaus oder direkt beim Imker, bei der Imkerin erhältlich. Zubereitung wie oben, bevor die Salbe noch warm in Salbentöpfchen gefüllt wird, die Tinktur und das Lavendelöl unterrühren. Eine wahre Wundersalbe, besonders zur Behandlung von Wunden und offenem Bein. Diese Salbe nicht verwenden bei: Unverträglichkeit auf Bienenprodukte.

Einige Tipps zur Salbenherstellung

»Salbenkochen ist ein heiliges Geschäft«, es verlangt Konzentration und Hingabe. Es ist wie beim Brotbacken, ist man in Eile und unkonzentriert, wird das Brot beziehungsweise die Salbe nichts. Deshalb sollten wir uns zum Salbenkochen Zeit nehmen, die Pflanzen mit Dankbarkeit ernten und sie sorgfältig zu diesem Heilmittel Salbe verarbeiten.

Um Schimmeln der Salben zu verhindern, nur mit sauberem Geschirr arbeiten. Töpfe, Rührlöffel, Schüsseln usw. mit kochend heißem Wasser vorher reinigen. Für das Abwiegen kleiner Mengen eignet sich eine Briefwaage, für größere genügt eine normale Haushaltswaage. Zum Durchseihen der heißen Salbenflüssigkeit verwendet man ein Tuch (eine Windel oder ein Milchtuch, das man früher zum Durchseihen der Molke verwendet hat). Das Tuch wird in ein Sieb gelegt. Bevor die fertige Salbe endgültig in Salbentöpfchen gefüllt wird, kann man ihre Beschaffenheit prüfen, indem man einen Tropfen auf einen Teller gibt, bläst und den abgekühlten Tropfen auf die Haut reibt (Marmeladetest). Ist die Salbe zu fest und dringt nicht gut in die Haut ein, gibt man noch etwas Öl zu. Ist sie zu weich und wird nicht fest, fügt man geschmolzenes Wachs zu. Zum Einfüllen der Salben kleine Gefäße sammeln, zum Beispiel leere Kosmetikdöschen und kleine Schraubgläser. Salben zum Lagern an einem kühlen Ort aufbewahren.

Kommission E

Beinwell enthält toxische Pyrrolizidinalkaloide. Deshalb hat die Kommission E in ihrer Monographie für Beinwell den Gebrauch dieser Heilpflanze eingeschränkt und sie als toxisch eingestuft. Sie fordert standardisierte Präparate. Salben oder andere Zubereitungen zur äußeren Anwendung dürfen nur 5 bis 20 Prozent getrocknete Beinwellwurzel enthalten. Eine pro Tag applizierte Dosis darf nicht mehr als 100 mg Pyrrolizidinalkaloide mit 1,2 ungesättigten Necingerüst einschließlich ihrer N-Oxide enthalten.

Medizin der Erde

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